Wie der Schnabel gewachsen ist

KELL AM SEE. (hm) Hat die Mundart eine Zukunft? Der Heimatverein hatte Experten und Interessierte zu einem Symposium ins Castel am See eingeladen, um diese Frage zu beantworten.

"Der Wandel des Dialekts hat schon vor langer Zeit begonnen, doch inzwischen ist es so weit, dass er gänzlich vor dem Aussterben bedroht ist", sagte Dittmar Lauer, Vorsitzender des Heimatvereins und Moderator der Runde. Inzwischen sei es zu einer automatischen Nutzung der Mundart gekommen. "Man denkt nicht darüber nach, dass man sie spricht, um sie zu erhalten", so die Meinung des Mundartinterpreten und Buchautors Werner Treib aus Beckingen. Derzeit sei in den ländlichen Gebieten die Welt in dieser Hinsicht noch in Ordnung, anders als in den Städten und deren Vororten. Mit dem Verlust der Mundart würde ein Dorf zu einem "Ort ohne Heimlichkeit". Dass viele Eltern mit ihren Kindern keinen Dialekt sprechen, war ein Kernpunkt der Diskussion. "Die Eltern sehen in vielen Fällen die Mundart als ein Hindernis für das schulische und berufliche Fortkommen ihrer Kinder an und erziehen sie dementsprechend. Viele Kinder und Jugendliche beherrschen deshalb keinen Dialekt", sagt Anna Peetz, Autorin des Wörterbuchs der Beurener Mundart. "Man muss den Eltern klarmachen, dass Mundart nicht dümmer macht." In der Entwicklung des Sprachgebrauchs könne man feststellen, dass in den Schulen fast alle Kinder bis auf wenige Ausnahmen Hochdeutsch sprechen, stellte Kreistagsabgeordneter Rudolf Müller fest. "Die Mundart gehört aber zur regionalen Identität. Nur durch eine intensive Pflege durch Eltern und Schule kann ein komplettes Aussterben der Dialekte verhindert werden." Seiner Ansicht nach könne man den Dialekt auch in das berufliche Leben mit einbeziehen. "Mundartliche Kreistagsdebatten, kirchliche Messen und viele andere Veranstaltungen könnten in Mundart geführt werden. Was in Luxemburg möglich ist, sollten wir doch auch hinbekommen."Pflichtsprache in den Schulen

Mit der Frage, ob die Mundart untergehe, wenn sie in den Schulen nicht zur Pflichtsprache gemacht würde, beschäftigte sich Georg Marx, Regierungsschulrat im Ruhestand und Autor der Hochwälder Sprachlandschaft. "Verlangen Sie das nicht von den Schulen. Es gibt die herkömmlichen Dorfschulen nicht mehr. Die heutigen Lehrer kommen aus allen Gebieten Deutschlands und können selbst kaum mehr einen Dialekt." Dem stimmte auch Berthold Müller, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Wadern, zu und ergänzte: "Wenn wir die Mundart nur noch als Sprache ansehen, wird sie nicht erhalten bleiben." Er spreche keinen Dialekt, habe aber die Differenzierung der Mundart in der Bevölkerung festgestellt, sagte der Kulturreferent des Kreises Trier-Saarburg, Karl-Heinz Weichert aus Igel. "Bücher der Hochwaldregion helfen bei der Erkennung der Sprache." Sein Vorschlag zur Erhaltung der wichtigen Ausdrucksweise: Mundart solle bei den vielfältigen Anlässen in der Hochwaldregion in die einzelnen Veranstaltungen mit einbezogen werden.

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