Zu agil zum Rumsitzen

HERMESKEIL. Das Berufsleben ist vorbei, die Kinder haben das Elternhaus verlassen. Was kommt jetzt? Diese Frage stellen sich viele ältere Menschen. Der Freiwillige Soziale Dienst (FSD) kann diese Lücke schließen.

Renate Heege-Dohr möchte nach ihrer Berufstätigkeit etwas Neueserleben. Sie will für andere da sein. Die aktive Frau denkt nichtdaran, sich im Sessel zurück zu lehnen. Renate Heege-Dohr kannsich vorstellen, mit behinderten Menschen zu arbeiten, in einerBibliothek auszuhelfen oder eventuell einem Museum ihre Diensteunentgeltlich anzubieten. Polizeibeamter Paul Düpre beugt einer Leere nach der Pensionierung im August vor. Er möchte seine Berufserfahrungen nicht einschlummern lassen, sondern weiterhin in die Gesellschaft einbringen.

Vielen Menschen geht es so wie der ehemaligen Ärztin und dem Polizisten. Zahlreiche Interessierte kamen zu der Informationsveranstaltung des Bistums Trier im Johanneshaus, um sich über den Freiwilligen Sozialen Dienst von Frauen und Männern ab 60 zu informieren.

Zum vierten Mal haben Senioren die Möglichkeit, ein halbes Jahr in einer Einrichtung tätig zu sein und neue Erfahrungen zu machen. Die unterschiedlichen Aufgaben können in kulturellen, pastoralen, sozialen und ökologischen Bereichen liegen. Im letzten Jahr konnte das Bistum 72 Einsatzstellen in der Region Trier und Westeifel gewinnen. Senioren übernahmen Rollstuhlfahrten in Altenheimen, unterstützten Kindergärten als Märchenoma oder waren als Hausaufgabenhelfer tätig.

Michael Rustemeyer, Referatsleiter "ältere Menschen" im Bischöflichen Generalvikariat, sieht in dem FSD eine Möglichkeit für ältere Menschen, die im Beruf nichts mehr zu sagen haben und zu Hause oftmals nur Zahlopa oder -oma sind, in der Gesellschaft aktiv zu sein. "Mit dem Erfahrungsschatz eines ganzen Lebens stellten die Menschen über 60 eine Bereicherung für jede Einrichtung dar", ist sich Rustemeyer sicher. "Chancen könnten sich auftun, dass man das, was man im Arbeitsleben nicht tun konnte, jetzt in Angriff nehmen kann", sagte Veranstaltungs-Moderatorin Astrid Wirth.

Bis zu 15 Stunden die Woche sollten die Senioren tätig sein. Ein Vertrag zwischen dem Interessierten, der Einrichtung und dem Bistum regelt den Versicherungsschutz. Mit den ehrenamtlichen Einsätzen werde natürlich kein Personal eingespart, betonte Rustemeyer.

Regelmäßige begleitende Seminartage bieten die Gelegenheit, Probleme in der Gruppe, die von einer Moderatorin geleitet wird, zu besprechen. Dabei kommen auch Themen zur Sprache, die sich aus dem privaten Bereich ergeben. "Oftmals ist die Familie verwundert, dass die Oma noch neue eigene Wege geht", erzählt Wirth.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Treffen ist, dass Senioren neue Menschen kennen lernen.

Laut Wirth habe die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, dass die neue Aufgabe Horizonte erweitert.

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