"Wenn die schließen, stehen wir auf der Straße"

HERMESKEIL. Für den Einzelhandel und die Gastronomie in Hermeskeil, dem ohnehin konjunkturschwachen Gebiet, bedeutet die Schließung des Bundeswehrstandortes, "dass der Kampf nun noch härter wird", so Claudia Fuchs, Sprecherin des Hermeskeiler Gewerbeverband (HGV). Existenzen stehen auf dem Spiel.

Nico Singh, Betreiber der Pizzeria "Da Nico" in der Triererstraße in Hermeskeil, ist geschockt. Seit 20 Jahren lebt er mit seiner Familie in der Hochwaldstadt. "Ich und mein Kompagnon, wir haben beide Kinder. Ich weiß nicht was wir machen, wenn die schließen", sagt der Wahl-Hermeskeiler, dessen Pizzeria zu 60 Prozent von der Bundeswehr lebt. "Dann stehen wir auf der Straße", sinniert er voller Verzweiflung. Er hat seine Rechnung damals, als er viel Geld investierte und eine Existenz aufbaute, mit den Soldaten gemacht. "Jetzt wird es noch enger", erklärt Rüdiger Schmitt, Tankstellenbetreiber in Hermeskeil. Von der Nachricht, dass die Bundeswehr in Hermeskeil aufgelöst wird, sei er überrascht worden. 20 Bundeswehrfahrzeuge werden hier täglich voll getankt. "Die tanken ganz schön was weg", sagt Schmitt. Hohe Benzinpreise und die Nähe zu Luxemburg sitzen den Tankstellenbetreibern ohnehin im Nacken, "und jetzt das". Der Hauptumsatz laufe mittlerweile über den Shop, in dem auch die Soldaten häufig einkaufen. Wegen der Bundeswehr hat Josef Erz, Geschäftsinhaber von "Auto Erz Volkswagen-Audi Service" vor zehn Jahren schon einmal "kalte Füße" bekommen - als das Transportbataillon abzog. Zwei große Kunden hat er durch den Abzug verloren: Die Militärfahrzeuge und die Privat-PKW der Soldaten, die er reparierte und für die er Ersatzteile besorgte. Josef Erz zog Konsequenzen, stellte auf den Verkauf von mehr Neu- und Gebrauchtwagen um und rief einen Hol- und Bringdienst ins Leben. "Jetzt wird der Einschnitt nicht so gravierend sein." Minimal bemerkbar machen wird sich die Standortauflösung im Friseursalon Klas. "Der eine oder andere Soldat kam schon mal zum Haare schneiden. Jeder Kunde, der weg bleibt, macht sich bemerkbar, aber dramatisch wird es dadurch nicht", sagt Michael Klas, stellvertretender Obermeister des Kreises Trier-Saarburg. "Der Gewerbeverband bedauert die Schließung", meint Claudia Fuchs. "Erst geht Hela aus der Stadt und jetzt sind die Tage der Bundeswehr hier gezählt." Die 449 Grundwehrdienstleistenden hätten sich zwar nicht in Hermeskeil niedergelassen, aber sie und die 159 Soldaten auf Zeit hätten einen Großteil ihrer Kaufkraft in der Hochwaldstadt gelassen. "Nichtsdestotrotz - wir haben mit der Schließung gerechnet. Jetzt müssen wir nach vorne schauen und alle Kräfte der Region bündeln, um eine Lösung zu finden." Wichtig wäre ihrer Meinung nach, dass mit der Neubebauung des Donatusplatzes, wo einst die Altimmobilie "Hela" stand, endlich begonnen wird. "Wir brauchen einen Lichtblick", so Fuchs.

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