Wenn der Vater mit dem Sohne: Wuppertaler zieht beim Weinfest der Mittelmosel mit seinem Traktor einen Festwagen

Bernkastel-Kues · Einmal beim Weinfestumzug mit dem eigenen Traktor dabei sein. Diesen Wunsch erfüllt Markus Uttelbachs Sohn Tim. Der Deutz, mit dem beide den Festwagen "Burg Landshut" durch Bernkastel-Kues lenken, ist 60 Jahre alt.

 Vater und Sohn, Markus und Tim Uttelbach, auf dem 60 Jahre alten Deutz. Mittlerweile haben sie den Traktor in vielen Arbeitsstunden noch besser hergerichtet. Foto: privat

Vater und Sohn, Markus und Tim Uttelbach, auf dem 60 Jahre alten Deutz. Mittlerweile haben sie den Traktor in vielen Arbeitsstunden noch besser hergerichtet. Foto: privat

Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues. Die besten Geschichten schreibt natürlich das Leben. Seit 1983 kommt Markus Uttelbach mehrfach im Jahr an die Mosel. Zuerst mit den Eltern, seit einigen Jahren mit der eigenen Familie, Gattin Sabine und Sohn Tim. Der 50-Jährige kennt Land und Leute, mag die Landschaft - und die Feste. Wenn es bei einem Weinfest einen Umzug gibt, steht er in der ersten Reihe. Denn Traktoren haben es dem Diplom-Ingenieur, der bei Thyssen-Krupp in Essen arbeitet, angetan.

Diese Liebe hat sich auf Sohn Tim, mittlerweile acht Jahre alt, übertragen. Und irgendwann hatten beide den Wunsch nach einem eigenen Traktor. Und als der tatsächlich da war, kam der Sohn mit der Bitte, einmal mit dem Gefährt beim Weinfest der Mittelmosel einen der Festwagen zu ziehen. "Als guter Vater habe ich versucht, diese Aufgabe zu lösen", sagt Uttelbach. Er hat es geschafft.

Die Geschichte des Traktors: Im Internet begab sich Markus Uttelbach auf die Suche. Bei einem Landwirt im Hunsrück wurde er fündig. Ein 18 PS-starker und fast 60 Jahre alter Deutz wechselte im Oktober 2015 den Besitzer. Er war damals schon fahrbereit, Vater und Sohn investieren seither aber viel Zeit, um große und kleine Teile zu erneuern und ihn auch äußerlich aufzuhübschen. Mal steht das Gefährt in Wuppertal, mal in Bernkastel-Kues. Ein geliehener Hänger dient als Transportmittel.

Der Weg zum Weinfest: Markus Uttelbach kennt Rita Busch, die Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Über sie bekam er den Kontakt zu Weinfestorganisatorin Barbara Jakobs. Die nahm das mit Wohlwollen auf, verwies aber auf Bauhofleiter Markus Ruf. Auf dem Bauhof werden die städtischen Wagen hergerichtet. Bisher haben Uttelbach und Ruf nur miteinander telefoniert.

Am Freitag, 2. September, wird Uttelbach mit seinem Deutz bei Markus Ruf vorfahren. "Ich werde mir den Versicherungsnachweis anschauen, und wir werden eine Probefahrt machen", sagt Ruf. Grundsätzlich stehe dem Einsatz nichts im Wege. Schließlich bekommen alle Traktorfahrer ein Merkblatt. In ihm steht, wie sie sich verhalten und das Gespann fahren sollen. Ruf: "Langsam und nicht ruckartig, aber auch keine große Lücke lassen." Außerdem wird jeder Wagen von vier nebenhergehenden Personen begleitet. Alkohol ist für die Fahrer tabu.

Der Umzug: 93 Festwagen, Fußgruppen und Musikkapellen listet das Programm für den Festzug auf, der am Sonntag, 4. September, um 14 Uhr startet und sich mehrere Stunden durch die Stadtteile Bernkastel und Kues zieht. Uttelbach wird die Nummer 78 sein.

Sein Deutz zieht den Festwagen "Burg Landshut". Auf ihm befinden sich der Kurfürst, der Burgherr und drei Edeldamen. Insgesamt sind 30 Festwagen unterwegs. Neben der Stadt stellen die Orte ein solches Gefährt, die auch mit einem Stand auf der Weinstraße der Mittelmosel vertreten sind. Meist befinden sich Weinköniginnen, Prinzessinnen und weiteres Gefolge auf den von Traktoren gezogenen Wagen. Es ist die Kunst der Fahrer, nach einem Halt möglichst sachte wieder anzufahren.

Die Vorfreude: Markus Uttelbach steuert den Traktor. Sohn Tim sitzt auf dem Beifahrersitz. Beide werden einen Winzerkittel, die traditionelle Jacke der Moselaner, tragen. Der Senior geht davon aus, dass sein Sohn die Fahrt durch ein Spalier von vielleicht 80 000 Zuschauern sehr emotional erlebt. "Ich werde mich vor allem auf das Fahren konzentrieren", sagt er. Die Vorfreude ist ihm aber anzumerken.

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