Abwarten statt genehmigen

Der Gemeindrat Berglicht hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit einem ungewöhnlichen Antrag beschäftigt. Mit der Genehmigung von Probebohrungen zur Erschließung von angeblich unter der Erde schlummerndem Thermalwasser soll der Ort auf seine Nutzungsrechte verzichten.

Berglicht. Ein wenig erinnert die Diskussion an die ersten Überlegungen in punkto Windpark. Doch dieses Mal ist alles doch irgendwie anders. Denn eine Firma aus dem Hunsrück knüpft an ihren Antrag auf Genehmigung einer Probebohrung auf Berglichter Gemarkung strikte Bedingungen. Einerseits zeichnet sie der Gemeinde ein verlockendes Bild wirtschaftlicher Weiterentwicklungs-Möglichkeiten. Denn die Aussicht, möglicherweise 45 Grad warmes Thermalwasser erschließen zu können und so ganz nebenbei eine alternative Art der Wärmegewinnung aufzutun, ist natürlich verlockend. Doch andererseits fordert das Unternehmen, dass zeitgleich mit der Genehmigung die Nutzungs- und Verwertungsrechte an die Firma übergehen. Als Begründung werden die hohen Vorleistungen für die Bohrungskosten genannt, die für die Gemeinde kostenlos wären. Bei den Ratsmitgliedern ist daher von Euphorie keine Spur.Bei Ortsbürgermeister Gerhard Oberweis hat zudem ein Ortstermin mit besagter Firma für zusätzliche Skepsis gesorgt. Und das nicht nur, weil ein Wünschelrutengänger die Gruppe an zuvor bereits markierte Stellen geführt habe. Der Mann sei offensichtlich auch allein von der Betrachtung des Bodens her zu dem Schluss gekommen, dass dort im Erdreich schlummerndes Wasser eine Temperatur von 45 Grad aufzuweisen habe. Hinzu kommt, dass Erkundigungen des Gemeinde-Chefs im saarländischen Tholey, wo das Unternehmen ebenfalls im Rennen sein will, in der Empfehlung mündeten, es sei Vorsicht geboten. "Das ist alles ein bisschen seltsam", meint auch Ratsmitglied Edgar Manz, der auf geschwärzte Namen in einem Schreiben des Unternehmens verweist. Davon abgesehen sei ein beim Termin anwesender Professor an der Universität, wo er angeblich lehre, gar nicht eingeschrieben. Dass in eine Mitteilung der Firma bereits zu lesen ist, der Berglichter Rat habe die Bohrung genehmigt, sorgt zusätzlich für Irritationen. Letztlich einigt sich der Rat darauf, dem Antrag "vorerst" nicht zuzustimmen, da noch Klärungsbedarf bestehe.Meinung Zweifel sind angebracht Es ist schon ein merkwürdiges Angebot des Unternehmens an die Ortsgemeinde Berglicht. Man will auf der Suche nach Thermalwasser die Kosten für eine durchaus teure Probebohrung auf die eigene Kappe nehmen. Dafür will man die Kommune an möglichen Einnahmen nicht beteiligen. Dem Laien drängen sich gleich mehrere Fragen auf. Erstens: Warum sollte Berglicht auf einem enormen Vorkommen an Thermalwasser sitzen, wenn die Fachleute davon überhaupt nichts wissen und sich dies auch nicht vorstellen können? Zweitens: Warum sollte eine Kommune auf ein solches Angebot eingehen, das ihnen zwar kein Risiko aufbürdet, aber eben auch keine finanziellen Vorteile bietet? Und zu guter Letzt: Warum sollten die zuständigen Behörden Bohrungen genehmigen, die nach Auskunft von Experten als wenig erfolgreich eingestuft werden? Die Berglichter Kommunalpolitiker sind gut beraten, Vorsicht walten zu lassen und erst zuzustimmen, wenn alle Zweifel ausgeräumt werden können. i.rosenschild@volksfreund.deEXTRA Thermalwasser-Vorkommen: Dem Direktor des Landesamts für Geologie und Bergbau, Harald Ehses, ist der Fall nicht unbekannt. Ehses wurde in der Sache bereits von der VG Thalfang am Erbeskopf kontaktiert. Er äußert große Zweifel an den Prognosen des Unternehmens. In 170 Metern Tiefe in einer Schüttung von 50 Litern pro Sekunde rund 50 Grad heißes Thermalwasser zu erhalten — mit solchen Vorkommen könne man im Hunsrücker Schiefergebirge nicht rechnen. Damit sei nach Ehses' Erfahrungen in der Region möglicherweise in 1,3 Kilometern Tiefe zu rechnen. Dann entstünden allerdings deutlich höhere Bohrkosten. Die Erfolgsaussichten bei Probebohrungen in Berglicht hält er für gering. (iro)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort