Grundschule Hentern droht 2017 das Aus

Hentern/Mandern · Die Katze ist aus dem Sack: Der Rat der Verbandsgemeinde Kell am See berät heute darüber, welche Grundschulen langfristig eine Zukunft haben. Wie der TV vorab erfahren hat, setzen der zuständige Ausschuss und alle drei Ratsfraktionen auf nur zwei verbleibende Standorte in Zerf und Schillingen. Hentern soll demnach zum Schuljahr 2017/18 dichtgemacht werden, Mandern später folgen.

 Die Grundschüler aus Hentern sind bereit für den Radausflug – dem Regen zum Trotz. Über ihrer Schule schweben allerdings in mehrfacher Hinsicht dunkle Wolken. Dem Standort droht die Schließung. TV-Foto: Christa Weber

Die Grundschüler aus Hentern sind bereit für den Radausflug – dem Regen zum Trotz. Über ihrer Schule schweben allerdings in mehrfacher Hinsicht dunkle Wolken. Dem Standort droht die Schließung. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Hentern/Mandern. Die Dritt- und Viertklässler warten mit ihren Fahrrädern vor der Grundschule Hentern. Für heute ist ein Ausflug auf dem Ruwer-Hochwald-Radweg geplant. Eben hat es noch in Strömen geregnet, aber nun soll es bald losgehen. Der Regen hat den Schülern die gute Laune nicht verdorben, den Lehrern treibt etwas anderes die Sorgenfalten auf die Stirn. "Wenn es tatsächlich so kommen sollte, dass unsere Schule geschlossen wird, dann wären wir sehr enttäuscht", bringt es Schulleiterin Kristina Müller-Freischmidt auf den Punkt.Wegweisende Sitzung

Anlass für diese Befürchtung ist die Sitzung des Verbandsgemeinderats Kell am See heute ab 18 Uhr im Pascheler Bürgerhaus. Dort soll es um die Entwicklung der Grundschulen gehen. Die Verwaltung hatte mehrfach angekündigt, dazu noch vor den Sommerferien ein Konzept vorlegen zu wollen. Dieses soll klären, an welchen Standorten die Verbandsgemeinde (VG) langfristig festhalten will. Wie der TV erfahren hat, liegt für die Sitzung ein gemeinsamer Antrag der drei Ratsfraktionen von CDU, SPD und FWG vor, in der sich die politischen Vertreter für eine Beschränkung auf die Standorte Zerf und Schillingen aussprechen. Die Schule in Hentern, die auch Kinder aus Lampaden, Paschel, Baldringen und Schömerich besuchen, soll demnach schon zum Schuljahr 2017/18 aufgelöst werden. Die Schüler sollen dann in Zerf unterrichtet werden. Da für die Kinder aus Mandern und Waldweiler bislang noch keine Räume in Zerf oder Schillingen zur Verfügung stünden, soll deren Schule "vorerst erhalten bleiben" - bis Räume frei sind. Die Eltern aus Lampaden, deren Kinder schon in Schillingen den Kindergarten besuchen, wolle man befragen, ob sie ihren Nachwuchs nach Zerf oder Schillingen schicken wollen. So heißt es in dem Antrag. Diese Empfehlung gibt auch der VG-Schulträgerausschuss, wie aus einer Sitzungsvorlage für die Ratsmitglieder hervorgeht. Darin wird auf die Elternversammlung im September 2015 in Mandern verwiesen, in der über die "aktuelle Situation der Grundschulen" informiert worden sei. Dort habe sich "die Zwei-Standort-Lösung herauskristallisiert". Der Vorlage sind Tabellen beigefügt, die einen Überblick über die rückläufige Entwicklung der Kinderzahlen in der VG Kell bis 2021 und über die anstehenden Investitionen in den Erhalt der Schulgebäude geben (siehe Hintergrund). Der Manderner Ortsbürgermeister Tim Kohley sieht darin keinen Grund für die Schließung des Standorts Mandern/Waldweiler. "Die Klassen sind voll, die Schule hat einen sehr guten Ruf und ist baulich in einem tadellosen Zustand", sagt er. Auch aus pädagogischer Sicht gebe es "keinen Handlungsbedarf". Die Entscheidung stoße bei ihm daher "zumindest in großen Teilen auf Unverständnis". Zudem kritisiert Kohley den Zeitpunkt als "unpassend", da sich die VG mitten in Fusionsgesprächen im Rahmen der Kommunalreform befinde (siehe Extra). "Man sollte diese Entwicklungen abwarten und in die Entscheidungen des Grundschulkonzepts einfließen lassen." Zweifel an Notwendigkeit

Auch Kristina Müller-Freischmidt sieht "keinerlei Anlass, unsere pädagogisch und organisatorisch gut funktionierende Schule aufzugeben". Wenn sich der Rat für eine Schließung ausspreche, sei dies "eine Entscheidung gegen den Willen der Eltern". Diese hatten, wie auch die Schulgemeinschaft in Mandern, per Unterschriftenaktion den Erhalt der Schule gefordert. Der Henterner Ortschef Michael Marx hat die Hoffnung darauf noch nicht aufgegeben. Er habe sich bei der Schulbehörde in Trier erkundigt und erfahren, dass für eine Schließung 2017 einzuhaltende Fristen "gar nicht einzuhalten sind". Ein ADD-Sprecher bestätigt auf Anfrage, dass für den Fall einer "zwingend notwendigen" Schließung ein gesetzlich vorgeschriebenes Anhörverfahren eingeleitet werde. Daran sei eine Vielzahl von Gremien zu beteiligen. Zudem müsse der Kreis Trier-Saarburg als Träger der Grundschule Zerf, in die die Henterner Schüler wechseln sollen, dem Vorhaben zustimmen. Das Gesetz gewähre für ein solches Verfahren eine Frist von 36 Werktagen. Die Anmeldephase für das Schuljahr 2017/18 beginne am 1. August: "Laut unseren Fachleuten wird das sehr knapp."Extra

Neben dem Grundschulkonzept steht ein Bericht zum Stand der Verhandlungen in Sachen Gebietsreform auf der Tagesordnung. Die VG Kell am See muss bis 2019 einen Partner für einen freiwilligen Zusammenschluss finden und hat im Frühjahr Gespräche mit den Verbandsgemeinden Saarburg, Ruwer und Hermeskeil aufgenommen. Seit einigen Wochen werden die für eine Fusionsentscheidung notwendigen Daten und Fakten in VG-übergreifenden Arbeitsgruppen zusammengetragen (der TV berichtete mehrfach). Weitere Themen sind der Breitbandausbau für schnelles Internet im Kreis Trier-Saarburg und die aktuelle Entwicklung des Tourismus in der VG Kell. cweb Extra

Kinderzahlen: Laut Vorlage für den VG-Rat Kell gibt es 2016 im gesamten VG-Gebiet 73 Kinder, die eingeschult werden. Deren Zahl steigt bis 2018 auf 86, geht bis 2021 aber voraussichtlich auf 58 zurück. Für den Schulstandort Hentern zählt die Statistik zwölf Erstklässler für 2016/17, 2018 sind es 17, danach pendelt sich die Zahl laut Prognose bei elf Schülern ein. In Mandern gibt es 2017 die meisten Erstklässler (17), bis 2021 sind jeweils 12 oder 13 angegeben. Für Schillingen liegen die Zahlen zwischen 20 (2020) und 38 (2017), für Zerf zwischen 7 (2017) und 19 (2020). Sanierungskosten: Für die Grundschule Schillingen liegt ein Konzept inklusive energetischer Sanierung vor. Laut Verwaltung stehen die Kosten noch nicht fest. Für Mandern und Hentern gibt es kein Konzept. "Mögliche Maßnahmen" kosten insgesamt geschätzt 35 000 Euro. Für das Gebäude in Lampaden, das seit 2015 nicht mehr genutzt wird, wäre eine Generalsanierung für 957 000 Euro fällig. Für Zerf - Träger der Grund- und Realschule plus Kell/Zerf ist der Kreis Trier-Saarburg - fallen 1,2 Millionen Euro an. cweb

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