Explosiver Fund in Enscher Keller: Sprengstoff bei Renovierung entdeckt - Vernichtung in Kiesgrube

Ensch · Etwa zehn Kilogramm Sprengstoff haben Experten des Landeskriminalamts am Dienstag im Keller eines leerstehenden Mehrfamilienhauses in Ensch sichergestellt. Der explosive Stoff, der bei Renovierungsarbeiten entdeckt worden war, wurde gestern in einer Kiesgrube kontrolliert gesprengt.

Ensch. Die verpackten Bündel mit der Aufschrift "Orica", das ist der Name einer australischen Herstellerfirma für gewerblichen Sprengstoff, lagerten offenbar schon seit längerem in dem Keller eines Mehrfamilienhauses in Ensch. Laut Beschriftung sei der Sprengstoff 15 Jahre alt, sagt Dirk Wollenweber vom Dezernat für Sprengstoff-Entschärfung des Landeskriminalamts (LKA). Es sei schon Sprengöl aus den Patronen in die Verpackung gelaufen. Wollenweber und seine Kollegen waren am Dienstag von der Polizei Schweich über einen Sprengstoff-Fund in dem Moselort informiert worden. Entdeckt wurde der brisante Stoff bei Renovierungsarbeiten.Nachbarschaft nicht gefährdet


Die Polizei geht davon aus, dass zehn Kilogramm Sprengstoff unterschiedlicher Zusammensetzung von einem inzwischen verstorbenen Sprengmeister dort deponiert wurden. Der Mann war Eigentümer des Hauses und hatte nach TV-Informationen auch eine Tiefbaufirma. Gelegentlich sollen im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten auch Sprengungen nötig gewesen sein, um Hindernisse wie Felsgestein aus dem Weg zu räumen. Aus Sicherheitsgründen muss Sprengstoff in einer besonders gesicherten Kammer oder einem Bunker aufbewahrt werden; auch muss genau Buch über Menge und Art geführt werden. Ihn im Keller eines Hauses zu lagern, das hätte der Sprengmeister wissen müssen, ist verboten und grob fahrlässig.
Wie die Polizei mitteilt, wurden bei einer Hausdurchsuchung keine weiteren gefährlichen Stoffe entdeckt. Während der Räumung hätten auch keine Menschen in der Nachbarschaft evakuiert werden müssen. Für die Anwohner habe keine Gefahr bestanden. Erst vor knapp zwei Jahren war in Konz-Berendsborn ebenfalls Sprengstoff in einem Keller entdeckt worden (siehe Extra).
Das explosive Erbe des Sprengmeisters aus Ensch haben LKA-Experten am Mittwochmorgen in einer Kiesgrube bei Klüsserath kontrolliert gesprengt. Vorsorglich hatte die Polizei Feuerwehr und Rettungsdienste alarmiert. Offensichtlich gab es jedoch bei der Anforderung der Helfer ein kleines Kommunikationsproblem zwischen den Disponenten von Polizei und Rettungsleitstelle. Obwohl nur ein Begleittrupp aus Notarzt, Rettungswagen und Löschzug für den Transport zur Kiesgrube nötig gewesen wäre, rückten die Hilfskräfte am Mittwochmorgen gegen 9.30 Uhr mit einem Großaufgebot von rund 40 Leuten aus. Mit Sirene und Blaulicht eilten etliche Fahrzeuge nach Ensch.
"Es ist wie bei einem akuten Sprengstoff-Fund alarmiert worden", sagt Alexander Loskyll, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Schweich. Er hat den Einsatz geleitet. Als man vor Ort dann den bereits sicher verstauten Sprengstoff in einem Fahrzeug vorfand, habe ein Großteil der Einsatzkräfte wieder zurück nach Hause oder zur Arbeit gekonnt. Loskyll sieht die überdimensionierte Alarmierung gelassen: "Es kann um Menschenleben gehen, da ist einer zu viel besser als einer zu wenig."Extra

Experten von Bundes- und Landeskriminalamt hatten im Oktober 2013 Sprengstoff in Konz-Berendsborn entdeckt. Es gibt einige Parallelen zu dem Fund vom vergangenen Dienstag in Ensch: Auch in Berendsborn war der brisante Stoff - fast 23 Kilogramm - im Keller eines Hauses gefunden worden. Ferner war er unsachgemäß gelagert, und es war schon ein ölhaltiger Inhaltsstoff ausgetreten. Beim mutmaßlichen Verursacher hat es sich, wie in Ensch, um einen verstorbenen Sprengmeister und Bauunternehmer gehandelt. Sowohl in Ensch als auch in Konz wurde der Fund in eine Kiesgrube transportiert und dort von Sprengstoff-Experten der Polizei kontrolliert gesprengt. alf

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