Aus 17 Tuben floss der Leim

Ihr Steckbrief: 1,70 Meter groß, Bauchumfang 4,01 Meter, Gewicht 500 Kilogramm - ein wahres Schwergewicht. Das ehemalige Weinfass in der Scheune der Familie Thompson wird vermutlich die größte und schwerste Taiko-Trommel Deutschlands werden.

 Generalstabsmäßig geplant lief die Aktion ab: 17 Helfer waren in der Scheune von Christopher und Silke Thompson damit beschäftigt, ein zerlegtes 2500-Liter-Weinfass zu einer japanischen Riesentrommel zusammenzuleimen. Foto: Hosser

Generalstabsmäßig geplant lief die Aktion ab: 17 Helfer waren in der Scheune von Christopher und Silke Thompson damit beschäftigt, ein zerlegtes 2500-Liter-Weinfass zu einer japanischen Riesentrommel zusammenzuleimen. Foto: Hosser

Leisel. Taiko-Trainer und Bauer Christopher Thompson hat alles generalstabsmäßig geplant: 17 Helfer - Nachbarn, Freunde, Teilnehmer des Trommelkurses, den er und Ehefrau Silke leiten - haben sich pünktlich vor dem Scheunentor in der Leiseler Hauptstraße eingefunden. Schutzanzüge, Malerkittel, Handschuhe, Flaschen und Tuben mit Azeton, Verdünner und Kunstharz-Holzleim stehen bereit. Die 45 sanft gebogenen, 1,70 Meter langen Dauben, gereinigt und nummeriert, liegen, zu jeweils vieren gruppiert, auf zwei langen Arbeitstischen.

Der Leim trocknet schnell und haftet überall



Jeder der Helfer postiert sich neben vier Dauben, zieht Handschuhe und Schutzkleidung über, ergreift die Leimtube, wartet auf das Kommando. Innerhalb der Scheune erhebt sich ein meterhohes Gestell, in dessen gerundetem Inneren Christopher Thompson und Karsten Hub die jeweils an einer Schmalseite eingeleimten Fassdauben aneinandersetzen werden. Um 15.10 Uhr geht's los. Konzentriert streichen die Helfer die Schmalseite der Daube mit dem Leim ein, reichen sie weiter, greifen zur nächsten Daube. Alles muss zügig, darf aber nicht hektisch geschehen, denn der Leim trocknet schnell und haftet überall, nicht nur auf dem Fassholz. "Jetzt Nummer 4 und 5", ruft Christopher aus dem Inneren des Montagegestells. "Lappen!" - "Spray!" - "Nummer 7 und 8!" - "Wo ist der Cutter?" Silke eilt herbei, bringt das Benötigte. Daube nach Daube fügt sich zu einem - boden- und deckellosen - Fassrund, wird von Karsten und Christopher mit Gummihämmern von innen in Form geklopft. Bereits nach 15 Minuten ist die 45. und letzte Daube eingesetzt. Spanngurt und Stellschrauben der von Christopher Thompson selbst entworfenen und gebauten Montageinstallation geben dem gewaltigen Bauch der zukünftigen Taiko-Trommel die endgültige Form. Geschafft!

Es wird die bei weitem größte Trommel werden, die Christopher Thompson bisher aus alten Weinfässern gebaut hat. Im Jahr 2003 bekam er das 2500-Liter-Fass von der Winzergenossenschaft Meddersheim. 2006 erhielt er von der Gerberschule in Reutlingen den Anruf, dass die beiden bestellten, 1,90 Meter großen Transparenthäute aus Rinderfellen zur Verfügung stehen. Anfang August 2008 machte sich der Taiko-begeisterte Leiseler an die Konstruktion des Montagegerüsts, für das er mehr als zwei Wochen benötigte. Wenn beim Trocknungsprozess nichts schiefgegangen ist, was eher unwahrscheinlich ist, beginnt die Planung für das Schleifen des Fasses. "Das muss dafür quergelegt werden", erläutert Silke Thompson, die schon bei der Herstellung der vielen kleineren Trommeln von ihrem Ehemann in die Arbeit eingebunden wurde. Und auch dann ist das umfängliche Hohlinstrument längst nicht fertig. In einem staubfreien Raum muss das Fass lackiert werden. Es folgt die Konstruktion eines Gestells zum Aufspannen der Häute. "Bereits beim Bespannen kleiner Trommeln entsteht pro Seilzug eine Kraft von mehreren Tonnen", weiß die Taiko-Trainerin. Kleine Trommeln besitzen zwischen acht und zwölf Seile, große entsprechend mehr. "Die riesige Trommel wird einen faszinierenden Klang haben", wissen die beiden.

Und so ganz nebenbei wäre das Instrument wohl auch eines der größten und schwersten Deutschlands oder sogar Europas.

Info: www.trommelnde-drachenkinder.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort