Wegen Schwarzstorch und Wasserschutz: VG Kell verkleinert Windkraft-Flächen

Heddert · Die Verbandsgemeinde Kell am See will bei ihrer Windkraft-Planung keine Zeit mehr verlieren. Der Rat hat deshalb mit klarer Mehrheit beschlossen, beide Flächen am Teufelskopf und im Zerfer Wald zu verkleinern - um Konflikten mit der Naturschutzbehörde aus dem Weg zu gehen. Diskussionsbedarf gab es dennoch.

 Am Teufelskopf bei Waldweiler sollen sich nach dem Wunsch der Verbandsgemeinde Kell künftig weitere Windräder drehen. Die dafür vorgesehene Fläche fällt nun allerdings kleiner aus als geplant. TV-Foto: Archiv/Herbert Thormeyer

Am Teufelskopf bei Waldweiler sollen sich nach dem Wunsch der Verbandsgemeinde Kell künftig weitere Windräder drehen. Die dafür vorgesehene Fläche fällt nun allerdings kleiner aus als geplant. TV-Foto: Archiv/Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Heddert. Von 334 auf 249 Hektar ist die potenzielle Fläche für neue Windräder in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See geschrumpft. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung im VG-Rat. Das Gremium hatte über die endgültige Fassung des Flächennutzungsplans zu entscheiden, der im April Behörden und Öffentlichkeit vorgelegt werden soll.

Der Entwurf sieht zwei Sondergebiete für Windkraft vor - am Teufelskopf bei Waldweiler und im Zerfer Wald. Dass beide Flächen nun reduziert werden, hat mit der Erwartung "erheblicher Umweltkonflikte" zu tun. Welche Probleme es geben könnte, erläuterte Reinhold Hierlmeier vom Trierer Planungsbüro BGH Plan. "Es gibt viele Dinge, die hier mit reinspielen", stellte der Planer fest. Im Bereich Teufelskopf empfahl er, die geplante Fläche zu verkleinern, weil dort alte Laubwälder, Fledermäuse und Wildkatzen zu schützen seien. Im Zerfer Wald nannte Hierlmeier den Schutzabstand zu einem Schwarzstorch-Horst als Grund für das Abspecken - und die Tatsache, dass dort Flächen in der Wasserschutzgebietszone drei lägen.Behörden-Widerstand befürchtet


Zwar stimmte der Rat den Empfehlungen zu. Beim Punkt Wasserschutzzone gab es jedoch Diskussionsbedarf. Auslöser dafür war, dass ähnliche Flächen am Teufelskopf im Plan stehenbleiben sollten. Planer Hierlmeier erklärte dazu: Der Investor am Teufelskopf habe "hydro-geologische Gutachten" beauftragt, um nachzuweisen, dass dort durch Windräder "keine Gefahr fürs Grundwasser" bestehe. Im Zerfer Wald, wo ein anderer Investor tätig sei, fehlten diese Untersuchungen. "Gehen wir ohne das Gutachten in die Plan-Offenlage, wird die oberste Naturschutzbehörde Widerspruch einlegen", prophezeite er. Dann müsse das Gutachten nachgereicht werden und eine erneute Offenlage erfolgen.

Der Zerfer Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) wollte wissen, ob der Plan nicht rechtlich "anfechtbar" sei, wenn man mit der Wasserschutzgebietszone unterschiedlich verfahre. Und der erste Beigeordnete Walter Rausch (SPD) erkundigte sich, ob ein Gutachten parallel zur weiteren Flächennutzungsplanung laufen könne. Dazu sagte der Planer: "Unser Vorschlag ist die einzig gangbare Variante, um keine weitere Zeit zu verlieren." Ein Gutachten zum Zerfer Wald werde nicht rechtzeitig vorliegen, um die weiteren Verfahrensschritte wie geplant einleiten zu können. Da in Waldweiler die nötigen Untersuchungen bald vorlägen, könne man dort anders verfahren.

Mit sieben Gegenstimmen der CDU wurde schließlich auch die Reduzierung der Zerfer Fläche beschlossen. Einstimmig fiel das Votum für zwei Anträge aus, die nun vorzubereiten sind: die Befreiung vom Bauverbot in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück und die Erlaubnis, vom Raumordnungsplan (ROP) für die Region Trier abweichen zu dürfen. Der ROP, der ebenfalls geändert werden soll, erlaubt Windräder in der VG Kell zurzeit nur am Dreikopf bei Lampaden. Auch in der Naturpark-Kernzone durften bislang keine Räder gebaut werden. Ende 2015 hatte das Land jedoch erklärt, von diesem Verbot unter bestimmten Voraussetzungen abzurücken. Planer Hierlmeier dämpfte jedoch die Hoffnung. Denn auch Nachbar-Verbandsgemeinden würden eine solche Befreiung beantragen: "Nicht alle werden sie bekommen, sonst wäre der Schutzzweck nicht mehr erfüllt."Problem mit Flugplatzrunde


Klaus Marx (CDU) wies zudem noch auf eine weitere ungeklärte Frage hin, die wie ein Damoklesschwert über allen Windkraft-Plänen schwebt: die Flugplatzrunde am Keller Segelflugplatz. Diese Sicherheitszone für Start- und Landeanflüge wird zurzeit von einer Fachgruppe beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) geprüft. Die Ortsgemeinde Waldweiler hatte einen anderen Verlauf der Runde vorgeschlagen, weil diese über den Teufelskopf führt und Windräder dort unzulässige Hindernisse wären (der TV berichtete).

Planer Hierlmeyer betonte: "Bleibt die Runde, wie sie jetzt ist, bedeutet das eine dramatische Reduzierung der Waldweilerer Fläche auf etwa 40 Prozent ihrer derzeitigen Größe." Die Entscheidung des LBM steht noch aus. cweb

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