Große Investitionen für viele kleine Klärwerke

KELL AM SEE. Mit der bevorstehenden Einweihung der neuen Kläranlage in Steinbachweier wird eine der letzten Lücken in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See geschlossen. Denn für die flächendeckende, dem heutigen Stand der Technik entsprechende Abwasserbeseitigung haben VG und Werke in den zurückliegenden 15 Jahren die gewaltige Summe von 20 Millionen Euro investiert.

Wenn am 2. Oktober in den beiden kleinen Siedlungen Steinbachweier und Benratherhof der offizielle Abschluss der Arbeiten für eine neue, 1,1 Millionen Euro teure Kläranlage gefeiert wird, dann bedeutet das auch für die 82 Bewohner der beiden Pascheler Ortsteile das Ende der Sickergruben. "Damit wird auch dort das Abwasser ordnungsgemäß gereinigt und wir haben somit in der VG einen sehr hohen Anschlussgrad von über 95 Prozent erreicht", sagt Bürgermeister Werner Angsten.Fast flächendeckende Entsorgung

Das sah vor 15 Jahren noch ganz anders aus: Damals waren nur 40 Prozent der Haushalte an eine geregelte Abwasserbeseitigung abgeschlossen. "Unser Ziel war und ist es nach wie vor, dass wir für unsere Bürger gleichwertige Lebensbedingungen schaffen wollen. Das bedeutet, dass auch im ländlichen Raum die Abwasserbeseitigung der in anderen Regionen gleichkommen soll", betont der CDU-Verwaltungschef. Aus diesem Grunde wurde in den zurückliegenden 15 Jahren gerade in diesem Bereich mit Investitionen von rund 20 Millionen Euro ein finanziell enormer Kraftaufwand betrieben. Wobei, wie Angsten und Werkleiter Jörg Jost hervorheben, zunächst eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen war. Sollte das dünn besiedelte VG-Gebiet, das etwa so groß wie das Fürstentum Lichtenstein ist, durch lange Leitungssysteme miteinander verbunden werden oder sollten viele kleinere, dezentrale Einheiten eingerichtet werden? "Wir wollten unser Geld nicht in den Transport, sondern in die Behandlung des Abwassers investieren", begründet Angsten das "Ja" zur letzt genannten Lösung. Inzwischen wurden in Heddert, Greimerath, Zerf und Paschel-Steinbachweier neue Kläranlagen gebaut. Außerdem gingen VG und Werke innovative Wege und installierten in Hentern und Lampaden-Obersehr Pflanzenkläranlagen, in denen das Abwasser durch die Kraft der Natur gereinigt wird. Ebenso wichtig wie auch kostenintensiv war es jedoch, neue Verbindungssammler, Regenrückhaltebecken und Pumpwerke zu bauen. Und schließlich wurden vor allem im Zusammenhang mit dem Ausbau von Kreis- und Gemeindestraßen Millionen-Investitionen getätigt, da die Werke - wie aktuell in Lampaden - dann auch den Kanal erneuern. Was Angsten dabei hervorhebt: "Die Anlieger, die hier bei uns oft große Grundstücksflächen haben, bezahlen dafür keine einmaligen Beiträge." Finanziert und bezahlt werden diese Sanierungsarbeiten vielmehr von der Gemeinschaft der VG-Bürger über die laufenden Gebühren. Kommt dann noch die Tatsache hinzu, dass in der Verbandsgemeinde das Abwasser-System für verhältnismäßig wenige Abnehmer vorgehalten wird, die Einleitemengen gering sind und große Industriebetriebe fehlen, sind die Konsequenzen für den Verbraucher klar: Verglichen mit einigen anderen Nachbarn muss er in der VG Kell für die Abwasserentsorgung "tendenziell etwas mehr bezahlen", wie es Angsten formuliert. Man sei jedoch stets darum bemüht, "die Belastung für die Bürger überschaubar zu machen". Dass die gewaltigen Investitionen im Bereich der Abwasserentsorgung jedoch sinnvoll sind, das steht für den Bürgermeister noch aus einem anderen Grund außer Frage. "Wir haben dadurch eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität erreicht. Wurde die Ruwer beispielsweise früher als kritisch belastet eingestuft, so gilt sie heute als gering belastet", betont Angsten mit Hinweis auf den erfolgreichen Abschluss des "Gewässerprojekts Ruwer", der im Juli gefeiert wurde.Bessere Wasserqualität in den Bächen

Wenngleich mit dem Neubau der Anlage in Steinbachweier der fast flächendeckende Anschluss aller Haushalte erreicht ist und nur noch 489 Einwohner ihr Abwasser in Gruben entsorgen müssen - größere Ausgaben werden die VG-Werke auch in Zukunft tätigen müssen. In Lampaden hat in absehbarer Zeit die 40 Jahre alte Teichkläranlage ausgedient. "Dort ist ein Neubau fällig", betont Jost. Zudem steht in Paschel und Mandern die Erneuerung des Kanals an, weil dort die Kreisstraßen ausgebaut werden. Notwendig sei es auch, die drei maroden Verbindungssammler in Zerf zu sanieren. Und schließlich könnte mit der Zerfer Bahnhofstraße, die die Ortsgemeinde irgendwann ausbauen will, noch ein weiteres "Groß-Projekt" auf die Werke zukommen, blickt Jost voraus.

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