Es war einmal...

"Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Ein so glückliches Ende wie bei den Gebrüdern Grimm wird dem Keller "Märchenwald" nach dem 3. Dezember wohl nicht vergönnt sein. Die einstige Tourismus-Attraktion, die seit langen in einem desolaten Zustand ist, kommt am 3. Dezember vor dem Trierer Amtsgericht unter den Hammer.

Kell am See. Rotkäppchen packt ganz augenscheinlich das kalte Grauen. Das mag vor allem daran liegen, dass der böse Wolf zähnefletschend vor ihr steht. Vielleicht hat es aber auch ganz einfach aus dem Fenster geschaut.

Dass der Keller Märchenwald mit seinen elf Holzhäuschen, in denen mit Puppen die Szenen bekannter Kindergeschichten nachgestellt sind, mit seinem Streichelzoo und seinem Minigolfplatz viele Besucher anlockte - das war einmal und ist lange, lange her.

Mitte der 1970er-Jahre eröffnet, hatte der "Märchenwald" zunächst gute Zeiten erlebt. Doch nach mehreren Besitzerwechseln liegt er schon lange im Dornröschenschlaf, wird aber paradoxerweise selbst in aktuellen Autokarten - etwa beim ADAC - noch als besondere Sehenswürdigkeit in der Hochwald-Region angeführt.

Wochenendhäuser sollen verhindert werden



Dabei bietet der "Märchenwald" inzwischen nur noch ein trostloses Bild. Auf dem Gelände liegen reihenweise umgestürzte Bäume, an den Holzhütten blättert die Farbe ab oder sie sind sogar komplett verwaist und dienen als Unterstellplatz für allerlei Gerümpel und ein Gewirr von Stromkabeln.

"Dieser Bereich ist uns schon lange ein Dorn im Auge. Dort hat es nicht die Entwicklung gegeben, die wir uns vorgestellt haben", formuliert es Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) noch vergleichsweise vorsichtig. Sein Parteifreund Dittmar Lauer wird deutlicher: "Der Zustand ist desolat und alles andere als ein Image-Gewinn für unseren Ort."

Am 3. Dezember wird nun das vermutlich letzte Stündlein des "Märchenwalds" schlagen, der sich noch im Besitz einer holländischen Familie befindet. Vor dem Trierer Amtsgericht ist ein Zwangsversteigerungstermin anberaumt. Der Verkehrswert für das Gaststättengebäude inklusive der kompletten Parkfläche ist auf 71 000 Euro taxiert.

Die Ortsgemeinde hat aber bereits vor dieser Versteigerung wichtige Fakten geschaffen. Der Keller Rat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplans und eine sogenannte Veränderungssperre für den Bereich "Arenswiese" beschlossen. "Wir haben damit die Hand drauf, was auf diesem Gelände künftig passiert und können einem künftigen Besitzer klar machen, was wir als Kommune wollen und was nicht", betont Lehnen. Klar ist: Die Gemeinde will durch ihren planungsrechtlichen Schritt verhindern, dass im Bereich des bisherigen "Märchenwalds" Wochenendhäuser gebaut werden, wofür es schon Anfragen gegeben hat. Den Keller Gemeindevätern schwebt vor, dass dort als Ergänzung zum direkt benachbarten und Ende 2006 eröffneten Hochseilgarten eine weitere Fremdenverkehr-Einrichtung entsteht. "Sollte ein Investor kommen, der einen modernen Märchenpark installieren würde, wäre das zwar nicht gänzlich ausgeschlossen. In dem Zustand, in dem er jetzt ist, muss er aber weg", sagt Lehnen, fügt aber gleich hinzu, dass das Fortbestehen eines Märchenparks eher eine "theoretische Möglichkeit" ist. Wahrscheinlicher ist eine andere Nutzung im Sektor "Freizeit und Fremdenverkehr". Wie diese aber konkret aussehen könnte, sei noch offen, so der Gemeindechef abschließend.

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