Der Täter ist oft kein Fremder

GUSENBURG. (kat) Wie man sicher Straßen überquert, und was in Notfällen zu tun ist, haben die Kinder und Eltern des Drei-Königen-Kindergartens in Gusenburg gelernt. Doch der Besuch der kinderfreundlichen Ordnungshüter von der Polizeipuppenbühne Mayen hatte nicht nur lustig-lehrreiche Seiten. Es ging auch um Kinder als Opfer von Straftaten.

Dass er den Arm ganz weit nach oben strecken soll, damit die Autofahrer ihn besser sehen, hat Janosch (6) bereits gelernt. Vor Ort haben die Ordnungshüter das Überqueren der Straße mit den Jungen und Mädchen geübt. "Man muss immer erst schauen, ob ein Auto kommt", sagt Maike (6) überzeugt. Die Präventionsarbeit soll nicht nur die Kinder erreichen. Auch die Eltern wurden in die Arbeit der Mayener Polizeipuppenbühne miteinbezogen. "Viele Tragödien könnten vermieden werden, wenn die Kinder ordnungsgemäß angeschnallt wären", betont Annette Jungbluth, Leiterin des Gusenburger Kindergartens. Das heikelste Thema des Tages waren Kinder als Opfer von Straftaten. Kinder brauchen beides, Freiraum und Schutz - hier sind sich Pädagogen und Ordnungshüter einig. "Kinder stark machen ist der beste Schutz vor sexuellem Missbrauch. Zuviel Angst auf Seiten der Eltern ist ebenso schädlich wie zu viele Freiheiten", so Jungbluth. Spuren hinterlassen hat bei den Eltern die Richtigstellung der Erziehungsfloskel "Nimm nie von einem Fremden Bonbons". Denn diese seien gefährlich. "Die Polizisten haben uns klar gemacht, dass es meist kein Fremder ist, der Kinder missbraucht und dass das Lockmittel von Pokémon-Karten bis hin zu Schokolade alles mögliche sein kann", erklärt die Kindergarten-Leiterin. Viele Straftäter kommen aus dem Bekanntenkreis oder sogar der eigenen Familie. Außerdem: Zwar werden die meisten sexuellen Übergriffe auf Kinder von Männern verübt, doch der Täter kann auch weiblich sein. Und was machen die Jungen und Mädchen in Notfällen? Zusammen mit der erlernten Zeichensprache bleibt der Notruf 110 noch lange im Gedächtnis. Janosch hält den Daumen nach oben. Zweimal zeigt er die Eins, dann werden Daumen und Zeigefinger zu einer Null. Gegen das Vergessen vielleicht einmal überlebenswichtiger Regeln helfe nur eines: "Immer wieder üben", sagt die Erzieherin. Nach dem lehrreichen Besuch steht für Janosch fest: "Polizisten sind richtig nett. Ich werde auch Polizist."

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