Züscher fordern Geldautomat: Chancen stehen schlecht

Züsch/Beuren · Die Sparkassenfilialen in Züsch und Beuren sollen im September schließen. Die Züscher fordern mit Unterstützung der Nachbarn aus Neuhütten, dass zumindest ein Geldautomat in ihrem Ort bleibt. Für Beuren ist zwar eine Servicestation zugesagt, aber auch dort gibt es weiter Widerstand gegen die Schließungspläne. Der TV hat recherchiert, wie die Erfolgsaussichten sind.

 Die Sparkasse will ihre Geschäftsstellen in Beuren (Bild links) und in Züsch (rechts) noch in diesem Jahr dichtmachen. Die Beurener sollen als Ersatz allerdings einen Servicepunkt mit Geldautomat erhalten, was nun auch die Züscher für ihren Ort einfordern. TV-Fotos (2): Christa Weber

Die Sparkasse will ihre Geschäftsstellen in Beuren (Bild links) und in Züsch (rechts) noch in diesem Jahr dichtmachen. Die Beurener sollen als Ersatz allerdings einen Servicepunkt mit Geldautomat erhalten, was nun auch die Züscher für ihren Ort einfordern. TV-Fotos (2): Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Züsch/Beuren. Die Sparkasse Trier will zum 30. September mehrere Filialen aufgeben, darunter insgesamt 18 im Landkreis Trier-Saarburg. Diese Pläne wurden Ende April öffentlich bekannt. Der Verwaltungsrat aus Bankmitarbeitern und politischen Vertretern von Stadt und Kreis hat dem zugestimmt.

Betroffen sind auch die Filialen in Züsch und Beuren. Dort regt sich nun Widerstand gegen die Entscheidung der Sparkasse. Die Züscher fordern, dass in ihrem Ort zumindest ein Geldautomat erhalten bleibt. Rückendeckung kommt vom Nachbarort Neuhütten, dessen Rat am 12. Juli eine Resolution "für den Erhalt von Bankdienstleistungen" für beide Dörfer verabschiedet hat.

In Beuren, wo ein Automat eingerichtet werden soll, wehrt sich der SPD-Ortsverein gegen die Aufgabe der Filiale. Die Sparkasse begründet die Schließungen unter anderem mit den Folgen der aktuellen Niedrigzinsphase und der "rückläufigen Nutzung" ihrer Geschäftsstellen. Auch die Zahl der vor Ort betreuten Kunden sowie Umbau- oder Sanierungskosten spielten eine Rolle. Dieser "rein betriebswirtschaftlichen Sicht" sei "schwer beizukommen", sagt der Züscher Ortsbürgermeister Hermann Bernardy und fügt an: "Die Politik hat es versäumt, das anders zu regeln." Bernardy kritisiert, dass es einerseits vom Land geförderte Aktionen für "erhaltenswerte Dörfer" gebe. Andererseits würden mit der Aufgabe wichtiger Infrastruktur "die dicken Äste abgesägt".

In Hermeskeil könne man "überall mit EC- und Kreditkarte bezahlen". Gemüsehändler oder Metzger in Züsch nähmen dagegen nur Bargeld. "Wir brauchen den Automaten." Dem pflichtet der Neuhüttener Ortschef Peter Kretz bei: Die Verantwortlichen bemühten sich, ihre Dörfer zukunftsfähig zu machen. "Wenn dabei aber die Partner auf öffentlicher oder unternehmerischer Seite wegbrechen, fragt man sich schon, was man hier tut." Kretz will die Neuhüttener Resolution nun an den Sparkassen-Vorstand weiterleiten und hofft, "dass man darüber doch noch mal ins Gespräch kommt". Darauf hofft auch Bernardy. Er habe der Sparkasse angeboten, dass die Ortsgemeinde für den Bankautomat "kostenfrei einen Platz zur Verfügung stellt". Dazu gebe es bislang keine Rückmeldung. Der Vorstand habe ihm erklärt, dass der Betrieb eines Automaten im Jahr etwa 25 000 Euro koste. Laut Bernardy hat ein privater Anbieter Interesse signalisiert. Die Sparkasse überlege, ob sie sich finanziell beteilige - sollte die Abwicklung "kundenfreundlich" sein.

Dazu und auch zum generellen Anliegen der Züscher will sich die Sparkasse auf TV-Anfrage nicht äußern. Sie habe zur "Neuorganisation des Filialnetzes" aus ihrer Sicht "alle Fragen beantwortet". Auch Landrat Günther Schartz, Vorsitzender der Verwaltungsrats, verweist auf die vorliegenden Beschlüsse. Michael Hülpes, Bürgermeister der VG Hermeskeil, hat vom Bankvorstand eine Absage erhalten. Er hatte sich im Auftrag des VG-Rats nach der Chance für einen Geldautomaten in Züsch erkundigt. "Man bittet um Verständnis, dass die Sparkasse an ihren Beschlüssen festhält", teilte Hülpes die schriftliche Antwort am 11. Juli im Rat mit.Nicht alle Beurener zufrieden


Nach Beuren kommt ein Bankautomat, wohin genau, steht laut dem Beigeordneten Harald Schmitt noch nicht fest. Vieles deute aber auf das Bürgerhaus hin. Die Sparkasse habe zugesagt, dass in den ersten Tagen ein Mitarbeiter Fragen beantworten werde. "Wir sind froh, dass wir zumindest den Servicepunkt kriegen", sagt Schmitt. Das sehen in Beuren nicht alle so. Manfred Köhl, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und ehemaliger Ortsbürgermeister, will die Schließung der Filiale nicht hinnehmen. Die Sparkasse sei als Anstalt öffentlichen Rechts "den Bürgern der Region verpflichtet" und dürfe nicht "betriebswirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund stellen", sagt er. Beuren wolle selbstständiges Grundzentrum werden und versorge immerhin 3200 Menschen im Umkreis mit.

Mit der Filiale falle ein "wichtiger Mosaikstein" der Infrastruktur weg. Er habe große Bedenken, sagt Köhl, dass "Beuren allmählich in der Bedeutungslosigkeit versinkt". Köhl zweifelt an einer Kostenersparnis durch die Schließung, da auch für den Servicepunkt Kosten anfielen und beim Personal laut Sparkasse nicht gespart werde. Er schlägt vor, dass ein Mitarbeiter aus Reinsfeld die Beu rener Filiale einmal pro Woche öffnet und "dann den gewohnten Service anbietet". Auch diesen Vorstoß will die Sparkasse auf Anfrage nicht kommentieren. Zum Status Beu-rens als Grundzentrum sagt VG-Chef Hülpes: "Der wird nicht in Frage gestellt."Meinung

Züscher fordern Geldautomat: Chancen stehen schlecht
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Daran wird nicht mehr gerüttelt
Die Sparkasse hat beschlossen, ihr Filialnetz auszudünnen. Der Verwaltungsrat, in dem auch Politiker aus Stadt und Kreis sitzen, hat die geplante Schließung der Filialen abgesegnet. Dass nun im Nachhinein an dieser Entscheidung nicht mehr gerüttelt wird, ist nachvollziehbar. Würde man in dem einen Ort nachgeben, würden gleich vier weitere anklopfen - zumal sich die Argumente gegen die Aufgabe der Geschäftsstellen stark ähneln werden. Der Protest ist einfach zu spät aufgeflammt - was man den lokalen Politikern wie etwa den Ortsbürgermeistern nicht vorwerfen kann. Die haben schließlich wie die Kunden von den Plänen erst durch den TV-Bericht erfahren. Die Kreispolitiker im Verwaltungsrat wären hier gefragt gewesen. Sie haben sich für die Aufgabe der Bankdienstleistungen in den betroffenen Orten entschieden und dafür, dass ein Stück weniger Infra struktur auf dem Dorf vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Entwicklungen vertretbar ist. Angesichts der nun vielerorts spürbaren Proteste von Bürgern und politischen Vertretern wäre es sicher gut gewesen, vor der Schaffung von Tatsachen einmal in die betroffenen Dorfgemeinschaften hineinzuhorchen. Vielleicht wäre man dann zu einem anderen Schluss gekommen. Jetzt das Ruder noch einmal herumzureißen, ist wohl kaum realistisch. c.weber@volksfreund.de

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