Raus aus der Hilflosigkeit

Oft ist es nur ein Teilbereich, den der Einzelne vom Krankenhaus vor Ort kennt. Aus diesem Grund stellt der TV die fünf wichtigsten Abteilungen im Hermeskeiler St.-Josef-Krankenhaus vor. Nachdem die Geburtshilfe den Auftakt gemacht hat, wird die kleine Serie mit einem Blick in die Anästhesie/Intensivstation fortgesetzt.

 Die Intensivmedizin hat laut Dr. Albrecht Seiter, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Intensiv, große Fortschritte gemacht. Nur so ist zu erklären, dass sich Josef Ernst kurz nach seiner Operation verhältnismäßig munter fühlt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Die Intensivmedizin hat laut Dr. Albrecht Seiter, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Intensiv, große Fortschritte gemacht. Nur so ist zu erklären, dass sich Josef Ernst kurz nach seiner Operation verhältnismäßig munter fühlt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. "Ihren" Patientenstamm haben Dr. Albrecht Seiter und seine Mitarbeiter eigentlich nicht. Der Chefarzt der Anästhesie- und Intensivabteilung im Hermeskeiler St.-Josef-Krankenhaus begleitet mit seinem Team vielmehr die Arbeit der Kollegen, der Chirurgen und Internisten. "Die klassische Aufgabe der Anästhesie ist die Versorgung aller stationären und ambulanten Patienten", erklärt Seiter, der auch Ärztlicher Direktor ist und für die Weiterbildung der Mitarbeiter Sorge trägt. Neben dem Schwerpunkt Voll- oder Teilnarkose ist seine Abteilung für die Versorgung aller Intensivpatienten verantwortlich. Daher macht es Sinn, dass Seiter auch zuständig ist für den Rettungsdienst, der jährlich um die 1000 Einsätze mit Notarztbegleitung übernimmt.Vierter Schwerpunkt ist die Schmerztherapie. Neben der operations-begleitenden Betreuung gibt es seit 2001 im Haus eine "Schmerzambulanz" mit etwa 100 Patienten pro Quartal. "Das ist für so eine kleine Abteilung schon viel", betont Anästhesie-Oberarzt Dr. Ingo Zerbe, der Schmerztherapie-Spezialist. Zu ihm kommen Menschen mit Wirbelsäulen- oder Bewegungs-Schmerzen sowie Patienten mit chronischen oder von einer Gürtelrose verursachten Beschwerden. Inzwischen sind Wartezeiten von ein bis zwei Monaten keine Seltenheit. Tumor-Erkrankte oder Patienten mit akutem Nervenschmerz werden allerdings vorgezogen. Zerbe hält es für sehr wichtig, dass das Haus eine "schmerztherapeutische Anlaufstelle" hat, in der abteilungsübergreifend zusammengearbeitet wird.Die Behandlung basiert auf mehreren Säulen, die helfen sollen, sich mit den Schmerzen zu arrangieren, mit ihnen umgehen zu können. Denn Zerbes "primäres Ziel" ist nicht die "Schmerzfreiheit", da dann die Erwartungen zu hoch wären. Mit Gesprächen, medikamentöser Therapie, Krankengymnastik plus der Berücksichtung psychosozialer Begleitumstände will er die Patienten zu "Managern ihres Schmerzes" machen. Jeder müsse wissen, was er selbst tun kann und wann er sich an den Arzt wenden sollte: "Sie sollen raus aus der Hilflosigkeit." Der Patient als Manager des Schmerzes

Doch die Abteilung von Chefarzt Seiter, der stolz ist, "dass wir auf dem Weg zum schmerzfreien Krankenhaus sind", kann weitere Pluspunkte aufweisen. Für die Patienten vor allem attraktiv sei die Behandlungsverkürzung. Durften sie früher etwa wegen einer Dickdarm-Operation von rund 14 Tagen zehn Tage nichts essen, geht das heute schon am fünften Tag. Zu danken sei dies verbesserten Anästhesieverfahren, aber auch effektiveren Operationsmethoden oder einer sinnvolleren Kombination bekannter Verfahren. Ein Fortschritt ist auch die seltenere Verwendung kostbarer Blutkonserven. "Wir bereiten das Wundblut wieder auf", verweist Seiter auf die Retransfusion.Jährlich werden in der Klinik, das 60 000 Menschen versorgt, an die 3000 Patienten narkotisiert. Davon erhält ein Drittel Teilnarkosen - Tendenz steigend, da der Patient möglichst wenig in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt werden soll. Außerdem kann er so bei der OP "mitarbeiten". Was weniger das Team (sechs Ärzte, 19 Schwestern und Pflegekräften) entlastet, sondern dem Patienten selbst zugute kommt.

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