Dunkle Wolken über dem Freibad

HERMESKEIL. 2,5 Millionen Euro kostet die Sanierung des Freibads, für dessen Zukunft die Menschen im Hochwald lange und hart gekämpft haben. Eine Zukunft, die es möglicherweise nicht geben wird. Der TV sprach darüber mit Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes und Stadtbürgermeisterin Ilona König (beide CDU).

 Michael Hülpes: Es gibt keine Garantie, dass das 2001 erarbeitete und beschlossene Sanierungskonzept für das Freibad auch tatsächlich umgesetzt werden kann.Fotos: Jörg Pistorius

Michael Hülpes: Es gibt keine Garantie, dass das 2001 erarbeitete und beschlossene Sanierungskonzept für das Freibad auch tatsächlich umgesetzt werden kann.Fotos: Jörg Pistorius

Der bisher einzige Bürgerentscheid im Hochwald drehte sich im Frühsommer 2001 um die Öffnung des Freibads, das der Verbandsgemeinderat aus Kostengründen schließen wollte. Obwohl der Entscheid an der 30-Prozent-Hürde scheiterte, wurde das Bad wieder geöffnet. Welchen Hintergrund hatte diese Entscheidung? Michael Hülpes : Der Verbandsgemeinderat hatte sich mit der Stadt über die Verteilung der Sanierungskosten geeinigt und nach langen und intensiven Diskussionen den Entschluss gefasst, das Freibad wieder zu öffnen und die Verwaltung damit zu beauftragen, Pläne zur grundlegenden Sanierung und Umgestaltung des Bades zu erarbeiten. Denn eine Sanierung ist unumgänglich. Die jährlichen Instandhaltungskosten, die das Bad im jetzigen Zustand verursacht, liegen bei 50 000 Euro.Ilona König : Wir müssen dieses Bad aus Sicht der Stadt unbedingt erhalten. Es ist ein zentraler Bestandteil unserer Freizeitstruktur. Das Sanierungskonzept ist lange diskutiert worden. Eine Bürgerinitiative hat sich engagiert, aber vergeblich für den Erhalt des 50-Meter-Beckens eingesetzt. Warum konnte das im November 2001 vom Verbandsgemeinderat beschlossene Sanierungskonzept darauf keine Rücksicht nehmen? Michael Hülpes : Wir hatten aus Mainz die eindeutige Auflage bekommen, die Wasserfläche zu verkleinern. Ein 50-Meter-Becken baut heute niemand mehr. Das Freibad ist ausgelegt auf 120 000 Besucher pro Jahr. Es kommen maximal 40 000. Deshalb war eine Reduzierung unumgänglich. Das Sanierungskonzept ist zwar beschlossene Sache, aber seine Umsetzung haben Sie in der Rede zum Haushalt 2003 in Frage gestellt. Warum? Michael Hülpes : Es stimmt, wir haben einen Sanierungsplan mit einem Volumen von 2,5 Millionen Euro beschlossen. Wann dieser Plan umgesetzt werden kann, steht allerdings in den Sternen und hängt auch entscheidend davon ab, wann wir die Landesförderung, die bei 40 Prozent liegt, erhalten werden. Warum steht die Umsetzung in den Sternen? Wo liegt das Problem? Ilona König : Es gibt eine Förderungs-Rangliste in Sachen Freibäder, und auf dieser stehen wir leider nicht an erster Stelle. Konz, Mertesdorf und Kell am See sind früher dran als wir.Michael Hülpes : Allein Konz blockiert den Landeszuschuss für drei Jahre. Wir können noch nicht mit diesen Mitteln planen. Die Verbandsgemeinde kann demnach momentan nicht garantieren, dass sie sich die beschlossene und von den Bürgern gewünschte Sanierung des Freibads leisten kann. Michael Hülpes : Nein, eine solche Garantie gibt es nicht. Müssen die Hochwälder ein zweites Mal eine Schließung ihres Freibads befürchten? Michael Hülpes : Die Instandhaltungskosten sind im Haushalt 2003 noch enthalten, das Bad wird in diesem Jahr öffnen. Ob wir uns diese 50 000 Euro auch noch 2004 leisten können, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen. Wenn sich die Haushaltslage der Kommunen weiterhin so dramatisch verschlechtert, dann sieht es nicht gut aus. Eine Schließung des Bades bis zur Sanierung ist vor diesem Hintergrund nicht auszuschließen.Ilona König : Das wäre fatal. Wir müssen das Freibad offen halten, bis die Sanierung umgesetzt werden kann. Einmal geschlossen, immer geschlossen, das ist meine Befürchtung. Wäre es möglich, die Sanierung des Freibads ohne den 40-Prozent-Zuschuss aus Mainz durchzuführen? Michael Hülpes : Wir haben das durchgerechnet. Ein solches Modell würde den Haushalt der Verbandsgemeinde mit 100 000 Euro jährlich belasten. Ich sehe keine Chance, so etwas durch den Verbandsgemeinderat zu bekommen. Herr Hülpes, Ihr Einsatz für das Freibad hat Ihnen 2001 viele Pluspunkte im Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus verschafft. War es nicht schon damals fraglich, ob ein Sanierungskonzept mit einem Volumen von 2,5 Millionen Euro umgesetzt werden kann? Michael Hülpes : Nein. Zu dieser Zeit war nicht absehbar, dass sich die Haushaltslage derart dramatisch verschlechtern wird. Es war realistisch, anzunehmen, dass wir die Sanierung mittelfristig umsetzen können. Werden Alternativen untersucht, die eine Rettung des Freibads bewirken können? Ilona König : Wir denken über vieles nach. Es gibt die Möglichkeit, Firmen anzusprechen und einen Förderverein zu gründen.Michael Hülpes : Wir sehen uns entsprechende Modelle in anderen Kommunen an. Dazu gehört auch eine Objektgesellschaft, die dann die Trägerschaft des Bades übernehmen würde. Eines sollte klar sein: Wir setzen uns mit allem Nachdruck für die Erhaltung des Freibads ein. Die nächste Kommunalwahl ist nicht mehr besonders weit weg. Unpopuläre Entscheidungen wie eine Freibadschließung im Vorfeld können verheerende Wirkung haben. Michael Hülpes : In Bezug auf Probleme dieser Größenordnung bilden sich im Verbandsgemeinderat Bündnisse über Fraktionsgrenzen hinweg. Die Sanierung des Hallenbads wird in diesem Jahr abgeschlossen. Wir haben damit auf jeden Fall ein Bad. Ob wir zwei brauchen, ist ohnehin umstritten.

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