Unspektakulär, aber erfolgreich

KELL AM SEE. (hm) Dem "Mütterverein" schlossen sich - auch in Kell am See - einige Jahre nach der Jahrhundertwende zahlreiche Frauen an. Heute nennt sich die Gruppierung "Katholische Frauengemeinschaft", doch die führt dieselben Ziele in ihrem Banner. Ein großes Jubiläum feierten jetzt die Frauen aus Kell am See. Ihre Gemeinschaft wurde 90 Jahre alt.

Mit den Worten "Ich bin das einzige männliche Wesen, das Mitglied in der katholischen Frauengemeinschaft ist, ich bin nämlich der Präses der Gruppe", lockerte Pastor Heinz-Werner Schultes die Stimmung der offiziellen Feierstunde im "Millenhaus" des Musikvereins "Concordia", auf. Bei Sammlungen oder ähnlichen Dingen habe man immer auf die Frauen zurückgegriffen, "da erledigten sich viele Dinge mit der Präzision, die man von Frauen gewöhnt ist". Die Frauen hätten in den vergangenen 90 Jahren eine große Entwicklung durchgemacht und vieles dazu gewonnen. Man solle den Frauen in ihrer Art und ihrer Geistigkeit in gleicher Augenhöhe begegnen, so Schultes weiter. "Unsere Glaubensgemeinschaft hat da noch ein gewisses Nachholbedürfnis, insbesondere, was die Stellung und Rolle der Frau in unserer Kirche angeht, Wenn der Klerus noch die Frauen ,verbääst' oder die kleinen Messdienerinnen, dann können wir einpacken." Er wolle nicht als ein Revolutionär auftreten, aber er sei der Meinung "dass der Geist Gottes diese Dinge zu einem guten Ende führen wird". Ortsbürgermeister Walter Rausch ist Realist. "Die Arbeit der Frauengemeinschaft ist unspektakulär und steht auch selten im Interesse der Öffentlichkeit. Umso höher müssen wir sie einschätzen." "Sie haben in der Gemeinde einiges geleistet, dafür danke ich auch im Namen der Verbandsgemeinde Kell am See", verkündete auch Bürgermeister Werner Angsten. "Gerade die Frauen haben es in der Hand, entscheidend mitzuwirken, dass Dörfer das bleiben, was sie sind: Orte der Geborgenheit." Vorsitzende Irma Willems ließ den chronistischen Ablauf der Gemeinschaft noch einmal Revue passieren. "Der Verein christlicher Mütter wurde durch das Bischöfliche Generalvikariat in Trier am 22. Februar 1914 von Pfarrer Weber gegründet", sagte Willems, die zudem darauf hinwies, dass nach der Machtergreifung durch Hitler auch die Mitgliederbeiträge der Mütter konfisziert werden sollten. "Die Frauen legten Einspruch ein, mit der Begründung, dass die Vereinskasse eine Sterbekasse sei. Dem Einspruch wurde offensichtlich stattgegeben, denn man hörte nie wieder etwas davon", blickte Willems in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zurück.Unersetzliche Helferinnen bei vielen Festen

Heute hat sich der Verein viele Ziele gesetzt. Finanziell unterstützen die Frauen die Priesterausbildung, unterstützen den örtlichen Kindergarten und geben Spenden an die Dritte Welt zum Bau von Einrichtungen. Jährlich betreuen sie die Tschernobyl-Kinder einen Tag lang und richten jedes Jahr den Maialtar in der Kirche her. Aber auch bei allen Festen der örtlichen Vereine sind sie präsent und helfen, wo sie gebraucht werden. Gebührend gefeiert wurde das Jubiläum am Wochenende. Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche unter Mitwirkung des Kirchenchores, anschließend spielte der Musikverein Concordia Kell am See zum Frühschoppen auf. Ein bunter Nachmittag bei Kaffee und Kuchen schloss sich an, und die Strickfrauen stellen ihre Produkte aus. Eine Fototafel belegte zudem die Aktivitäten der Frauengemeinschaft.

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