Im Reinsfelder Bahnhof regt sich wieder was

Reinsfeld · Der frühere Reinsfelder Bahnhof erwacht nach vielen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf. Nach umfangreichen Umbauarbeiten will Eigentümerin Veronika Mergens die Innenräume, die einst als Disco genutzt wurden, künftig für private Feiern oder Tagungen vermieten. Ortsbürgermeister Rainer Spies ist optimistisch, "dass aus dem Bahnhof wieder ein Aushängeschild für Reinsfeld wird".

 Veronika Mergens ist die Besitzerin eines markanten und geschichtlich bedeutsamen Gebäudes, das das Ortsbild von Reinsfeld prägt. Der alte Bahnhof ist innen bereits komplett renoviert. Die zurzeit noch wenig ansehnliche Fassade des Flachdach-Anbaus wird in den nächsten Wochen ebenfalls erneuert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Veronika Mergens ist die Besitzerin eines markanten und geschichtlich bedeutsamen Gebäudes, das das Ortsbild von Reinsfeld prägt. Der alte Bahnhof ist innen bereits komplett renoviert. Die zurzeit noch wenig ansehnliche Fassade des Flachdach-Anbaus wird in den nächsten Wochen ebenfalls erneuert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld. Wer in den 1980er Jahren jung war, erinnert sich möglicherweise noch gerne an diese Zeiten im Reinsfelder Bahnhof zurück. Im architektonisch leider wenig ansehnlichen Anbau des Bahnhofsschuppens tummelten sich die Besucher auf der Tanzfläche der Disco "Zur alten Lok". Deren Mitbetreiberin war damals Veronika Mergens.
Am 4. Mai wird sich für die heutige Chefin des Reinsfelder Seniorenzentrums "Haus Veronika" der Kreis schließen. An diesem Termin plant Mergens nämlich eine offizielle Einweihungsfeier im alten Reinsfelder Bahnhof. "Für mich hängt hier viel Herzblut drin. Deshalb wollte ich aus dem Gebäude auch wieder etwas Ordentliches machen", sagt sie.
Bahnhof 2009 gekauft



Schon 2009 hat Mergens den damals leerstehenden Bahnhof gekauft, der direkt am heutigen Ruwer-Hochwald-Radweg liegt.
Zunächst richtete sie im Obergeschoss eine Wohnung wieder her und vermietete sie.
In den zurückliegenden Monaten waren dann im Untergeschoss Handwerker aktiv. "Es war ja alles verkommen. Wir mussten viel machen", sagt Mergens. Im früheren Wartesaal des Hauptgebäudes aus Backstein wurde eine neue Küche eingebaut. Auch im Anbau - also in der Ex-Disco - wurde alles komplett renoviert.
Das gilt für die Elektrik, Toiletten, den Innenputz und die Tapeten ebenso wie für Bodenbeläge, Türen, Fenster und Möbel. Außen wurde eine behindertengerechte Zufahrtsrampe zum früheren Bahnschuppen gebaut. Die Fassade des Anbaus präsentiert sich bisher noch unverändert. Doch dieser Anblick soll sich bald verbessern. "Das wird in den nächsten Wochen noch gemacht. Bis Sommer ist auch die Fassade fertig", sagt die Hausbesitzerin. Wie viel sie in die Renovierung des alten Bahnhofs investiert hat, mag Mergens dem TV nicht verraten. Nur so viel: "Ich habe schon einiges an Geld reinstecken müssen."
Durch die Umbauarbeiten sind im früheren Bahnhof "multifunktionale Räumlichkeiten" entstanden, wie es im Bürokratendeutsch der Kreisverwaltung so schön heißt. In ihnen haben bis zu 90 Personen Platz. Er kann gemietet werden, wobei Mergens vor allem an größere private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage, aber auch an Tagungen von Firmen denkt. Immerhin gehören auch Musikanlage und Großbildleinwand zum Inventar. Eine Bewirtung wird es im alten Bahnhof nicht geben.
"Die Leute können sich selbst verköstigen und Essen und Trinken von zu Hause mitbringen oder es sich in den Bahnhof liefern lassen", sagt Mergens. Den Gedanken, dort selbst ein Bistro einzurichten und zu betreiben, habe sie schnell verworfen, sagt Mergens: "Um dafür Personal zu bezahlen, sind vor allem in der Woche einfach zu wenige Leute auf dem Radweg unterwegs. Außerdem wollte ich den Gastronomen im Ort nicht noch zusätzliche Konkurrenz machen", sagt die frühere CDU-Gemeinderätin.
Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) betont, dass er die private Investition in den früheren Bahnhof "sehr begrüßt. Für uns als Gemeinde ist es ein großer Vorteil, dass an einem so exponierten Gebäude, das früher eine wichtige Bedeutung hatte, wieder etwas passiert." Wenn auch die Arbeiten im Außenbereich abgeschlossen sind, "dann wird der Bahnhof wieder ein Aushängeschild für Reinsfeld", so die Einschätzung von Spies.Extra

Der Bahnhof Reinsfeld war eine der Haltestellen auf der 1889 eröffneten Hochwaldbahnstrecke zwischen Hermeskeil und Trier. Der Bau der Bahn brachte auch in Reinsfeld Industrie in den Ort. 1896 gründete Freiherr Alexander von Hammerstein ein großes Säge- und Imprägnierwerk, das sich ab 1911 auf die Herstellung von Bahnschwellen spezialisierte. Es existierte bis 1971. Im Januar 1930 kam es am Reinsfelder Bahnhof zu einer spektakulären Lokomotivexplosion. 1981 fuhr auf der Trasse der Hochwaldbahn der letzte Personenzug und der Bahnhof Reinsfeld wurde aufgegeben. 1989 wurde auch der planmäßige Güterverkehr eingestellt. 1998 folgte die endgültige Stilllegung der Strecke. ax

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