Hunsrückbahn soll zum Nationalpark fahren

Morbach/Hermeskeil/Birkenfeld · Die Reaktivierung der aufgegebenen Hunsrückbahn erhält durch den Nationalpark Aufwind. Eine Studie des Umweltcampus Birkenfeld zeigt, dass der Nationalpark mit der Bahn umweltverträglich erschlossen werden könnte.

Morbach/Hermeskeil/Birkenfeld. An Pfingsten ist es soweit: dann soll der neue Nationalpark Hunsrück-Hochwald seine Tore öffnen. Mit seinen Auswirkungen auf die Region und die Natur haben sich Studierende am Umwelt-Campus in Birkenfeld im Wahlpflichtfach "Forschung und Entwicklung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald" beschäftigt. Sie sammelten Umweltdaten und analysierten unter anderem auch den Anstieg der Abgasbelastung aufgrund möglicher Touristenströme aus den Ballungszentren des Landes. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass die Wiederinbetriebnahme der 2013 stillgelegten Bahnstrecke zwischen Türkismühle und Hermeskeil als Tourismusbahn sinnvoll sei. Die Strecke biete neben einer Haltestelle am Tor zum Nationalpark viele weitere sehenswerte Attraktionen, wie den Bostalsee oder die Feuerwehr- und Eisenbahnmuseen in Hermeskeil, so das Ergebnis der Studie. Dirk Löhr, Professor für Steuerlehre und Ökologische Ökonomik in Birkenfeld erklärt auf TV-Nachfrage: "Wenn ein Nationalpark entwickelt wird, ist es auch sinnvoll, ihn mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu erschließen."
Beispiel aus Bayern


Ein Beispiel für solch ein Projekt sei die Ilztalbahn in Bayern, die Naturschutzgebiete für Touristen erschließe. Die Wiederbelebung der Hunsrückbahn könne mit ihren Haltepunkten in Hermeskeil, Thalfang oder Morbach dazu dienen, Touristenströme umweltverträglich an den Nationalpark zu führen. "Wenn das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel da ist, dann steigt auch die Nachfrage", sagt Löhr. Zur Finanzierung könnten zum Beispiel die Einnahmen aus Parkgebühren dienen, ob es sich dann tatsächlich rechne, sei jedoch noch nicht absehbar. Erhard Pitzius von der Initiative "Pro Hochwald- und Hunsrückbahn" begrüßt das Ergebnis der Studie: "Wenn pro Jahr die prognostizierten 100 000 zusätzlichen Besucher in den Hunsrück kommen, dann wäre doch eine Anreise mit dem Auto in einen Nationalpark völlig kontraproduktiv. Deshalb ist es sinnvoll die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen."
Pitzius verweist darauf, dass auch Morbach, Thalfang und Deuselbach angeschlossen werden könnten. Und nicht nur der Nationalpark könne dadurch belebt werden: "An den Haltepunkten gibt es auch viele Wanderwege, die so für Besucher aus dem Rhein-Main-Gebiet erschlossen werden könnten," erklärt Pitzius.Problem: Trier-Anschluss


Ein Problem wäre allerdings der Anschluss von Trier: "Dort wurde das Gleis nach Hermeskeil in einen Fahrradweg verwandelt."
Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, begrüßt die Idee: "Wir wären froh, wenn die Bahn kommt. Es wäre aber auch ein Thema für den Schüler- und den Güterverkehr, der mit der Bahn umweltfreundlicher würde. Das wäre eine tolle und wichtige Sache."
Auch Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, befürwortet den Vorschlag: "Das ist eine sehr sinnvolle Sache, denn die Infrastruktur ist ja da. Es kann aber nicht sein, dass eine Kommune den Betrieb einer Bahn auf sich nimmt. Das ist eine Aufgabe des Landes und der Bahn." Hackethal warnt davor, Bahngleise zurückzubauen, wie es zum Beispiel zwischen Trier und Hermeskeil geschehen ist: "Wo Bahngleise wegkommen, kommen sie nie wieder zurück."
Auf die Finanzierung weist auch Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, hin: "Schön wäre das Projekt. Das Problem ist die Finanzierung. Da müsste mindestens eine Million Euro aufgebracht werden. Das ist aber von den Kommunen nicht zu leisten. Dennoch sind wir durchaus daran interessiert, die Strecke offenzuhalten."Meinung

Schöner Traum
Wenn schon, denn schon: Wer ein solch ehrgeiziges Projekt wie einen Nationalpark baut, der sollte auch dafür sorgen, dass er umweltfreundlich erreicht werden kann. Da ohnehin schon Gleise liegen, drängt sich ein Bahnanschluss ja förmlich auf. Das ist ein schöner Traum, aber er wird kaum zu verwirklichen sein. Eine Bahnverbindung wird viel Geld kosten - und es ist mehr als fraglich, ob sie sich irgendwann einmal rechnet. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: Dem Trierer wird sowieso nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Auto zum Nationalpark zu fahren. Denn sein Bahngleis wurde vor Jahren in einen Radweg umgebaut. hp.linz@volksfreund.deExtra

Nicht nur die Studie des Umwelt-Campus in Birkenfeld befürwortet eine Reaktivierung der Hunsrück-Strecke. Auch Politiker im Saarland fordern den Wiederbetrieb der Trasse. Darunter Hubert Ulrich, Fraktionsvorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion in Saarbrücken und der Saarbrücker Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze (Die Linke). Auf der Bahntrasse, die durch Hochwald und Hunsrück auf der Achse Hermeskeil-Türkismühle führt, fahren seit 2012 keine Züge mehr. Die Gleise zwischen Morbach und Hermeskeil sind seit 1998 ebenfalls stillgelegt. Die späteren Pläne der Anrainergemeinden, die Strecke zu kaufen und sie wiederzubeleben, konnten nicht verwirklicht werden. hpl

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