Windkraftgegner laufen vergebens Sturm - Morbacher Gemeinderat macht Weg frei für neue Anlage

Morbach · Zwar haben Bürger aus Elzerath und anderen Orten gegen den Ausbau der Windkraft protestiert, doch vergebens: Der Gemeinderat Morbach hat für das benötigte Zielabweichungsverfahren gestimmt, um Flächen für Windenergie untersuchen zu können.

Bürger demonstrieren in Morbach mit Transparenten gegen geplante Windräder. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Bürger demonstrieren in Morbach mit Transparenten gegen geplante Windräder. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach. Der Morbacher Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem möglichen Bau von acht neuen Windrädern in der Einheitsgemeinde den Weg bereitet. Bei zwei Enthaltungen und vier Gegenstimmen haben die Ratsmitglieder dem Verfahren zugestimmt, mit dem zwei Flächen an der Grenze zur VG Bernkastel-Kues als mögliche Standorte für Rotoren untersucht werden können.
In einem 27 Hektar großen Waldstück auf den Gemarkungen Merscheid und Elzerath könnten zwei Windräder errichtet werden, in einem 83 Hektar großen Waldgebiet bei Haag weitere sechs. Direkt im Anschluss an die Grenze zur Einheitsgemeinde planen Gemeinden aus der VG Bernkastel-Kues und Thalfang ebenfalls den Bau von bis zu 200 Meter hohen Anlagen. Nach den derzeitigen Plänen könnten in dem Gebiet um den Ranzenkopf bis zu 52 Anlagen gebaut werden (der TV berichtete.)
Der Sitzung vorausgegangen waren Protestaktionen von etwa 20 Bürgern aus Elzerath, Gornhausen und Starkenburg, die vor dem Rathaus und anschließend im Sitzungssaal ihren Unmut gegen den Bau der Windanlagen mit Transparenten deutlich gemacht haben. Mehr als 30 Bürger haben die Sitzung besucht. In der Einwohnerfragestunde ließ der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal Fragen zum Flächennutzungsplan nicht zu, weil die Entwicklung dieser Flächen Thema der Tagesordnung waren.
Doch fanden die Bürger Gelegenheit, bei Fragen zu den Bedingungen für ein Bürgerbegehren sowie nach dem unternehmerischen Engagement der Gemeinde in der Anstalt öffentlichen Rechts, die die Windräder bauen will, ihrem Ärger Luft zu machen. Zwei Ratsmitglieder positionierten sich klar: Zum einen der Grüne Uwe Andretta, der die Windräder als geeignetes Mittel sieht, um den Ausstieg aus dem Kohle- und Atomstrom zu erreichen. Zwar seien die Windräder kein schöner Anblick, doch biete der Hunsrück gute Voraussetzungen für Windkraft. Kurt Müllers von der FDP lehnt hingegen zusätzliche "weiße Riesen" ab und bezweifelt, dass der Bau der Anlagen ohne Speichertechnik sinnvoll sei. "Machen wir einen Nationalpark, um eine gute Aussicht auf hunderte Windräder zu genießen?" fragt er. Die Kommunen bauten diese nicht wegen der Energiewende, sondern um ihre Haushalte aufzubessern.
Bei den anderen Fraktionen ist man hingegen bemüht, die Wogen zu glätten. Jürgen Jakobs von der CDU sagt, in Morbach sei die Akzeptanz für Windkraft hoch, weil man im Gegensatz zu Gemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis vernünftig vorgegangen sei. Zudem werde das Land bei einer Ablehnung des Morbacher Rats die Waldflächen an Investoren "meistbietend versteigern", die dann die Windräder bauen. Zugleich macht er das Land für den Ärger der Bürger verantwortlich: "Da oben werden die Pläne gemacht, und wir müssen sie kommunizieren", sagt er.
Theo Wagner von der SPD sagt, man könne die Windräder auf Bernkasteler Seite nicht verhindern. Die Morbacher sehen drauf, und das Geld verdienen andere. "Die paar Anlagen auf Morbacher Seite machen den Bock nicht fett", sagt er. Willi Feilen von der FWM mahnt verantwortliches Handeln und Rücksicht auf die Natur an. Schon nahezu resigniert hört sich Klaus Benz von der CDU an. "Wenn es bei den Vorgaben die Kommunen schaffen, einen Windpark auszuweisen, können wir nichts machen", sagt er. Jetzt stelle sich die Frage: "Mittäterschaft oder Vernunft?" Das Gebiet um den Ranzenkopf sei seit 1968 Landschaftsschutzgebiet, zudem seien dort Wasserschutzgebiete, Biotope und Erholungsräume eingerichtet.Meinung

Flickenteppich
Es ist jedes Mal dasselbe: Wo Windkraftanlagen geplant sind, macht sich Widerstand breit. Das ist verständlich, denn wer will schon solch einen Rotor vor der Nase haben? Mit Kleckern, mit dem Verspargeln der Landschaft kommt man kaum weiter. Aber genau das passiert derzeit: Wer die L 47 Richtung Mülheim fährt, kann die Baukräne und Rohbauten der neuen Rotoren schon von weitem sehen. Sie stehen in bester Nachbarschaft zum hübschen Elisenhäuschen, was übrigens eines Tages mal zum Weltkulturerbe Moseltal gehören soll. Warum wird gekleckert? Weil das Land zwar Landschaftsentwicklungspläne aufsetzt, aber die Entscheidung über Windparks letzten Endes den einzelnen Kommunen überlässt. Windparks sollten aber zentral geplant werden, das sieht man zum Beispiel in Kalifornien, wo an zentralen Stellen, fernab von Wohnbebauung Hunderte von Rotoren stehen. Es ist doch wesentlich effizienter, die Einrichtung eines großen Windparks zu beraten und zu beschließen. Wenn das auf Landesebene geschieht, dann wäre diese Entscheidung von einer breiten Mehrheit mitgetragen worden. Kritiker könnten jetzt anmerken, dass ein solcher Park dann auch auf Boden stehen müsste, der dem Land gehört. Aber solche Landstriche gibt es durchaus, wie zum Beispiel die Staatsforste - vorausgesetzt, sie werden nicht als Nationalpark deklariert. So aber wird die Verspargelung weiter gehen. Das zeigt ein Blick auf den Entwicklungsplan mit seinen vielen vielen kleinen Flecken. hp.linz@volksfreund.de

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