"Ratgeber, aber nicht mehr Vorgeher"

KELL AM SEE. Vier Wochen nachdem er den Vorsitz im CDU-Ortsverband abgegeben hat, tritt Dittmar Lauer (69) jetzt auch als Fraktionschef im Gemeinderat den Rückzug an. Seine Nachfolgerin wird Bärbel Backes. Der Trierische Volksfreund hat Lauer zu seinen Gründen befragt.

Herr Lauer, sie haben in jüngster Vergangenheit zwei wichtige Parteiämter niedergelegt. Was sind die Gründe für diese Entscheidung?Lauer: Ich gehe stramm auf die 70 zu und will deshalb meine partei- und kommunalpolitischen Führungsämter und damit auch die Verantwortung in die Hände Jüngerer übergeben. Es ist schließlich deren Zukunft, die sie gestalten müssen. Dazu kommt, dass ich ein äußerst ungeduldiger Mensch bin. Bei vielen Vorhaben, beispielsweise beim Ökologischen Neubaugebiet, habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft, die ich für andere Projekte - etwa im kulturellen und kulturtouristischen Bereich sowie in der Heimat- und Regionalforschung - dingend brauche. Deshalb habe ich meine Entscheidung, die seit langem geplant ist, um ein Jahr vorgezogen. Wer tritt ihre Nachfolge in der CDU-Fraktion an?Lauer: Dieses Amt wird Bärbel Backes übernehmen. Sie ist für diese Aufgabe qualifiziert, hat kommunalpolitischen Sachverstand und darüber hinaus auch den notwendigen Ehrgeiz. Neuer Stellvertreter wird Johannes Reitz sein. Der politische Gegner mutmaßt, dass innerparteiliche Spannungen für ihren Schritt verantwortlich sind. Was sagen Sie zu diesen Spekulationen?Lauer: In meiner Fraktion gab und gibt es keinen Knatsch oder Ärger, vor allem nicht auf der persönlichen Schiene. Dass es in Sachfragen manchmal unterschiedliche Auffassungen gibt, gehört zur Demokratie dazu. Ich betone aber, dass ich nach 40-jähriger Partei- und Kommunalarbeit keine Fahnenflucht begehe und nicht die Brocken hinwerfe, sondern die Führungsämter geordnet an gute Köpfe in unserer jungen CDU-Mannschaft hier in Kell weitergebe. Es fällt allerdings schwer, sich Dittmar Lauer nur als zurückhaltenden Hinterbänkler vorzustellen.Lauer: Sie haben Recht: Ich bin sicher kein Hinterbänkler. Ich werde mich aber ins Glied einreihen und sehe meine künftige Rolle als die eines Ratgebers und nicht mehr wie bisher als die eines Vorgehers. Deshalb werde ich mich auch nicht mehr zu jeder Sachfrage äußern. Klar ist aber auch: Wenn ich gebraucht werde und meine Meinung gefragt ist, dann bin ich nach wie vor da. Sie sind noch in einigen anderen kommunalpolitischen Gremien. Müssen wir damit rechnen, dass sie auch diese Posten bald abgeben?Lauer: Klare Antwort: Nein. Meine Mandate im Kreistag, im Verbandsgemeinderat und im Gemeinderat und in den vielen Ausschüssen gebe ich natürlich nicht auf. Die Bürger haben mich in diese Gremien gewählt. Deshalb werde ich dort auch weiterhin fleißig mitarbeiten. Aber, soweit es die Ortsgemeinde angeht, eben nicht mehr an erster Stelle. S Das Gespräch mit Dittmar Lauer führte TV-Redakteur Axel Munsteiner.

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