Vom Schlachter zur Weltmeisterschaft

ZÜSCH. Sechs Reiter qualifizierten sich in Züsch für die Weltmeisterschaft im Wanderreiten, die im belgischen Libramont stattfinden wird. Die Teilnehmer der Qualifikation, Ausrichter war der Rosenhof, kamen aus dem gesamten Bundesgebiet.

 Die harmonische Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter steht bei diesem Turnier im Vordergrund. Zu den Aufgaben der Teilnehmer gehört das zügige Durchqueren eines Gewässers.Foto: Katja Krämer

Die harmonische Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter steht bei diesem Turnier im Vordergrund. Zu den Aufgaben der Teilnehmer gehört das zügige Durchqueren eines Gewässers.Foto: Katja Krämer

Willi Schröter führt sein Pferd durch den grünlich schimmernden Teich. Das Tier bewegt sich ohne Zögern. "Harmonischer Einklang" - so urteilt Richter Joachim Lefevre und notiert eine hohe Punktzahl. Wäre das Pferd hektisch geworden oder hätte gar den Eintritt ins Wasser verweigert, sähe das Resultat anders aus. Während Schröters Pferd zur nächsten Übung über die Wiese galoppiert, führt Constanze Glöcker ihr Tier zügig durch ein Labyrinth, ohne die Balken zu berühren. Der Geländeritt, in dem natürliche Hindernisse nachgestellt werden, ist eine der Übungen der letzten Teilprüfung. Gekonnt springen die Teilnehmer mit ihren Pferden über einen imaginären Wassergraben oder zeigen, dass sie steile Auf- und Abstiege im Sattel beherrschen.Orientierungsritt durch den Hochwald

Das Kernstück des Wettbewerbs ist ein Orientierungsritt mit Tempovorgabe. Die Prüfung beginnt im Kartenraum. Dort muss die vorgegebene Wegstrecke durch die Wälder des Hochwaldes in 20 Minuten präzise von der offiziellen in die eigene Karte übertragen werden. "Von der Landschaft habe ich nicht viel gesehen, da ich permanent auf die Karte schauen musste", erzählt Ulli Schäfer. Nach acht Stunden im Gelände ist er "fix und fertig" und froh, ohne Blessuren davon gekommen zu sein. "Doch es hat Spaß gemacht, den anspruchsvollen Ritt zu bewältigen", fügt der leidenschaftliche Reiter schnell hinzu. Auch der erfahrene Wettkampfreiter Florian Mahlke ist von der Herausforderung begeistert. Sein Friese "Klawer Heer" hat wieder bewiesen, dass er trittsicher und nervenstark ist. "Das ist notwendig, wenn es gilt, sumpfige Strecken zu überqueren", weiß Mahlke, der mit seinen Leistungen zufrieden ist und hofft, unter den sechs Reitern zu sein, die die Beobachter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung nach Belgien senden werden. Doch auch wenn es nicht klappt: "Es ist schön, dass wir alle mit Leidenschaft dabei sind", sagt Florian Mahlke. Generell geht es beim TREC-Reiten nicht um schneller, höher, weiter, sondern um die Beziehung und das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter. TREC kommt aus dem Französischen und ist die Abkürzung für "Techniques de Randonnée Equestre de Compétition". Vor 30 Jahren ist das wettkampfmäßige Wanderreiten in Frankreich aus dem Bereich des Pferdesport-Tourismus entstanden mit dem Ziel, professionelle Wanderreit-Führer auszubilden und zu testen. Im Gegensatz zu vielen anderen Reitsportarten spielt Geld keine Rolle. Jeder kann mit seinem Pferd teilnehmen. "Ein schottischer Tinker, den sein Besitzer im Hafen zu einem Schlachtpreis gekauft hat, wurde einmal Weltmeister", erinnert sich Mahlke. Daniela Braun aus Trier gehört zu den Siegern in Züsch, doch sie wird nicht zu den Teilnehmern der Weltmeisterschaft in Belgien gehören. Der Wettbewerb in Züsch war eine von zwei entscheidenden Sichtungen, die erste fand im Schwarzwald statt. Katharina Krampf aus Hermeskeil belegte in Züsch den zweiten Platz in der Jugendwertung.

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