Per Schmetterball zur Lebensfreude

Aus der einstigen Versehrtensportgruppe ist in fünf Jahrzehnten eine stolze Behindertensportgemeinschaft (BSG) geworden. Am 24. Oktober soll das Jubiläum in der Hermeskeiler Sporthalle mit einem Jubiläumsturnier und anschließendem Kommers gefeiert werden.

 Voller Körpereinsatz und Siegeswille sind beim Sitzballsport gefordert, der dem Volleyball ähnelt, aber „eine Etage tiefer“ ausgetragen wird. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Voller Körpereinsatz und Siegeswille sind beim Sitzballsport gefordert, der dem Volleyball ähnelt, aber „eine Etage tiefer“ ausgetragen wird. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil. Sie haben nur ein Bein, versteifte Gliedmaßen oder müssen täglich zur Dialyse (Blutwäsche bei mangelnder Nierentätigkeit), aber deshalb den Kopf hängen lassen? Nein, die Mitglieder der Behindertensportgemeinschaft Hermeskeil finden in der Körperertüchtigung nicht nur Fitness, sondern auch jede Menge Selbstbewusstsein und Lebensfreude.

Am 24. Oktober wird ein stolzes Jubiläum gefeiert, denn die BSG Hermeskeil wird ein halbes Jahrhundert alt. Am 9. Dezember 1959 gründeten Gotthard Rosar als Vorsitzender (was er 40 Jahre lang bleiben sollte), Peter Klässner als sein Stellvertreter und Hermann Thielen als Kassenwart die Versehrtensportgruppe. Die ersten Mitglieder, Oskar Becker, Heinz Schirra, August Eiden, Erwin Thömmes, Josef Kuhn sowie Artur und Martin Erschens waren allesamt Kriegsheimkehrer.

Einer der ersten, für den das nicht zutraf, ist Rudolf Joerg (75). Er verlor bei einem Arbeitsunfall auf der Burbacher Hütte ein Bein, war also nicht kriegsversehrt. Im Juni 1961 wollte er beitreten und stellte fest: "Ich war kein Kriegsbeschädigter. Mit einem Behinderten wollten die erst gar nichts zu tun haben." "Dieses Problem zog sich in der Tat lange durch unseren Verein", bestätigt der heutige Vorsitzende, Guido Hans, der das Amt seit 1999 innehat. Heute kann jeder Mitglied werden, der von einem Arzt ein körperliches Handicap bescheinigt bekommt. Auch erst mal reinschnuppern in das Angebot von Sitzball, Schwimmen, Wassergymnastik, Nordic Walking und die geselligen Veranstaltungen ohne Mitgliedschaft ist möglich. "Lange Jahre haben wir auch Geistigbehinderte betreut. Die Gruppe musste vor zwei Jahren aufgelöst werden, weil der Betreuungsaufwand zu groß wurde", bedauert Hans. Die Freude, auf ein Ziel hinzuarbeiten und das Gemeinschaftserlebnis schweißt die Behindertensportgemeinschaft zusammen.

Am Festtag, 24. Oktober, treten ab 13 Uhr zwölf Teams im Sitzball in der Hermeskeiler Sporthalle an. Derzeit wird dafür hart trainiert. Anschließend werden Ehrungen für verdiente Mitglieder ausgesprochen.

Aus einer Handvoll Kriegsversehrter wuchs ein stolzer Verein mit heute 88 Mitgliedern im Alter zwischen 26 und 88 Jahren, davon etwa die Hälfte Frauen. Seit 44 Jahren wird die Gruppe von Rolf Hackethal medizinisch betreut.

"Die BSG hat eine gute Zukunft", glaubt Vorsitzender Hans, denn potenzielle Mitglieder produziert unsere heutige Leistungsgesellschaft immer mehr. "Seit Jahren sind die Rückenleiden auf dem Vormarsch. Die Zahl der Unfallopfer unter den Mitglieder ging jedoch zurück", zeigt der Vorsitzende einen Trend auf. Zwar hat der Verein Probleme, Nachwuchs für die Sitzballwettbewerbe zu finden, dafür ist aber Nordic Walking aktuell unglaublich "im Kommen".

Wer Interesse hat, bei der BSG mitzumachen, kann sich an den Vorsitzenden Guido Hans unter der Telefonnummer 06504/8075 wenden.

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