Höhere Löhne bereiten keine Schmerzen

Auch im Hochwald gilt: Von der Reinemach-Frau in der Schule über den Schwimmmeister bis zum Rathaus-Mitarbeiter bekommen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst durch den Tarifabschluss in den nächsten beiden Jahren rund acht Prozent mehr Gehalt. Welche Auswirkungen hat dies auf die kommunalen Finanzen? Der TV befragte die Verwaltungschefs in Hermeskeil und Kell am See.

 Eine Schippe draufgelegt bekommen jetzt die Beschäftigten des öffentlichen Diensts. Von der Gehaltserhöhung profitieren auch Martin Ludwig (links) und Ralf Theisen vom Bauhof der Stadt Hermeskeil. TV-Foto: Axel Munsteiner

Eine Schippe draufgelegt bekommen jetzt die Beschäftigten des öffentlichen Diensts. Von der Gehaltserhöhung profitieren auch Martin Ludwig (links) und Ralf Theisen vom Bauhof der Stadt Hermeskeil. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil/Kell am See. Für den Keller Bürgermeister Werner Angsten (CDU) steht fest: "Von unseren Mitarbeitern wird einiges verlangt, und die Anforderungen an sie steigen ständig. Deshalb steht ihnen auch ein gerechter Lohn zu." Ähnlich äußert sich auch sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes (CDU). Er betont: "Nach den Nullrunden der Vergangenheit haben die Leute das verdient." Beide Rathaus-Chefs begrüßen als Arbeitgeber also grundsätzlich die Tatsache, dass die kommunalen Angestellten künftig durch den aktuellen Tarif-Kompromiss (siehe Extra) mehr Geld in der Lohntüte haben. "Nur in dieser Höhe hätten wir das nicht erwartet", räumt Hülpes ein. In der Verbandsgemeinde, der Stadt, den zwölf Ortsgemeinden und den Zweckverbänden im Raum Hermeskeil sind insgesamt rund 180 Menschen im öffentlichen Dienst beschäftigt. Dazu zählt die auf der Basis als "geringfügig Beschäftigte" tätige Reinemachfrau in der Schule ebenso wie der Gemeindearbeiter, die Kindergärtnerin oder die Rathaus-Angestellte. Hülpes ist als VG-Chef Dienstherr von 90 kommunalen Beschäftigten und muss nun höhere Personalausgaben verkraften. Im Vergleich zum Jahr 2007 bedeutet der Tarifabschluss für die VG ein Plus von 80 000 Euro. Weil im aktuellen 2008er-Haushalt aber ohnehin eine Gehaltssteigerung von zwei Prozent eingeplant war, "liegt unser Finanzierungsloch bei rund 50 000 Euro". Dieser Betrag sei "verschmerzbar", betont der CDU-Politiker. Er geht davon aus, dass sich die bessere Entlohnung seiner Mitarbeiter "im Haushaltsvollzug auffangen lässt. Wir hoffen beispielsweise auf höhere Steuereinnahmen als im Plan veranschlagt".Dass höhere Gehälter möglicherweise für den Bürger höhere Gebühren bedeuten könnten, verneint der Hermeskeiler Bürgermeister. "Wir haben zwar von der Kommunalaufsicht in ihrer Stellungnahme zum Etat die Auflage bekommen, über Gebührenerhöhungen nachzudenken, was wir auch tun werden. Das hängt aber nicht ursächlich mit dem jetzigen Tarifabschluss zusammen", sagt Hülpes. Auch ein Personalabbau sei ausgeschlossen. "Die Aufgaben nehmen eher zu als ab", sagen Hülpes und sein Büroleiter Werner Haubrich unisono. So bezeichnet der Bürgermeister die bevorstehende Einführung der Doppik als Mammut-Aufgabe. In vielen anderen Feldern kämen weitere Mehrbelastungen hinzu, ergänzt Haubrich.Auch Angsten sagt zum Thema Personal-Einsparungen ganz klar: "Das geht nicht. Wir fahren schon auf geringster Sparflamme." Er gehe zudem nicht davon aus, dass wegen der Tariferhöhung die Gebühren in der VG Kell steigen werden. Inklusive der 13 Dörfer sind dort 120 Menschen im öffentlichen Dienst angestellt. Die VG selbst beschäftigt 75 Männer und Frauen, davon 25 im Rathaus. Im VG-Etat 2008 wurde einer Gehaltssteigerung von drei Prozent bereits einkalkuliert. "Wir wurden also nicht ganz auf dem falschen Fuß erwischt", sagt Amtsrat Norbert Willems. "Zu der von uns errechneten Erhöhung kommen somit noch einmal rund 20 000 Euro dazu", bilanziert Angsten. Tarif-Kompromiss Durch den Tarifabschluss, auf den sich die Gewerkschaft Verdi am 31. März mit dem Bund und der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber verständigt hat, verdienen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst 2008 durchschnittlich etwa fünf Prozent mehr Gehalt, 2009 steigt es nochmals um knapp drei Prozent. Dafür verlängert sich die Arbeitszeit von 38,5 auf 39 Stunden. (ax)

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