Integration im Doppelpack

REINSFELD. Der Kindergarten St. Remigius in Reinsfeld ist etwas Besonderes: Er hat zwei Träger und zwei Leiterinnen. Waltraud Engler und Ursula Henkes, die beiden "Chefinnen" der Einrichtung, sprachen mit dem TV über Kinder, Ziele, Integration und Veränderungen.

Schon als Teenager stand für Waltraud Engler und Ursula Henkes fest, dass sie einen "Beruf mit Kindern" ergreifen werden. "Kinder finde ich seit eh und je toll", sagt Waltraud Engler. "Sie sind spontan, haben keine Fassade und sind so lebensbejahend", gerät die 46-Jährige ins Schwärmen. Die Ur-Reinsfelderin hat das gemacht, wovon sie träumte: Sie wurde Erzieherin. Und hat ihren Entschluss nie bereut. Sie arbeitete in verschiedenen Regelkindergärten, legte eine siebenjährige Familienphase wegen ihrer beiden Töchter ein und ist dann "wieder in den Beruf reingeschlittert". Arbeit mit behinderten Kindern

Die Lebenshilfe fragte bei ihr nach, ob sie in der Fördergruppe mit zehn Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen arbeiten möchte. Diese Gruppe wurde 1981 in dem Kindergarten St. Remigius in Reinsfeld integriert. Nach vielen schlaflosen Nächten nahm sie die Herausforderung an. "Schaffe ich das?", ging es ihr durch den Kopf. Sie wurde Leiterin und schaffte es. Die Arbeit mit den behinderten Kindern hat ihr Leben bereichert. "Ich habe entdeckt, dass es vielfältige Formen der Kontaktaufnahme gibt und dass Berührungsängste schnell weichen können", sagt Waltraud Engler. Vor drei Jahren verlangten äußere Umstände von ihr, dass sie sich auf Neues einlässt: Die Lebenshilfe errichtete zwei integrative Gruppen, in denen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen betreut werden. Das mulmige Gefühl verschwand schnell. Heute spricht die Erzieherin von einer tollen und interessanten Aufgabe. "Es gibt keine bessere Lernschule für soziales Verhalten als integrative Gruppen", sagt Waltraud Engler. Und wieder sind es die Kinder, die sie faszinieren. "Sie haben keine Schwierigkeiten, mit Behinderungen umzugehen." "Man muss immer das einzelne Kind sehen"

Unter dem gleichen Dach leitet Ursula Henkes seit 31 Jahren die so genannten Regelgruppen des Kindergartens St. Remigius. Nach dem Besuch der katholischen Fachschule für Sozialpädagogik in Neunkirchen übernahm die 52-jährige Gonnesweilerin "das Haus in Reinsfeld mit drei Gruppen". Die Rahmenbedingungen des Kindergartens in Trägerschaft der katholischen Kirche seien damals andere gewesen. "Es gab keinen Turnraum und auch kein Büro." Auf die Frage, in welcher Hinsicht sich die Kinder verändert hätten, fällt es ihr schwer, eine Antwort zu finden. Ursula Henkes lehnt es ab zu pauschalisieren. "Man muss immer das einzelne Kind sehen", sagt die Mutter eines 21-jährigen Sohnes. Die Erwartungshaltungen von außen seien andere geworden. Aber ihr Ziel hat sie nie aus den Augen verloren: "Jedes Kind ist individuell. Alle Kinder sollen stark gemacht werden für das Leben." Sie hat nie nach einem anderen Beruf geschielt, betont Henkes. Denn: "Nach 31 Jahren fahre ich jeden Morgen noch gerne zur Arbeit."

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