Netzwerk-Bastler mit Auslandserfahrung

HERMESKEIL. Ohne den Computer läuft nichts, auch nicht bei der Bundeswehr. Hauptfeldwebel Albert Langlitz sorgt dafür, dass die Informationstechnologie des Raketenartillerielehrbataillons 52 in Hermeskeil funktioniert. Der 38-jährige Berufssoldat hat auch die Datennetze in Kroatien und Sarajevo aufgebaut.

 Er nimmt sie auseinander, schraubt, putzt und analysiert und setzt sie danach wieder zusammen: Albert Langlitz ist zuständig für die Hardware des Hermeskeiler Bataillons.Foto: Jörg Pistorius

Er nimmt sie auseinander, schraubt, putzt und analysiert und setzt sie danach wieder zusammen: Albert Langlitz ist zuständig für die Hardware des Hermeskeiler Bataillons.Foto: Jörg Pistorius

Das Büro des Hauptfeldwebels liegt im Stabsgebäude der Hochwald-Kaserne und erinnert eher an die Bude eines Informatik-Studenten. Aufgeschraubte Gebäude, freiliegende Platinen, Kabelgewirr. Dazwischen ein Handy, das in unregelmäßigen kurzen Abständen klingelt. "Heute ist wirklich die Hölle los." Albert Langlitz nimmt die hohe Belastung seines Jobs mit Humor "Jeder will ständig was von mir." Kein Wunder: Jeder Computer, Monitor und Drucker, jedes Fax und Kopiergerät im Bataillon fallen in seine Zuständigkeit. Der Hauptfeldwebel kümmert sich darum, dass die Daten fließen und die Hardware funktioniert."Netzwerke, die jeder draußen auch hat"

"Viele Mängel kann ich selbst beheben", sagt Langlitz, während er einen zerlegten Drucker reinigt. "Ich kann einen Rechner komplett auseinandernehmen und die meisten Fehlerquellen und Mängel erkennen." Die Bundeswehr arbeitet mit Hard- und Software, die mit der eines Betriebs mit mehreren hundert Beschäftigten vergleichbar ist. "Das sind Netzwerke auf der Basis von Windows NT, die jeder draußen auch hat." Entsprechend oft klingeln die einzelnen Batterien bei Langlitz an. Und als ob das noch nicht reichen würde, ist der Hauptfeldwebel auch für den Aufbau eines neuen Kraftfahrdienstes zuständig. "Dazu gehören 15 Fahrzeuge vom Golf bis zum Kleinbus, die für Kurierfahrten und Personentransporte eingesetzt werden." Albert Langlitz kam im Oktober 1985 als Wehrpflichtiger zum Bund, seine Laufbahn begann in Idar-Oberstein. "Ich habe mich dann als Mannschaftsdienstgrad für drei Jahre verpflichtet, weil ich damals noch nicht sicher war, dass die Bundeswehr wirklich meine Welt ist." Es ging zurück ins heimatliche Hessen. Dort fiel die Entscheidung für ein Arbeitsleben beim Bund. Langlitz schlug die Unteroffizierslaufbahn ein, wurde Soldat auf Zeit für acht und dann für zwölf Jahre. "Als Feuerleit-Unteroffizier hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit, Rechner-Systeme zu bedienen. Ich merkte, das liegt mir." Eine Erkenntnis mit Folgen. Die Strukturreform Anfang der 90er bedeutete das Ende seines Bataillons. Langlitz, inzwischen verheiratet und Berufssoldat, kam zum Raketenartillerielehrbataillon 52 nach Hermeskeil. "Es war mein Wunsch, in den Hochwald zu gehen", sagt er heute. "Neue Systeme findet man eher in Lehrbataillonen." Als er 1993 seinen Job als Feuerleitfeldwebel bei der Raketenartillerie aufnahm, gab es genau einen Computer in der Hochwald-Kaserne. Nach mehreren Wechseln innerhalb des Bataillons kam Langlitz als Systemverwalter für militärische und normale Hardware zum Stab. "Ich wurde dann als Systemverwalter ausgebildet und machte intensive Bekanntschaft mit Hard- und Software." Und gerade diese Ausbildung machte den gebürtigen Hessen zum Top-Kandidaten für Auslandseinsätze. "Die Bundeswehr suchte händeringend Leute, die vor Ort die Informationstechnologie aufbauen und betreuen", erklärt der Hauptfeldwebel. Im Januar 1998 kam Langlitz als Netzwerk-Administrator zu einem Nato-Truppenteil nach Kroatien, nachdem er das Nato-Netzwerk auf einem Italien-Lehrgang kennengelernt hatte und mit den Grundzügen der englischen Sprache und den Bedingungen im Einsatzgebiet vertraut gemacht worden war.Internationales Zusammenspiel

"Vier Monate lang war ich dort", erzählt Langlitz. "Dieser Einsatz war eine seltene Erfahrung. Der Kommandeur war ein Norweger, sein Stellvertreter ein Italiener. Die Computer wurden von zehn Bundeswehr-Soldaten gewartet. Ich habe noch nie eine so enge Zusammenarbeit von Menschen vieler Nationalitäten erlebt." Albert Langlitz kam zurück nach Hermeskeil und wurde Zugführer der 3. Batterie. Doch drei Jahre später war der IT-Spezialist wieder gefragt: Fünf Monate lang ging er als Systemadministrator nach Sarajevo. "Dieses Mal war es ein rein deutscher Verband. Der Einsatz kam nicht zu überraschend wie die Tour nach Kroatien, schien aber viel länger zu dauern." Was besonders die Familie belastete: Langlitz und seine Frau haben zwei Kinder. Als er dieses Mal zurückkam, bot ihm der Hermeskeiler Kommandeur zwei Alternativen: entweder Batteriefeldwebel - der "Spieß" - oder IT-Fachmann. Obwohl der Spieß das zentrale Laufbahnziel vieler Unteroffiziere ist, entschied sich Langlitz für seine Netzwerke. Sorgen macht er sich deshalb nicht. "Auch in der Informationstechnologie kann man es zum Oberstabsfeldwebel bringen." Was der höchste Dienstgrad wäre, den ein Nicht-Offizier in der Bundeswehr erreichen kann. "Das wird sich alles zeigen. Bis jetzt fand man alles ganz nett, was ich hier gemacht habe." Albert Langlitz gehört nicht zu den Befürwortern des Kriegs gegen das Regime von Saddam Hussein. "Diese Sache hat sich sehr unglücklich entwickelt. Eine diplomatische Lösung wäre besser gewesen. Aber die Entwicklung nahm keine Rücksicht auf meine Gemütslage."

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