Neuer Hirte für Hermeskeil

HERMESKEIL. In der Hochwaldstadt geht am 1. Mai eine Ära zu Ende: Nach fast 28 Jahren als Pastor der Pfarrei St. Martin wechselt Otfried Stertenbrink an diesem Termin offiziell in das Ruheständler-Dasein. Seine Nachfolge tritt Dechant Clemens Grünebach an.

Die große Feier musste notgedrungen verschoben werden: Ursprünglich sollte Otfried Stertenbrink, den in Hermeskeil fast alle liebevoll "Otti" nennen, am 7. Mai als Pastor der Pfarrei St. Martin verabschiedet werden. Allerdings liegt Stertenbrink derzeit noch im Krankenhaus, so dass seine hoffentlich baldige Genesung abgewartet werden muss, bevor der Mann, der fast 28 Jahre lang Oberhaupt von nahezu 4400 Gläubigen in Hermeskeil und den Stadtteilen Höfchen und Abtei war, gebührend in den Ruhestand verabschiedet werden kann."Beispiel gelungener Personalpolitik"

Allerdings ist schon lange klar, wer nach Stertenbrink das Pfarramt in St. Martin übernehmen wird. Bereits bei seiner Ernennung zum Pfarrer in Züsch im Jahr 2003 war Clemens Grünebach vom Bistum signalisiert worden, dass er nach der Pensionierung Stertenbrinks auch dessen Posten übernehmen sollte. "Dass es ohne Vakanz nahtlos weitergeht, ist durchaus außergewöhnlich und ein Beispiel für eine gelungene Personalpolitik", betont der 36-jährige Dechant des Dekanats Hermeskeil-Waldrach, der in Zukunft eine sehr große Herde mit fast 7700 Katholiken zu betreuen hat. Denn neben der Hermeskeiler Pfarrei St. Martin leitet Grünebach bereits jetzt drei weitere Pfarreien, nämlich St. Antonius von Padua in Züsch (mit Neuhütten und Muhl), in Gusenburg "Erscheinung des Herren" (mit Grimburg) sowie die Vikarie St. Johannes der Täufer in Damflos. Dass er dieser Herausforderung - die Ausfluss der unter dem Stichwort "Projekt 2020" bekannten Strukturreform des Bistums ist - gleichwohl gelassen entgegensieht, liegt vor allem an einer Tatsache: "Ich bin ja nicht allein, sonst wäre diese Aufgabe nicht leistbar. Es gibt erstens viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die bereit sind, mitzuarbeiten. Und es wird zweitens nach meiner Einführung am 14. Mai zeitversetzt ein neues Pastoral-Team anfangen, das sehr gut besetzt ist", betont Grünebach (siehe Hintergrund). Es sei zwar klar, dass er angesichts der Größe seines Zuständigkeitsbereiches nicht mehr alle Beerdigungen oder Taufen halten kann. Die Verantwortung für die "große Zahl an Gottesdiensten" sei aber selbstverständlich weiterhin die wesentliche Aufgabe des Pastors. Eine wichtige Rolle wird in seinem neuen Aufgabenfeld auch die Mitarbeiterleitung spielen, so Grünebach, der nach der Renovierung des Pfarrhauses im Herbst 2006 seinen Wohnsitz von Züsch nach Hermeskeil verlegen wird. Grünebachs ausdrücklicher Wunsch ist es jedoch, dass "ich auch in Zukunft noch Einzelseelsorge machen kann". Ganz entscheidend ist für den katholischen Kirchenmann noch ein weiterer Punkt: Da unter seiner Leitung vier Pfarreien zusammengefügt werden, will Grünebach ein besonderes Augenmerk darauf legen, "dass die Grenzen offener und die Menschen miteinander in Kontakt gebracht werden. Bislang war es nämlich schwierig, beispielsweise einen Züscher dazu zu bewegen, in Hermeskeil in die Kirche zu gehen"."Gläubige zusammenführen"

Doch auf welche konkreten Veränderungen müssen sich die Gläubigen ab Mai einstellen? "Am deutlichsten wird sich für sie sicher der neue Gottesdienstplan bemerkbar machen", sagt Grünebach, der nicht verschweigt, dass diese Reform "de facto eine Reduzierung der Gottesdienste bedeuten wird". So wird es beispielsweise künftig in Hermeskeil keine Messe mehr am Samstagabend geben. "Allerdings", so betont der Dechant, "wird es am Wochenende in allen Pfarrkirchen eine Eucharistiefeier geben." Für die Katholiken aus Grimburg, Höfchen oder Abtei gilt, dass sie sich darauf einstellen müssen, dass dort keine Messe mehr an Samstagen oder Sonntagen stattfindet. Doch: "Auch dort gibt es einmal pro Woche einen Gottesdienst", sagt Grünebach. Der neue Pfarrer weiß zwar, dass Kritik an dieser Neuregelung wohl nicht ausbleiben wird. "Die Gottesdienste werden aber nicht abgeschafft, um des Abschaffens willen. Ziel ist es vielmehr, dass die Gläubigen zusammengeführt werden und sich nicht weiter zerstreuen", formuliert Grünebach seinen Standpunkt. Allerdings müsse für die Zukunft darüber nachgedacht werden, ob nicht ein Fahrdienst eingerichtet wird, damit Gläubige zu der für sie gewohnten Zeit einen Gottesdienst besuchen können.

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