Proteststurm wird zur leichten Brise

HERMESKEIL. "Das wird eine heiße Sache. Wir werden alle streiken, wenn die Bomben fallen." Das hatte eine Hermeskeiler Schülerin am Mittwoch angekündigt. Ganz so heiß wurde es dann allerdings nicht: Nur wenige Schüler riefen gestern Morgen zum Anti-Kriegs-Schulstreik auf. Es gab keine Unterrichtsausfälle.

 "Bomben auf Bagdad" titelt das TV -Extrablatt zum Irakkrieg. 550 Exemplare verteilte Zusteller Herbert Jakoby gestern in Hermeskeil und Thalfang sofort nach deren Lieferung um 13 Uhr. Jakoby war in der Hermeskeiler Fußgängerzone und im Hela-Zentrum bei Abtei unterwegs.Foto: Jörg Pistorius

"Bomben auf Bagdad" titelt das TV -Extrablatt zum Irakkrieg. 550 Exemplare verteilte Zusteller Herbert Jakoby gestern in Hermeskeil und Thalfang sofort nach deren Lieferung um 13 Uhr. Jakoby war in der Hermeskeiler Fußgängerzone und im Hela-Zentrum bei Abtei unterwegs.Foto: Jörg Pistorius

Donnerstagmorgen, gegen 7.30 Uhr: Der Donatusplatz ist gefüllt mit Schülern, die auf ihre Busse warten. "Demo? Davon weiß ich nichts", sagt Jasmin (14). "Was sollte das auch bringen?" ergänzt Patrick (17). Es gibt keine Transparente, keinen Protestmarsch, keine Kundgebung. Nach 8 Uhr leert sich der Platz, von einer Demonstration ist nichts zu sehen. Das hätte nach Ankündigung einer Schüler-Delegation, die am Mittwoch die Redaktion besuchte, anders aussehen sollen. "Wir wollen alle Hermeskeiler Schulen mit einbinden", hatte eine Schülerin erklärt. Sie bat darum, ihren Namen nicht zu nennen. "Der Streik soll das Gymnasium, die Berufsschule, die Realschule und die Hauptschule betreffen." Der große Streik blieb aus, kleinere Aktionen gab es dennoch. Das ergab ein Rundruf bei den Hermeskeiler Schulen. "Ein richtiger Streik war das nicht, niemand hat den Unterricht verlassen", sagte Ilka Moser von der Rektor-Bach-Hauptschule Hermeskeil. "In der großen Pause bekamen wir Besuch von etwa 40 Jugendlichen aus anderen Schulen, mit denen unsere Schüler dann ins Gespräch gekommen sind. Mehr hat sich aber nicht abgespielt." "Nicht einfach losrennen und Chaos veranstalten"

"Bei mir kam dieser Streik nur als Gerücht an", sagte Ottmar Hoffmann, stellvertretender Leiter der Erich-Kästner-Realschule. "Drei Schüler haben offenbar einen Tag vorher mit dem Schulleiter Hans-Joachim Gärtner gesprochen. Dieser hat deutlich gemacht, dass sich an unserer Schule nichts Derartiges abspielen wird, schon gar nicht während der Unterrichtszeit." "Unsere Schüler sagten, sie wollten an einem Protestmarsch teilnehmen, der von der Realschule und der Hauptschule angekündigt worden sei", sagte Bernd Lange, Leiter der Berufsbildenden Geschwister-Scholl-Schule. "In solchen Fällen schicke ich niemanden hin, halte aber auch niemanden ab." Doch aus diesem Protestmarsch sei nichts geworden. "Ich bin mit einigen Kollegen selbst losgefahren, um mich zu informieren, wie die Lage vor Ort aussieht", so Lange. "Auf dem Schulhof der Hauptschule haben wir einige unserer Schüler gesehen. Da es sich dabei ganz offensichtlich nicht um eine Protestaktion handelte, habe ich darum gebeten, in unsere Schule zurückzukehren." Lange hat für solche Spontanstreiks wenig Verständnis. "Es ist absolut in Ordnung, sich mit Thematiken wie dem Irak-Krieg auseinanderzusetzen, eine eigene Meinung dazu zu entwickeln und dieser Ausdruck zu verleihen. Aber so etwas muss vorbereitet und auch in den Unterricht eingebunden werden. Eine solche Demonstration gegen den Krieg muss Hand und Fuß haben. Ich kann nicht einfach losrennen und Chaos veranstalten." "Viele haben einfach nicht mitgezogen", sagte ein Schüler gestern Nachmittag rückblickend. "So etwas ist schulübergreifend auch sehr schwer zu organisieren und rüberzubringen. Außerdem stößt man oft auf den massiven Widerstand der Lehrer." Verzögerungen an der Wache

Der Beginn des Irak-Krieges hatte nicht nur Auswirkungen auf die Hermeskeiler Schulen. Das Raketenartillerielehrbataillon 52 in der Hochwald-Kaserne bereitet sich nach Mitteilung von Kommandeur Roderich Kiesewetter auf eine Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen in den Liegenschaften der Bundeswehr vor. Zivile Fahrzeuge müssen wegen verschärfter Kontrolle an der Wache mit Verzögerungen rechnen. "Sollte die Sicherheitsstufe erhöht werden, kann es zu weiteren Behinderungen bei der Ein- und Ausfahrt kommen."

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