Startschuss nach der Schönheitsoperation

Die Hermeskeiler haben ihr Freibad wieder - und es ist schöner als je zuvor. Nach der vier Millionen Euro teuren Komplett-Sanierung, die ein Jahr dauerte und dem Bad ein völlig neues, modernes Gesicht gebracht hat, wurde es gestern wiedereröffnet.

 „Hinein ins Vergnügen“: Kristin Weber (links) und Christina Huck finden es im Hermeskeiler Freibad prima. TV-Foto: Axel Munsteiner

„Hinein ins Vergnügen“: Kristin Weber (links) und Christina Huck finden es im Hermeskeiler Freibad prima. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Kurz vor elf Uhr - noch legen einige Arbeiter Hand an für den letzten Feinschliff vor der offiziellen Feier am Nachmittag - ist es so weit. Eine große Gruppe von Sechstklässlern aus der Hauptschule stürmt jubelnd die Treppe hinunter. Jetzt nur noch schnell in die Umkleidekabine und zum Abduschen und schon heißt es: "Mitten hinein ins Vergnügen." Florian Welter ist ein wenig schneller als seine Freunde. Er springt in das Nichtschwimmer-Becken und darf in diesem Moment für sich in Anspruch nehmen, dass er als Erster ins Wasser des neuen Hermeskeiler Freibads eingetaucht ist. Für rund vier Millionen Euro ist in den zurückliegenden Monaten in der Hochwaldstadt ein "Bade- und Freizeitparadies für alle Generationen" entstanden, wie es die Verbandsgemeinde als Träger der Einrichtung selbstbewusst verkündet. Und in der Tat: Mit seinem in die Jahre gekommenen Vorgänger an selber Stelle, der einst für immer geschlossen werden sollte, hat das neue Bad fast nichts mehr gemeinsam. Ein 25-Meter-Sportschwimmbecken und ein separates Bassin unter dem Sprungturm - alles aus teurem Edelstahl, versteht sich - kennzeichnen jetzt den Anblick. Dazu kommen ein im Vergleich zu früher viel attraktiver gestaltetes Plantschbecken für Kleinkinder und der 560 Quadratmeter große Nichtschwimmer-Bereich mit etlichen Extras. Auch die Bauten für Umkleidekabinen und Cafeteria sowie die Außenanlagen mit vielen Sport- und Spielmöglichkeiten sind komplett umgestaltet. Geblieben ist hingegen die 114-Meter lange Wasserrutsche, die auch künftig vor allem für die jüngeren Besucher der große Renner sein dürfte.Zwar ist am Freitag beim Start in die Saison 2008 und zugleich in ein neues Freibad-Zeitalter in Hermeskeil der Himmel wolkenverhangen, die Temperaturen gedämpft und die eigentlich geplante "Pool-Party" abgesagt. Gleichwohl sind viele Neugierige gekommen, um das neue Bad bei freiem Eintritt in Augenschein zu nehmen und den Sprung ins kühle Nass zu wagen. Fast alle sind begeistert von dem, was sie sehen und erleben Gewitter platzt in offizielle Eröffnungsfeier

Lobeshymnen prägen schließlich auch die offizielle Inbetriebnahme, der allerdings ein Gewitter ein verfrühtes Ende setzt , "Hermeskeil hat jetzt ein Bad für die ganze Familie und mit allen Möglichkeiten, die man braucht", sagt Innenminister Karl-Peter Bruch, der daran erinnert, dass das Land die Sanierung im Rahmen der Raumkonversion bezuschusst hat. "Wir erleben heute das glückliche Ende einer Rettungsaktion mit anschließender Schönheitsoperation", meint Bürgermeister Michael Hülpes, und für Claudia Fuchs, Vorsitzende des Vereins "Rettet das Freibad" bleibt nur noch eins zu sagen: "Wir sind überglücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben". Meinung So sieht ein Happy End aus! Natürlich, am ersten Tag des neuen Freibads hätte man sich besseres Wetter gewünscht, wegen der Absage der "Pool-Party" fiel der Start auch unspektakulärer als erhofft aus: Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Fakt ist: Hermeskeil hat eine Attraktion mehr und seinen Freizeit- und Erlebniswert schlagartig gesteigert. Wirtschaftlich wird zwar auch das neue Freibad sicher immer ein defizitäres Geschäft bleiben. Doch gerade die Ereignisse in der Hochwaldstadt haben gezeigt: Nicht immer ist der Blick auf den Rechenschieber entscheidend; selbst die öffentliche Hand kommt zuweilen nicht umhin, sich einen "Luxus-Artikel" zu gönnen. Denn gestern ist in Hermeskeil mehr als nur eine "normale" Wiedereröffnung nach einer einjährigen Pause und kostspieligen Bauarbeiten gefeiert worden. Der 6. Juni 2008 markiert den glücklichen Ausgang einer fast dramatischen Geschichte, der vor sieben Jahren mit der Hiobsbotschaft begann, dass das Bad für immer geschlossen werden soll. Sicher, Land, Kreis und Verbandsgemeinde haben das Geld dafür gegeben, dass es mit der Sanierung geklappt hat. Aber: Ohne den bislang im Hochwaldraum einzigartigen Protest der Bürger gegen den Schließungs-Beschluss, ohne das große Solidaritätsgefühl beim gemeinsamen Einsatz für die Rettung des Bades, wäre dieses Happy End wohl nicht möglich gewesen. a.munsteiner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort