"Schwarz-grüne" Dame

HINZERT. Schon in der Schule griff Margarethe Breit häufig zu Stift und Papier und schrieb Gedichte. Für den Eigenbedarf, und "eins schrieb ich für die Lehrerin". Früh entdeckte sie, dass das Schreiben eine besondere Wirkung hat. "Das, was ich fühle, muss raus. Das Gedichteschreiben hilft mir dabei", sagt die 81-Jährige, "es erleichtert."

Bis heute packt sie alles, was sie denkt und fühlt, in Versform. Manchen Schicksalsschlag hatte sie zu verkraften. In Niederemmel wuchs sie als Winzerstochter auf. Das Berufsziel wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. "Ich habe immer im Weinberg mitgeholfen." Vor einem halben Jahrhundert kehrte sie der Mosel den Rücken. "Der großen Liebe wegen" zog sie nach Hinzert. Die Infrastruktur des wesentlich größeren Heimatortes vermisste sie anfangs. Statt zwischen Rebstöcken arbeitete sie im Hochwald auf den Feldern und im Stall. "Obwohl ich schmal bin, habe ich immer meinen Mann gestanden", sagt sie. Das verlangte das Schicksal von ihr, als ihr Mann nach nur 14 gemeinsamen Ehejahren plötzlich starb. Margarethe Breit schaffte es, ihr schönes Haus zu erhalten und die beiden Söhne alleine zu erziehen. "Ich fand damals eine Anstellung in einem Haushalt in Hermeskeil", sagt die agile 81-Jährige. Die Hochwald-Stadt spielte noch in anderer Hinsicht eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Im Hermeskeiler Krankenhaus war sie 15 Jahre lang ehrenamtlich als so genannte "Grüne Dame" unterwegs. "Grüne Dame, weil wir, die Leute vom Krankenshausbesuchsdienst, einen grünen Kittel trugen", erklärt die Seniorin. Sie sei gerne für die Kranken da gewesen, die sich aussprechen wollten. Margarethe Breits Kraftspender ist die Natur. "Kann die Erde schöner sein, als sie ist?", fragt sie und beginnt zu schwärmen. "Jedes Jahr wachsen Früchte, von denen wir leben. Das ist fantastisch." Hier beginnt sich der Kreis zu schließen. Kürzlich hat sie auf einem Seniorennachmittag in Hermeskeil ihr neuestes Gedicht "Unsere Erde" vorgetragen. Ihr Vortrag habe ein Lächeln in die Gesichter gezaubert. So, wie all ihre Gedichte wirken, jedes auf seine Art. Sie regen zum Nachdenken an, geben Hoffnung, und manchmal verursachen sie Gänsehaut. "Zu dir kann ich eine Brücke bauen, denn ihm kann ich vertrauen…" beginnt eines ihrer Gedichte. Sie hat es ihrem Sohn gewidmet, der sie wöchentlich besucht. Regelmäßigkeit ist ihr wichtig. Zu sehr würde sie es vermissen, wenn ihre 86-jährige Freundin Gretchen sonntags oder mittwochs nicht zum "Schwarze-Dame"-Spielen kommen würde. "Wir haben viel Spaß", sagt Breit. Humor hat sie immer. An Fastnacht, und auch wenn es innerlich brodelt. Ihr Motto : "Die Lebensfreude darf man sich nie nehmen lassen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort