Männer wollen Eichen, Frauen suchen Buchen

Morbach · Eine Grabstätte, die Hinterbliebene nicht pflegen müssen: Bestattungswälder, in denen die Urnen an den Wurzeln der Bäume beigesetzt werden, haben Vorteile. Eine Morbacher Initiative informiert über Probleme und Vorzüge dieser Bestattungsmethode. Der Gemeinderat Morbach will Anfang des kommenden Jahres über die Einrichtung eines Bestattungswaldes beraten.

Morbach. Welche Probleme gibt es bei der Einrichtung eines Bestattungswaldes zu lösen? Auf welche Details muss geachtet werden, damit eine Begräbnisstätte im Wald von den Menschen angenommen wird? Die Initiative zur Errichtung eines Bestattungswaldes in der Einheitsgemeinde Morbach, repräsentiert von Gemeinderatsmitglied Rainer Stablo und den Hinzerathern Bruni Kluss und Rüdiger Luckow, hatte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Auf dieser hat der Mastershausener (Rhein-Hunsrück-Kreis) Bürgermeister Toni Christ 30 Besuchern von seinen Erfahrungen berichtet, als er in seiner Gemeinde einen Bestattungswald eingerichtet hat. Auf dem fünf Hektar großen Waldstück bei Mastershausen können die Urnen von bis zu 7000 Menschen beigesetzt werden, sagt er. Gerade ältere Menschen würden sich nach dieser Möglichkeit der Bestattung erkundigen. Deren Hauptmotivation: "Sie wollen keine Grabstelle hinterlassen, die die Kinder über Jahrzehnte pflegen müssen", berichtet er.
Die Menschen bevorzugten einen Mischwald mit Laubbäumen. An jedem Baum können bis zu zehn Menschen beigesetzt werden. Zwei Drittel wünschen sich einen aufgeräumten Wald, der Rest möchte lieber in einem Urwald beigesetzt werden. Ein Nadelwald mit seinem dunklen Ambiente werde nur schlecht angenommen.
Eine skurrile Besonderheit: "Männer bevorzugen Eichen, Frauen wollen lieber unter Buchen beigesetzt werden", sagt Christ. Ein Bestattungswald müsse gut erreichbar sein und trotzdem ruhig liegen. Vor der Einrichtung liege die Genehmigung: Gutachter prüfen, ob das Gelände geeignet ist oder Ausschlusskriterien wie Staunässe vorliegen und untersuchen den Wald auf Verkehrssicherheit. Die Einrichtung des Bestattungswaldes hat die Gemeinde Mastershausen etwa 50 000 Euro gekostet, sagt Christ. Der Bürgermeister geht davon aus, dass die Gemeinde bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme des Ruheforstes durch den Verkauf von 100 Grabstellen etwa 40 000 Euro Einnahmen verbuchen kann und so die Kosten bereits fast komplett gedeckt sind. Die Kosten für eine Grabstelle liegen zwischen 350 und 750 Euro, sagt Christ.
Wie denken die Besucher der Infoveranstaltung über einen Bestattungswald? "Ich will unbedingt in einem Friedwald beerdigt werden", sagt Ursula Gerhard aus Hundheim. Es wäre toll, wenn das in Morbach möglich wäre, dann sei sie nicht weit weg von daheim, sagt sie. Die Hoxelerin Karin Lück ist zum einen naturverbunden, des Weiteren hat sie niemanden, der ein traditionelles Grab pflegen könne, sagt sie. Der Gemeinderat Morbach will Anfang des kommenden Jahres über die Einrichtung eines kommunalen Bestattungswaldes beraten. cst

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