Erinnerung an jüdische Terroropfer

In Thalfang gab es früher eine große jüdische Gemeinde. Viele Juden flohen vor der Verfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus. 20 Menschen wurden während der Terrorherrschaft ermordet. Pfarrer Winfrid Krause lädt bei einem offenen Abend am 9. November zu einer Diskussion dazu ein, ob und wie ihrer gedacht werden soll.

 Stolpersteine für Thalfang? Über diese Frage soll am 9. November im evangelischen Gemeindehaus diskutiert werden. Foto: dpa

Stolpersteine für Thalfang? Über diese Frage soll am 9. November im evangelischen Gemeindehaus diskutiert werden. Foto: dpa

Thalfang. Tausende jüdische Geschäfte und Synagogen wurden am 9. November vor 71 Jahren in der Reichspogromnacht beschädigt oder zerstört. Auch die Thalfanger Synagoge wurde stark beschädigt. "Die Thalfanger Juden mussten der Verbrennung der Thora-Rollen auf dem Marktplatz beiwohnen", erzählt der Thalfanger Pfarrer Winfrid Krause, der sich intensiv mit der Geschichte der Juden in dem Ort befasst hat.

Wie andernorts auch erlitten sie später ein weit schlimmeres Schicksal. 20 von ihnen verloren ihr Leben. Vielen anderen war es vorher gelungen, ins Ausland zu fliehen. Krause lädt anlässlich des Jahrestags der Reichspogromnacht zu einem offenen Abend ins evangelische Gemeindehaus in Thalfang ein. Unter anderem soll darüber diskutiert werden, ob ähnlich wie beispielsweise in Trier, Hermeskeil, Konz, Bernkastel-Kues und erst kürzlich in Talling auch in Thalfang sogenannte "Stolpersteine" verlegt werden sollen. Dabei handelt es sich um kleine Gedenktafeln aus Messing, die in den Bürgersteig eingelassen werden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig will mit dieser Aktion an die Opfer der NS-Zeit erinnern.

Europaweit gibt es laut Demnig inzwischen mehr als 20 000 Stolpersteine. In den meisten Fällen verliefen die Projekte problemlos. In Trier hatte sich allerdings eine Hausbesitzerin über die Verlegung von fünf Messingsteinen vor ihrem Gebäude beschwert, letztlich ohne Erfolg. In Wittlich geriet das Vorhaben zwischen die Fronten um die Auseinandersetzung um den früheren Kulturamtsleiter und wurde zunächst zurückgezogen. Im August unternahmen die Befürworter des Projekts "Stolpersteine für Wittlich" einen erneuten Vorstoß beim neuen Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Entschieden ist dort noch nichts.

Ziel des Abends in Thalfang ist es laut Krause, mit möglichst vielen Thalfangern zu erörtern, ob "wir eine Aktion wie die Stolpersteine auch wollen". Er möchte auch darüber diskutieren, ob an dem Standort der früheren Synagoge ein Hinweisschild angebracht wird. Bislang wird lediglich am Jüdischen Friedhof auf die frühere Existenz einer großen jüdischen Gemeinde hingewiesen.

Der Pfarrer ist allerdings auch offen für andere Formen der Erinnerung. Burkhard Graul, erster Beigeordneter der Ortsgemeinde Thalfang, findet die Überlegungen "von der Idee her sehr gut". Erinnerung sei notwendig, damit "so etwas nie wieder passiert". Dennoch wolle er dem Thalfanger Gemeinderat in der Sache nicht vorgreifen.

Graul will am Montag als Vertreter des erkrankten Ortsbürgermeisters Franz-Josef Gasper anwesend sein.

Der offene Abend findet am heutigen Montag, 9. November, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Thalfang statt. Jedermann ist zu der Veranstaltung eingeladen.

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