Geteilte Meinungen zum Café Heimat

Morbach · Bereicherung für die Gemeinde Morbach oder Verschwendung von öffentlichen Mitteln: Die Meinungen zu den Plänen, im Elternhaus des Regisseurs Edgar Reitz ein Café mit Veranstaltungsraum einzurichten, sind geteilt. Der TV hat sich in Morbach umgehört.

Morbach. Der Gemeinderat Morbach hat den Plänen, ein Café mit Veranstaltungsraum im Elternhaus von Edgar Reitz in der Biergasse einzurichten, mit großer Mehrheit zugestimmt (der TV berichtete). In dem Café sollen Bilder und Requisiten an die Filmtrilogie Heimat erinnern. Weiter ist ein Veranstaltungsraum mit Platz für Lesungen geplant.
Auch an die Möglichkeit, Episoden der Filmreihe zu zeigen, ist gedacht. Die Gemeinde wird für das Projekt voraussichtlich insgesamt 237 000 Euro Gesamtkosten für Renovierung und Ausstattung ausgeben müssen, vorausgesetzt, es wird ein Pächter für den gastromischen Betrieb gefunden.
88 000 Euro von der EU


88 000 Euro davon können über das EU-Programm Leader plus gefördert werden. Der Abstimmung war allerdings eine kontroverse Diskussion vorausgegangen.
Bei den Bürgern von Morbach sind die Ansichten zu den Plänen ebenfalls recht unterschiedlich. Sybille Gerhard, die in der Biergasse ein Ledergeschäft betreibt, findet das Vorhaben gut. Sie ist froh, dass mit dem seit vier Jahren leerstehenden Haus jetzt etwas geschieht. Die Geschäftsfrau sieht vor allem für den Fremdenverkehr einen Vorteil. "Das wird die Straße beleben." Sie hat sogar weitergehende Ideen. Sie könne sich eine Kombination von Café und Schmuckverkauf vorstellen. In dem Haus war auch zuvor ein Schmuck- und Uhrengeschäft, das zunächst von Edgar Reitz\' Vater Robert betrieben wurde. Später wurde es vom Bruder des Regisseurs, Guido Reitz, bis zu dessen Tod weitergeführt.
Gegen die Pläne des Gemeinderates ist Adolf Neuhofer: "Wir müssen unser Elternhaus auch mit eigenen Mitteln erhalten", kritisiert er. Edgar Reitz werde mit Steuergeld unterstützt, obwohl "der wohl selbst genug hat". Neuhofer meint auch, dass Reitz mit Morbach eigentlich gar nicht soviel zu tun haben wolle und Morbach in der Filmtrilogie keine Rolle spiele. Es gebe andere Projekte, bei denen der Einsatz von öffentlichen Geld notwendiger wäre.
Ähnlich äußert sich eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. "Gastronomie können wir gut brauchen", sagt sie. Aber "nicht mit unserem Geld". Eine andere Frau hat an der Filmreihe Heimat von Edgar Reitz wenig Interesse. "Ich würde da nicht hingehen", sagt sie.
Heimatforscherin und Buchautorin Henriette Nehren hat nichts gegen die öffentliche Förderung. "Das nützt dem Hunsrück", sagt sie. Es brauche allerdings viel Arbeit und Unterstützung von der Gemeinde, um etwas in Gang zu bringen. Das sei bei einem ähnlichen Projekt wie dem Günderodehaus in Oberwesel am Rhein auch so gewesen. Dort wurde ein 200 Jahre altes Fachwerkhaus nach den Filmarbeiten des Sechsteilers "Heimat 3" von Regisseur Edgar Reitz seiner Bestimmung als Filmmuseum und kulturelle Begegnungsstätte übergeben.
Heiner Berg vom Kulturverein "Kunst im Gewächshaus" ist für das Projekt. "Man kann das Geld auch unsinniger ausgeben." Mit Cafés sei Morbach ohnehin nicht gesegnet. Er verspricht sich von der Einrichtung auch etwas mehr Kultur. Ob der Tourismus profitiere, müsse man abwarten. Edgar Reitz wurde 1932 in Morbach geboren, machte in Simmern Abitur und wurde nach Studium in München Filmemacher und Regisseur. Die Heimattrilogie erzählt die Geschichte der Familie Simon aus dem fiktiven Hunsrückort Schabbach. Schauplatz für die Dreharbeiten war allerdings nicht Morbach sondern Woppenroth im Rhein-Hunsrückkreis. Zwischen 1982 und 2004 entsteht Heimat 1 (Eine deutsche Chronik, 1984). Es folgen die zweite Heimat, Chronik einer Jugend (1992) und Heimat 3, Chronik einer Zeitenwende (2004). ca

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