Angst dient als Alarmanlage

THALFANG. Die Eltern-Lehrer-Initiative "Gewaltprävention" trifft in der Grundschule Thalfang auf breite Resonanz. Schüler und Erwachsene wollen sich fit machen.

Widerstand will gelernt sein. Erst recht, wenn sich Schwächere gegen körperlich Überlegene zur Wehr setzen müssen. Die Grundschule Thalfang setzt sich daher für ein Training ihrer Schützlinge ein und lässt auch Erwachsene nicht außen vor. Ein Projekt, das im Bereich des früheren Regierungsbezirks Trier bisher einmalig ist. Was ist eigentlich Angst, warum haben Menschen Gefühle, und brauchen sie die überhaupt? Fragen wie diese stehen zurzeit mit Mathe und Deutsch auf dem Stundenplan der Grundschüler.Kinder üben Umgang mit Gefahr

Einmal pro Woche üben die Dritt- und Viertklässler, später auch die Kleineren, den Umgang mit Gefahr. Sie lernen, dass es falsch ist, Angst vor der Angst zu haben, und erkennen die Chance eines Warnsignals. "Wenn ich Angst hab, hab ich so ein komisches Gefühl im Bauch", beschreibt ein Junge der 3b, wie das ist, wenn er sich fürchtet. Die Mitschüler, acht bis zehn Jahre alt, empfinden ähnlich. Das sei so ein "Zittern", sagt ein Mädchen. Doch wie unangenehm Angst auch ist, die Kinder erahnen, dass der Mensch dieses Gefühl braucht. "Die Angst sagt einem, dass irgendwas passiert", bringt es ein Schüler auf den Punkt. Und genau dafür sollen sie ein Gespür entwickeln. Moreno Barison und Constantin Mock von der privaten Fachschule "gon" - gesprochen englisch "go" und deutsch "n" (für nein) - üben daher mit ihnen brenzlige Situationen. Und diese sind besser zu bestehen, wenn sich alle als "Team" verhalten und "Bösewichter" nicht allzu nah an sich heran lassen. Vor allem aber sollen sie darauf achten, "wenn's im Bauch kribbelt, und die Alarmanlage fängt an zu bimmeln." Barison, bis Mai Polizei-Vollzugsbeamter beim Bundesgrenzschutz, hat, wie er sagt, in den vergangenen fünf Jahren 13 000 Menschen, Kinder wie Erwachsene, dahingehend geschult. "Wir wollen qualifizierte Gewaltprävention anbieten", begründet er sein unternehmerisches Engagement. Mit Mock, einem Rechtsanwalt und Kampfkunst-Kollegen aus dem "WingTsun Zentrum" Trier, gründete er zudem ein "Bündnis gegen Gewalt". Da Prävention aber nicht nur Kinder betrifft, bieten sie auf Initiative des Thalfanger Schulelternbeirats auch Kurse für Erwachsene an. Der erste - zehn Zeitstunden an zwei Tagen, Gebühr 57 Euro - ist laut Elternsprecher Andreas Roth bereits ausgebucht. Ein zusätzlicher Ein-Tages-Kurs sei im Gespräch. "Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg" freut sich Roth über das Echo. Wichtig sei aber vor allem gewesen, die Lehrer mit ins Boot zu bekommen. Nachdem dies gelungen sei, würden sie nun auf den Einstieg der Regionalen Schule hoffen.Projekt trifft auf offene Ohren

Das Projekt traf aber auch bei der Finanzierung des für Schüler kostenlos angestrebten Angebotes auf offene Ohren. Von den 2700 Euro für drei Mal zwei Zeitstunden Schulung aller acht Grundschulklassen (Jahrgänge eins bis vier) kamen schon 1500 Euro an Spenden zusammen. Abgesehen von Eltern beteiligen sich Lehrer, Gewerbetreibende, Banken und Kindergärten an den Kosten. Dazu Roth: "Ich gehe davon aus, dass wir die gesamte Summe zusammen bekommen." Eine "Einzelveranstaltung" scheint das Projekt auf jeden Fall nicht zu werden. Laut Konrektorin Marliese Rondé-Feuchtner ist das Angebot "langfristig gedacht" und soll für die Kinder eventuell um einen vierten Zwei-Stunden-Block erweitert werden. Informationen unter www.buendnisgegengewalt.de oder www.beclever-gon.de, oder unter Telefon 0174/2413224

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