Erweiterung muss warten

Insbesondere aus Sicht von CDU und FWG verbinden sich mit der geplanten Erweiterung der Biogasanlage in Reinsfeld noch zu viele offene Fragen. Deshalb lehnte der VG-Rat Hermeskeil eine Eil-Entscheidung über die für das Vorhaben nötige Änderung des Flächennutzungsplans mehrheitlich ab. In Reinsfeld soll künftig Biogas zu Erdgas aufbereitet und danach in das Erdgasnetz der Stadtwerke Trier (SWT) eingespeist werden.

 Noch ist der Weg nicht frei für die Erweiterung der Reinsfelder Biogasanlage. Die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Hermeskeil hat der VG-Rat am Mittwoch vertagt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Noch ist der Weg nicht frei für die Erweiterung der Reinsfelder Biogasanlage. Die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Hermeskeil hat der VG-Rat am Mittwoch vertagt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil/Reinsfeld. Ausführliche Informationen ja, aber kein Beschluss: Engelbert Philipp und Ulrich Schmitt, die Sprecher von CDU und FWG, machten am Mittwoch im Hermeskeiler VG-Rat gleich zu Beginn klar, dass sich ihre Fraktionen von der kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzten Änderung des VG-Flächennutzungsplans überrumpelt fühlten und ihr nicht zustimmen würden. Diese Änderung ist im Genehmigungsverfahren eine entscheidende Voraussetzung für die geplante Erweiterung der Reinsfelder Biogasanlage "Zeus" um zirka 1,5 Hektar. Damit soll, so der Wunsch der Investoren, Platz für ein Modellprojekt geschaffen werden. In Kooperation mit den Stadtwerken Trier (SWT) will die Betreiberfirma Ökobit eine Aufbereitungsanlage bauen (der TV berichtete). Mit ihr soll Rohbiogas in einer Menge von 1000 Kubikmeter pro Stunde in Erdgas umgewandelt, über eine 17 Kilometer lange Leitung nach Mertesdorf transportiert und dort in das Erdgasnetz der SWT eingespeist werden. Das Bioerdgas kann danach an Standorten in der ganzen Region, sofern sie ans SWT-Netz angeschlossen sind, in Blockheizkraftwerken eingesetzt werden, wie es sie etwa in Krankenhäusern oder Schulen gibt. "Wir haben es mit einer völlig neuen Technik zu tun. Bundesweit gibt es momentan erst zwei vergleichbare Anlagen", betonte Rudolf Schöller von der SWT. Entscheidender Vorteil des neuen Verfahrens sei die größere Effizienz. Bislang gehe ein Großteil der erzeugten Wärme ungenutzt verloren. "Jetzt könnten wir den Wirkungsgrad spielend von 40 auf über 80 Prozent erhöhen." Eine schnelle Entscheidung des VG-Rats sei vor allem wegen des "sportlichen Zeitrahmens" wichtig. "Wir wollen noch in diesem Jahr aus Reinsfeld Erdgas liefern", so Schöller. Inklusive der Leitung nach Mertesdorf investieren die SWT rund 3,8 Millionen Euro. Hinzu kommen 1,2 Millionen Euro, die Ökobit für die Erweiterung der Anlage in die Hand nimmt. Laut Jörg Johann von der Betreiberfirma ist auf dem Gelände von "Zeus" der Bau eines zusätzlichen Fermenters (Gärbehälter) geplant. Außerdem müssen drei neue Gärrestlager angelegt werden. Das vergärende Material müsse 180 Tage lang abgedeckt werden, beantwortete Johann eine Frage von Ilona König (CDU). SWT will noch 2007 Gas aus Reinsfeld liefern

Nachgehakt wurde von den Ratsmitgliedern auch, wie das Biogas produziert wird. Rund 30 Prozent, so Johann, entsteht aus nachwachsenden Rohstoffen wie Gras, Mais oder Gülle. Der Rest aus Abfällen, wobei es sich zumeist um Lebensmittel handelt, die das Verfallsdatum überschritten haben. Klärschlamm oder gar Tierkadaver würden nicht verarbeitet, so Johann auf Nachfrage von Roland Eiden (CDU). Auch Bedenken wegen einer möglichen Geruchsbelästigung wurden geäußert. Johann versuchte dies mit dem Hinweis zu entkräften, dass im Rahmen des Genehmigungsverfahrens auch ein Gutachten zu diesem speziellen Thema erstellt wird. Der Reinsfelder Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) machte deutlich, dass er vom VG-Rat eine breite Zustimmung für dieses Modellvorhaben erwarte, das im Gemeinderat fraktionsübergreifend unterstützt werde. Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) betonte, "dass ich zu dem Projekt stehe". Er habe jedoch Verständnis dafür, dass vor einer Entscheidung über den Flächennutzungsplan noch Beratungsbedarf in den Fraktionen bestünde. Kommentar Einmalige Chance Das kam nun doch zu überraschend: Sowohl Verwaltung als auch die Investoren müssen sich nicht wundern, dass viele Ratsmitglieder bei der Erweiterung der Reinsfelder Biogasanlage keine Hals-über-Kopf-Entscheidung treffen wollten. Bei einem Projekt, das durchaus verständliche Bedenken hervorruft, kann nicht kurz vor Sitzungsbeginn einfach so aus heiterem Himmel ein Beschlussvorschlag auf den Tisch gelegt werden, über den die Fraktionen vorher nicht beraten konnten. Eine bessere Vorbereitung wäre dringend angebracht gewesen. Unabhängig davon bleibt aber festzuhalten: In Zeiten, in denen alles vom Klimawandel spricht und wohl niemand mehr ernsthaft abstreiten wird, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind, kann sich die Hochwald-Region auf diesem Gebiet mit der Biogasaufbereitungsanlage eine Vorreiterrolle sichern. Viele Chancen, sich so zu profilieren, gibt es sicher nicht. Deshalb sollte sich die Verbandsgemeinde Hermeskeil dieser neuen Technologie letztlich nicht verschließen und den Weg für die Verwirklichung dieses Pilotprojekts ebnen. a.munsteiner@volksfreund.de

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