Kreis-SPD will am Schulkarussell drehen

Erben oder erweitern? Die aktuelle Raumnot im Hermeskeiler Gymnasium hat die Kreis-SPD auf den Plan gerufen. Statt der Errichtung eines Anbaus sollte nach ihrer Auffassung das Gymnasium der benachbarten Berufsbildenden Schule (BBS) zugeschlagen werden. Diese könnte auf das frühere Kasernengelände verfrachtet werden. "Neu ist dieser Vorschlag nicht", sagt dazu die Kreisverwaltung.

 Trotz Unterrichts-Container herrscht am Gymnasium weiter Raumnot: Die Kreis-SPD hält deswegen einen Wechsel in die benachbarte Berufsbildende Schule für sinnvoll, die ihrerseits an der früheren Kaserne einen neuen Standort finden könnte. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Trotz Unterrichts-Container herrscht am Gymnasium weiter Raumnot: Die Kreis-SPD hält deswegen einen Wechsel in die benachbarte Berufsbildende Schule für sinnvoll, die ihrerseits an der früheren Kaserne einen neuen Standort finden könnte. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Hermeskeil. Die SPD-Fraktion will am 20. Oktober einmal mehr im Kreisausschuss die Lage am Gymnasium auf den Tisch bringen. "Die aktuellen Sanierungsarbeiten beeinträchtigen ganz erheblich den Unterrichtsablauf", heißt es in einer Pressemitteilung. Durch das "ungeplante" Anwachsen der Schülerzahlen von 970 auf 1020 seien zudem "Engpässe in der Belegung der Klassenräume entstanden, die kurzfristig nicht abzustellen sind." Die Forderung der SPD lautet daher: "Wir möchten wissen, welcher organisatorischer, baulicher und finanzieller Aufwand entsteht, die benachbarte BBS dem Gymnasium zuzuschlagen. Als neuen Standort für die BBS schlagen wir die ehemalige Kaserne vor. Damit sparen wir uns die kostenträchtige und zeitaufwändige Erweiterung des Gymnasiums", so Fraktionschef Alfons Maximini. Da der Kreis Träger beider Schulen ist, sei eine "kurzfristige Lösung" möglich.

"Dieser Vorschlag ist nicht neu", entgegnet darauf die Kreisverwaltung. Die Auslagerung der BBS habe der Schulträgerausschuss bereits im April im diskutiert. Eine Entscheidung sei aber zurückgestellt worden, bis klar ist, wie künftig die Schullandschaft im Kreis aussehen soll und die mit dieser Frage verbundene Entwicklungsplanung vorliegt. "Sie soll Anfang 2009 von den Kreis-Gremien verabschiedet werden", so Pressesprecherin Martina Bosch.

Sanierungsarbeiten kein Grund für aktuelle Raumnot



Als "sachlich falsch" bewerten Rektor Karl-Heinz Wortmann und Elternsprecherin Heike Jessen die SPD-Aussage, dass der Schulalltag durch die laufende Sanierung in Mitleidenschaft gezogen wird. "Diese Arbeiten sind nur unwesentlich verantwortlich für unsere Raumprobleme, außer im Bereich der Turnhalle", betont Jessen. Fakt ist aber: Trotz der Aufstellung von Unterrichtscontainern für vier Klassen Ende 2007 herrscht am Gymnasium, das im August ein Ganztagsangebot eingeführt hat, weiter Platznot (siehe Extra). "Wir brauchen mehr Raumkapazität. Wie das gewährleistet werden kann, ist aber nicht Sache der Schule. Das müssen die politischen Gremien entscheiden", sagt Wortmann. Ihm erscheint es jedoch wichtig, "dass es schnell eine tragfähige Lösungsidee gibt, sonst wird die Unzufriedenheit wachsen". Dem pflichtet Jessen bei. Auf die Frage, was aus Sicht der Eltern wünschenswerter ist - die Nutzung der BBS oder der von der Kreisverwaltung favorisierte Anbau, sagt sie: "Wir sind kompromissbereit. Welche Möglichkeit angeboten wird, ist uns prinzipiell egal. Wir verlangen aber eine Perspektive für das nächste Schuljahr und wollen geklärt haben, wohin der Weg geht." Bosch betont, dass die Planungen für den Erweiterungsbau weiter vorangetrieben wurden. Der Auftrag für einen Vorentwurf sei an ein Architektenbüro erteilt. Er soll noch 2008 vorgestellt werden, "so dass diese Baumaßnahme im kommenden Jahr in Angriff genommen werden könnte".

Eine deutliche Reaktion gibt es von Manfred Reiter auf die SPD-Umsiedlungspläne. "So lange die künftige Schulstruktur in Hermeskeil nicht grundlegend geregelt ist und etwa über die Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums entschieden ist, werden wir nicht von unseren Standort weichen", sagt der BBS-Leiter.

Meinung

Nur eine denkbare Spielart

Ganz klar: Im Gymnasium drückt der Schuh gewaltig. Das bestehende Gebäude ist einfach zu klein für die immer weiter wachsende Zahl an Schülern plus das neue Ganztagsangebot. Die Raumnot ist deshalb groß, der Handlungsbedarf auch. Eltern, Schüler und Lehrer verlangen völlig zu Recht, dass die Ungewissheit, wann mit der Erweiterung begonnen wird oder ob doch eine ganz andere Lösung zum Tragen kommt, ein Ende haben muss. Der von der SPD ins Feld geführte Wechsel in die BBS ist bei diesen Überlegungen sicherlich eine denkbare Spielart. Aber: Über die Köpfe der Betroffenen hinweg mit einem solchen Vorstoß in die Öffentlichkeit zu preschen, mutet doch sehr nach einem Manöver an, bei dem es weniger um die Sache als um parteipolitisches Kalkül geht. a.munsteiner@volksfreund.deExtra Raumsituation: Am Gymnasium fehlen laut Rektor Wortmann wegen der gestiegenen Schülerzahlen aktuell acht Räume (Klassen-, Aufenthalts- oder Fachräume). Deshalb finden etwa beim naturwissenschaftlichen Unterricht 20 Wochenstunden nicht in Fach-, sondern in Klassenräumen statt. Für das Mittagessen gibt es provisorische Räume. Weil die Turnhalle bis Frühjahr 2009 saniert wird und andere Hallenkapazitäten fehlen, fällt im ersten Halbjahr für drei Jahrgangsstufen der Sportunterricht aus.

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