Große Wallungen nach Webers Alleingang

GRIMBURG/GUSENBURG. Ein umstrittener Alleingang hat im Hochwald mächtigen Aufruhr verursacht. Weil der Grimburger Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber das Personal des Kindergartens Gusenburg/Grimburg angewiesen hat, die Busbegleitung der Grimburger Kindergartenkinder selbst zu übernehmen, schlagen die Wogen der Erregung hoch.

"Ich setze mich für die Kinder ein und erfülle mit der Busbegleitung eine alte Forderung der Grimburger Eltern." Für den neuen Grimburger Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber ist klar: Beim Thema "Busbegleitung" musste er aktiv werden. Denn: "Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem Problem. Wenn wir darauf warten, dass der Kreis eine Lösung findet, dann warten wir auf den Sankt-Nimmerleins-Tag", sagte der Ortschef, als im Gemeinderat heftig über sein Vorgehen diskutiert wurde.Umstrittene Dienstanweisung

Denn der Rechtsanwalt, der auch die Eltern des kleinen Julian Robert aus Grimburg vertrat, hatte seine neue Rolle als Vorsitzender des Kindergartenzweckverbands Gusenburg/Grimburg für eine überaus umstrittene Dienstanweisung genutzt. Zur Erinnerung: Julian war Mitte Februar im Kindergartenbus vergessen, nach Nonnweiler "entführt" und dort versehentlich über eine Stunde im parkenden Bus eingesperrt worden (der TV berichtete). Weber hatte das Kindergarten-Personal dazu aufgefordert, die Busbegleitung der Grimburger Kindergartenkinder selbst zu übernehmen. "Diese Verfügung hat er ohne Absprache mit dem Personal und auch ohne mein Wissen getätigt", erregt sich der Gusenburger Ortsbürgermeister Heinz Schuh, der Webers Stellvertreter im Kindergarten-Zweckverband ist, im Gespräch mit dem TV . Für die Erzieherinnen sei diese Anweisung nicht nur unzumutbar, sie zähle nach dem Kindertagesstätten-Gesetz auch ausdrücklich nicht zu ihren Aufgaben, betont Schuh. Gleichwohl fahren seit einigen Tagen Mitarbeiterinnen des Kindergartens mit dem Privat-PKW von Gusenburg nach Grimburg und steigen dort in den Bus, um die Grimburger Kinder zu beaufsichtigen.Busdienst zu Lasten pädagogischer Arbeit

Während sich das Personal gegenüber dem TV zu den Vorfällen nicht äußern will, berichtet Alexandra Hewer, Vorsitzende des Elternausschusses, davon, dass eine Erzieherin am Dienstag fast eineinhalb Stunden Dienstzeit für die Busbegleitung opfern musste. "Dass darunter die eigentliche Aufgabe, die pädagogische Arbeit, leidet, wollen wir Eltern nicht hinnehmen", kritisiert die Grimburgerin. Auch sie wirft Weber vor, "dass man den Weg, den er gewählt hat, nicht akzeptieren kann." Allerdings begrüßen andere Eltern - wie der Grimburger Roland Weber - die neu organisierte Busbegleitung ausdrücklich. Der Grimburger Ortschef gesteht seinerseits zwar noch "gewisse Schwierigkeiten bei der praktischen Durchführung" ein, glaubt aber, "dass wir diese Probleme schnell beheben werden." Die Dienstanweisung aufheben will Weber nicht, "so lange keine bessere Lösung auf dem Tisch liegt." An dieser Haltung änderte auch ein Krisen-Gespräch in der Hermeskeiler Verwaltung nichts. Für Verbandsgemeinde-Chef Michael Hülpes Grund zu massiver Kritik: "Wir haben Ihnen goldene Brücken gebaut, über die Sie nicht gegangen sind. Ich finde es nicht sauber, dass Sie auf dem Rücken des Kindergartens und der Erzieherinnen Ihren Privat-Clinch mit dem Kreis austragen", attackierte Hülpes den Grimburger Gemeindechef. Hintergrund: Weber hatte im "Fall Julian Robert" - vergeblich - ein Ermittlungsverfahren gegen Landrat Richard Groß einleiten lassen wollen. Arbeitsrechtlich sei Webers Anweisung zwar in Ordnung, es gebe aber noch viele offene Fragen. So seien weder die Haftungsfrage noch die Frage, wer die zusätzlichen Kosten übernehmen soll, geklärt, betont Hülpes.Heftige Kritik vom Landrat

Auf Unterstützung aus Gusenburg darf Weber nicht hoffen: "Wir werden dafür keinen einzigen Pfennig zahlen", sagt Schuh. Und auch im eigenen Ort gibt es großen Widerstand: Die CDU-Fraktion, die im Grimburger Rat die Mehrheit hat, kritisierte am Dienstag die "restriktive Anordnung" des Ortsbürgermeisters und kündigte an, dass sie zusätzliche Kosten nicht mittragen werde. Große Verärgerung und heftige Reaktionen hat das Vorpreschen des Grimburger Ortsbürgermeisters schließlich auch beim Chef der Kreisverwaltung ausgelöst: "Herr Weber handelt gegen die Vorschriften und wider besseres Wissen und maßt sich Dinge an, die völlig unmöglich sind", sagte Landrat Richard Groß dem Trierischen Volksfreund . Das Landesjugendamt sei in die Sache mittlerweile eingeschaltet und habe Weber bis zum 8. Oktober eine Frist gesetzt, die Anweisung zurückzunehmen. Andernfalls werde die Behörde tätig, so Groß, der Webers Vorgehen für beispiellos hält: "Das ist eine sehr ernste Sache. Denn dass einer so Amok läuft, hatten wir noch nie."

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