Viele Vorschläge und Abschied von großen Visionen

HERMESKEIL. Die Meinung der Bürger war gefragt, zirka 80 kamen: Sie diskutierten am Dienstagabend im Johanneshaus über die Vorschläge für den Ausbau des Tourismus in der Region Hermeskeil, die ein Strategiekonzept macht. Vor allem beschäftigte sie jedoch das Problem: Was passiert nach der Schließung auf dem Kasernengelände, welche möglichen Konversionsprojekte sind dort angedacht?

Die ungeschminkte Wahrheit sagte Heinz-Dieter Quack den zirka 80 Zuhörern am Ende der zweistündigen Veranstaltung ins Gesicht: "Wenn ich den touristischen Stand der VG heute betrachte, dann muss ich sagen: Bei dem, was wir jetzt haben, gibt es für eine Erweiterung der Nachfrage keine Chance. Punkt." Für den Geschäftsführer des Europäischen Tourismus-Instituts in Trier, das ein Strategiekonzept für die Region Hermeskeil erstellt hatte (der TV berichtete) und dessen Ergebnisse im Johanneshaus vorstellte, ist außerdem klar: Zunächst müssten die in Ansätzen vorhandenen professionellen Strukturen verbessert werden, bevor eine touristische Entwicklung in größerem Maße einsetzen kann. Quack warnte auch vor der Erwartung, dass es in Hermeskeil eine große Lösung geben werde und ein Investor anbeiße, der das frühere Militärareal für ein großflächiges touristisches Mammut-Projekt nutzen will. "Um diesen Investor balgen sich in Deutschland hunderte Standorte", betonte Quack. Die einzige Chance liege vielmehr in der "unspektakulären, aber erfolgversprechenden Aufgabe einer kleinteiligen Vermarktung, mit der der Tourismus in der Region langsam entwickelt wird." Dieser Kurs sei auch aus seiner Sicht sinnvoll, sagte Bürgermeister Hülpes (CDU). Er gab aber offen zu, "dass auch ich beim ersten Blick ins Konzept noch enttäuscht war, weil ich anfänglich einen echten Knüller erwartet hatte". Das Gutachten nennt drei zentrale Leuchttürme, auf die man sich in der landschaftlich attraktiven Hochwaldregion - und zwar nicht nur beschränkt auf das Kasernengelände - konzentrieren sollte. Diese Themen lauten: "Natur Aktiv", "Entschleunigung", also die Möglichkeit zum Anti-Stress-Urlaub, und die Einrichtung von außergewöhnlichen Angeboten, um Hotellerie und Gastronomie qualitativ aufzuwerten. Quack stellte 14 konkrete Projektvorschläge vor, die sich die Experten vorstellen könnten: darunter ein Off-Road-Park, ein Baumhotel, ein Gefängnishotel in der Stadt, ein großer Nordic-Walking-Parcours oder Klausurtage im Kloster. Bei den Zuhörern stießen die Ergebnisse des Konzepts auf ein geteiltes Echo. Jürgen Jacoby betonte, dass er sich mit vielen Vorschlägen identifizieren könne. "Ein Off-Road-Park würde aber nicht zum Leitbild eines sanften Tourismus passen. Außerdem fehlt mir, dass eine größere Wasserfläche ins Gelände integriert wird". Zwischen Zustimmung und Skepsis

Weitaus skeptischer äußerte sich Reinhard Bäumler: Er sehe mittelfristig keine Chance für die Umsetzung der touristischen Ziele. Denn: "Wenn ich von Trier komme, ist der Anblick der Stadt eine Katastrophe. Außerdem herrscht Fehlanzeige, wenn ich in Hermeskeil vernünftige Hotellerie und Gastronomie suche". Hülpes räumte vor allem beim ersten Kritikpunkt ein, dass es Defizite gibt. Aber: "Was die Eingangssituation in der Stadt angeht, wird etwas passieren. Dafür ist aber ein wenig Geduld nötig", betonte er mit Blick auf die geplante Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Christian Winter warf die Frage auf, ob die Kaserne nicht als Standort für eine Sportschule in Betracht komme. Auch Werner Becker betonte, dass nach seiner Meinung nicht die Entwicklung des Übungsplatzes im Vordergrund stehen müsse. "Das größte Problem ist die Kaserne selbst. Was passiert mit der Immobilie?", fragte der Mann vom Lascheiderhof. Hülpes bestätigte diese Auffassung. Er wies aber darauf hin, dass es Bemühungen gegeben habe, die Landespolizeischule vom Hahn nach Hermeskeil zu holen. Für diesen Umzug habe das Land aber leider keinen Bedarf gesehen. Erschwert werde die Umnutzung der Kasernengebäude zudem durch die Tatsache, dass "sie rein auf militärische Belange ausgerichtet sind und sich nicht von heute auf morgen zu einer Schule umfunktionieren lassen". Dennoch halte er es für möglich, dass durch diverse Umbaumaßnahmen ein Hoteldorf in der Kaserne entstehen könne.

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