75 Jahre verheiratet: Wenn die Liebe ein Leben lang hält

Morbach · Dass sie diesen Hochzeitstag irgendwann einmal erleben würden, haben Josef und Elisaveta Schütt damals nicht geglaubt. In 75 Jahren Ehe haben sie viel erlebt – gute und schlechte Zeiten. Die Liebe hat allem Stand gehalten. Jetzt haben die beiden Kronjuwelenhochzeit gefeiert.

 Josef und Elisaveta sind auch nach mehr als 75 Jahren Ehe noch immer Seite an Seite.

Josef und Elisaveta sind auch nach mehr als 75 Jahren Ehe noch immer Seite an Seite.

Foto: Manuel Lauterborn

Einige Details sind auf dem Weg verloren gegangen, einige Dinge haben sie vergessen, aber an die besonderen Momente erinnern sie sich. Josef Schütt ist mittlerweile 95 Jahre alt und sitzt in seinem Rollstuhl in der Brunnenstube des Alten- und Pflegeheims St. Anna in Morbach. Seine Frau Elisaveta, 91 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl neben ihm. Plötzlich bewegt Josef seinen Oberkörper leicht nach vorne und lächelt: "Der erste Kuss. Wir sind uns einfach nähergekommen und haben uns geküsst." Das war vor mehr als 75 Jahren. Aus diesem Kuss ist die Liebe für's Leben geworden.

Am Dienstag 15. August 1939 haben die beiden geheiratet. Er war damals 20 Jahre alt, sie 16. Seit Freitag dem 15. August 2014 sind sie unglaubliche 75 Jahre lang verheiratet und durften Kronjuwelenhochzeit feiern. "So etwas Besonderes gab es hier bei uns in Morbach noch nie", sagt Heimleiter Wolfgang Berg.
Kennengelernt haben sich Josef und Elisaveta in ihrem Heimatdorf Semlac, im heutigen Rumänien. In einer Zeit, als es keine Partys oder Discos gab, haben sich die Jugendlichen im Dorf einfach getroffen und etwas zusammen unternommen. Und so sind sich die beiden begegnet und haben sich ineinander verliebt. "Beim Maijen", erzählt Elisaveta. Maijen ist ein moselfränkischer Begriff für miteinander ein Schwätzchen halten.

1939 wurde noch vor dem Krieg geheiratet und Tochter Elisabeth kam auf die Welt. Dann begannen neun schwere Jahre. Josef war vier Jahre lang als Soldat im Krieg und kam im Dezember 1944 heim. Im Januar 1945 musste er als Zwangsarbeiter nach Russland. Fünf Jahre lang. "Als er wieder nach Hause kam, habe ich ihn nicht mehr erkannt", sagt Tochter Elisabeth. "Ich war ja damals selbst noch ein Kind."
Aber die Liebe hielt auch dieser Zeit stand. Bis 1989 lebten sie als Familie wieder zusammen in Semlac. Josef baute als Wagner Transportwagen für die Landwirtschaft, Elisaveta schneiderte Frauen- und Brautkleider. Sie selbst heiratete allerdings ohne Brautkleid.
1989 kam erst Tochter Elisabeth nach Morbach. Ein Jahr später folgten auch Josef und Elisaveta. Seit 2007 sind die beiden nun im Pflegeheim St. Anna.

Und sie sind auch dort immer zusammen. Im selben Zimmer, die Betten direkt nebeneinander. "Wir alle sind beeindruckt, wie liebevoll sie miteinander umgehen und wie sie aufeinander achten", sagt Heimleiter Berg.
Zur Kronjuwelenhochzeit gab es in diesem Monat dann natürlich eine kleine Feier. Aber so viel Trubel brauchen Josef und Elisaveta eigentlich gar nicht. Auch für heute ist es nun genug. Wie es mit den beiden weitergeht? Josef verrät's: "Wir schauen mal, was noch kommt. Wie Gott es will."
Nach der Kronjuwelenhochzeit feiert man mit 80 Ehe-Jahren übrigens die sogenannte Messinghochzeit. Wir allerdings haben uns in Morbach auf den Namen "Schütt-Hochzeit" geeinigt.

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