Faszinierende "Tanzwelten"

Im Rahmen des Hermeskeiler Kulturherbstes hat Ballettmeister Sergey Volobuyev sein Publikum für drei Stunden entführt in die facettenreiche Welt des Tanzes. Dabei ist er der Epoche des Rokoko ebenso gerecht geworden wie der des Hip-Hop.

 Ob Tragik, „Pas de Deux“ oder überschäumende Lebensfreude – Sergey Volobuyevs „Tanzwelten“ zieht das Publikum in der Hermeskeiler Hochwaldhalle in ihren Bann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Ob Tragik, „Pas de Deux“ oder überschäumende Lebensfreude – Sergey Volobuyevs „Tanzwelten“ zieht das Publikum in der Hermeskeiler Hochwaldhalle in ihren Bann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. (urs) Friedlich und in absoluter Geborgenheit beginnt der tänzerische Reigen, der binnen drei Stunden in teils rasantem Tempo durch die Jahrhunderte führt. Kaum haben Kinder den "Neubeginn des Lebens" gewürdigt, wirbeln sie auch schon als junge Jägerinnen über die Bühne. Es herrschen archaische Zeiten - in denen aber auch das Miteinander zählt. Die Frauen teilen nicht nur das Jagdglück, sondern auch ihre Freude und Trauer.

Nachdem Igor Strawinskys mitreißendes "Le Sacre de Printemps" wie mit einem Paukenschlag verklungen ist, schwebt zu der Musik von Camille Saint-Saens ein Schwan über die Bühne. Mit gemessenen Bewegungen leitet er über zu George Michaels "They won't go when I go" - einem unter die Haut gehenden tragischen Szenario: Eine Mutter beweint ihr totes Kind und entscheidet sich schließlich, ihm nachzufolgen. Doch das Drama soll keinesfalls die Überhand gewinnen in den von Ballettmeister Sergey Volobuyev inszenierten "Tanzwelten". Daher entlässt der Diplom-Choreograf sein rund 300-köpfiges Publikum mit einem lockeren Alltags-Szenario in die Pause: Während herumtobende Kinder für reichlich Unordnung sorgen, erobern sich ihre Mütter besenschwingend die Bühne zurück.

Nach einer kurzen Pause geht es nicht weniger spannungsreich weiter. Auf einen Abstecher in das Zeitalter der Kathedralen - konkret ins düstere Jahr 1482, in dem Victor Hugos "Glöckner von Notre Dame" spielt - ist auf der Bühne Hip-Hop angesagt.

Wenig später folgt auf einen "Pas de Deux" gar rassiger lateinamerikanischer Paartanz, dem Tschaikowskys Nussknacker mit stoischer Gelassenheit begegnet. Eine Besonderheit ist zudem, dass Volobuyev selbst inmitten seiner Tanzschüler - darunter etliche Laien - die Bühne betritt. Mit einem weiteren Herrn und zwei Damen lässt der langjährige Ballettchef des Trierer Theaters gemessenen Schrittes die Epoche des Rokoko aufleben - wobei nicht zu übersehen ist, wie sehr ihn diese Ära amüsiert.

Das Publikum ist begeistert. "Die Choreografie ist wunderbar", lobt Ursula Heinrichs. Beeindruckend sei aber auch, dass die Kinder mit den Erwachsenen so harmonierten. Es sei schon bewundernswert, dass nach einer relativ kurzen Probenzeit so etwas Tolles gelungen sei: "Herr Volobuyev hat viel auf die Beine gestellt." Bernd Kohlhaas, ebenfalls aus Hermeskeil, ist vor allem angetan vom Bühnenbild. "Das ist phantastisch", lobt er aber auch die besonders gelungene Choreografie. Einen Besucher aus Schillingen zieht vor allem die Mischung aus moderner und klassischer Musik in ihren Bann. Diese "gefühlvollen Wechsel" seien sehr interessant.

Und die Kinder seien hervorragend eingebunden. Das Miteinander von Erwachsenen und Kindern hinterlässt auch Eindruck bei Angela Morbach. "Das hat Volobuyev sehr gut gemacht", freut sich die Hermeskeilerin. Dabei spielt sie allerdings auch auf das Besondere der Tanzwelten an, bei denen es sich ihres Wissens nach um die erste Ballettaufführung in Hermeskeil handelte. EXTRA Zweite Aufführung: Wer Volobuyevs "Tanzwelten" verpasst hat, bekommt eine zweite Chance: Am Samstag, 4. Oktober, gibt es eine weitere Aufführung in der Hermeskeiler Hochwaldhalle. Beginn mit Rücksicht auf die Kinder ist ebenfalls um 18 Uhr. (urs)

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