Relikt aus alter Zeit

GREIMERATH. (hm) Still und verträumt, zwischen Bäumen im Wald verborgen, steht in der Gemarkung von Greimerath das "Ferdinandshaus". Das heute als Jagdhaus dienende Gebäude hat eine ereignisreiche Vergangenheit hinter sich.

 Das Ferdinandshaus: Gebäude mit kultur-historischem Hintergrund, eingebettet im Greimerather Wald. TV-Foto: Hans Muth

Das Ferdinandshaus: Gebäude mit kultur-historischem Hintergrund, eingebettet im Greimerather Wald. TV-Foto: Hans Muth

Streifzüge durch den Hochwald bieten dem interessierten Wanderer oftmals historische Objekte, Relikte einer bewegten Vergangenheit wie Wegekreuze oder Kapellen. So kann auch das Jagdhaus "Ferdinandshaus" bei Greimerath, benannt nach einem seiner Besitzer, Ferdinand Schneider, auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Grenzstreitigkeiten zwischen Ortschaften waren in früheren Zeiten nichts Ungewöhnliches. Zur Beilegung trafen sich Vertreter der streitbaren Dörfer, die den strittigen Bereich abgingen und sich dann auf einen Grenzverlauf einigten. So geschehen auch am 7. Februar 1730, weiß die Chronik von Greimerath zu berichten, die von Josef Leineweber und Gerhard Martini verfasst wurde. So trafen sich Abgesandte von Bergen und Greimerath, um dann der Grenze Richtung Bergen zu folgen. An diesem "vierbännigen Mark", unweit des "Bildchen", einer Kapelle im Wald an der Grenze zu Zerf, Scheiden und Bergen, wurde 100 Jahre später die Kolonie Großwald gegründet. Grund und Boden gehörten damals dem Trierer Kaufmann Philipp Blattau, der diesen Teil des Waldes käuflich erworben hatte, nachdem das Stift St. Paulin als Greimerather Grundherr enteignet und aufgelöst worden war. 1843 zählte die Kolonie Großwald sechs Wohnhäuser mit 30 Einwohnern. In dieser Kolonie lebte man in äußerst ärmlichen Verhältnissen. Manche Bewohner hatten ein Handwerk erlernt, Steinmetz oder Maurer, andere waren Holzarbeiter, Scherenschleifer, Hirten oder Tagelöhner. Die Geburtenraten waren sehr hoch, ebenso die Kindersterblichkeit. Mehrere der Mütter waren ledig, sodass der Kirchenrat zu Greimerath im Frühjahr 1836 eine "gefährdete Moralität der Pfarrei" befürchtete. Die Greimerather Schule war räumlich nicht auf die Kinder der Kolonisten vorbereitet. So wurde die Überlegung angestellt, die Kinder den Winterschulen in Bergen oder Scheiden zuzuweisen, obwohl der Eigentümer der Kolonie zu dieser Zeit der Schule eine beachtliche Schenkung hatte zukommen lassen. Doch nach Scheiden mussten die Kinder nicht, denn zu Beginn der 60er-Jahre sank die Zahl der Kolonisten sehr stark ab. Zurück blieb die Familie des Ferdinand Schneider, der aus Scheiden stammte und 1861 als 66-Jähriger in der Kolonie starb. Nach Ferdinand Schneider, der offensichtlich auch als Verwalter fungiert hatte, ist das jetzige Jagdhaus, das "Ferdinandshaus", benannt. Etwa 100 Meter östlich des Hauses, neben dem Grenzgraben, der heute die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Saarland markiert, befindet sich ein quaderförmiges Steinfragment, das wahrscheinlich als Unterteil des 1730 erwähnten Bildchens diente. Erkennbar sind auf diesem Stein unter anderem die Passionssymbole, Leiter mit Lanze und Ysopstab sowie Rutenbündel und Gerichtssaal.

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