Katze gefunden? – Pech gehabt!

ZÜSCH. Die Sorge um eine streunende Katze hat der Züscherin Ursula Stimmler jede Menge Arbeit, Kosten und Frust über die Behörden eingebracht.

Ursula Stimmler, Künstlerin und Hermeskeiler Verbandsgemeinderätin, ist verärgert. Da sich das Ordnungsamt für nicht zuständig erklärt, hat sie auf eigene Kosten eine herumirrende Katze ins Tierheim gebracht. Dabei war sie sich keines Fehlers bewusst, als sie das verletzte Tier "in Schutz nahm". Denn der "fette Brocken, richtig gut gefüttert" schien nur ausgebüchst zu sein. Da sie den Besitzer nicht ausfindig machen konnte, wandte sie sich an Polizisten, die zufällig im Ort waren. "Was mache ich, wenn mir eine Kuh zuläuft"

Die Beamten baten Stimmler, die Katze bis zur Abholung durch das Ordnungsamt in Verwahrung zu nehmen. Trotz mehrerer Anrufe beim Ordnungsamt holte die Behörde das Tier nicht ab und gab die Erklärung, sie müsse sich selbst um die Katze kümmern. Etwaige Kosten könne sie ja dem Eigentümer in Rechnung stellen. Auf ihre Reaktion "dann setze ich sie eben wieder raus" habe Ordnungsamtsleiter Guido Jörg gesagt, sie habe die Katze angenommen und müsse sie nun versorgen. Daraufhin wollte Stimmler es genau wissen: "Und was mach ich, wenn mir morgen eine Kuh zuläuft, bin ich dann auch verpflichtet, die in der Garage anzubinden?" Das werde anders gehandhabt, habe Jörg geantwortete. Ihr Fazit der Aktion, die sie mehrere Tage in Anspruch nahm und diverse Telefonate kostete, lautet: "Da wiehert der Amtsschimmel, und das ärgert mich." Siegfried Agostini, Leiter der Polizeiinspektion Hermeskeil, bedauerte auf Nachfrage, dass möglicherweise ein Mitarbeiter die Aussage "in Unkenntnis der Sachlage" getroffen habe. Für den Chef des Ordnungsamtes habe jedenfalls alles seine Richtigkeit. Die Verbandsgemeinde (VG) habe als Fundbehörde die Verwahrungspflicht für Fundsachen. Doch eine herrenlose, verletzte Katze sei keine Fundsache, sondern eine herrenlose Katze. Laut Jörg gilt ein Tier als "herrenlos", wenn es keinem Besitzer zuzuordnen ist. Was bei Katzen in der Regel der Fall sei. Die Verwahrungspflicht liege dann bei dem, "der die Katze aufgefunden hat und sie an sich nimmt". Da Stimmler die Auffassung vertreten habe, eine tierärztliche Behandlung sei notwendig, habe die Behörde die Kostenübernahme abgelehnt. Dass eine Passantin gebissen wurde, habe er nicht gewusst. Ansonsten hätte er das Veterinäramt informiert, da dann der Amtstierarzt entscheide, ob das Tier zum Beispiel auf Tollwut untersucht wird. Sollte der Arzt keine Untersuchung anordnen, sei die VG auch nicht zuständig. Die Frage, ob die Katze dann, obwohl bissig, weiter frei herumläuft, beantwortet Jörg mit "theoretisch ja". In anderen Verwaltungen ist man etwas gnädiger. Katzen seien ja "Freigänger", stellt Morbachs Ordnungsamtsleiter Axel Schmitt fest. Ob herrenlos oder nicht, lasse sich daran erkennen, wie gepflegt ein Tier sei, ob es kastriert oder per Chip zuzuordnen sei. Da sich die Einheitsgemeinde aber nicht um "wilde Katzen" kümmern könne, werde "einzelfallbezogen" entschieden, ob eine Katze ins Tierheim Idar-Oberstein gebracht wird. Enorme Belastung für Tierheime

Die Erfahrungen des Tierheims Trier-Zewen sind gemischt. Mit einigen Verbandsgemeinden gebe es eine gute Zusammenarbeit, betont Leiter Andreas Lindig. "Aber es gibt andere, die sagen, es gibt keine Fundtiere", hält er mit seinem Ärger nicht hinter dem Berg. Die Argumentation sei aber "unhaltbar", weil es eben gefundene Katzen gebe, deren Eigentümer sich nach Wochen im Tierheim meldeten. Es könne nicht sein, dass die Verwaltung ihren Verpflichtungen nicht nachkomme. Für das Tierheim bedeutet die starre Haltung eine enorme Belastung, zumal sich die Zahl der Fundkatzen in drei Jahren auf 600 verdoppelt habe. Pro Katze zahle die VG höchstens fünf Euro für maximal 56 Tage. Der Tierschutzverein Trier ist laut Lindig als Träger mit etwa 30 Prozent im Boot. Und das werde von einzelnen Behörden immer mehr ausgenutzt. Was dazu führe, dass Katzen wie im Fall Züsch privat ins Tierheim gebracht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort