Bange Stunden

Viel zu lang habe sein Vater auf ärztliche Hilfe gewartet, kritisiert Klaus Hölzemer aus Deuselbach. Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg und die Bereitschaftszentrale in Birkenfeld weisen die Vorwürfe zurück.

 Mit der Notarzt-Versorgung sind viele Menschen im Hunsrück unzufrieden. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Mit der Notarzt-Versorgung sind viele Menschen im Hunsrück unzufrieden. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Hoxel/Deuselbach. Für den Deuselbacher Klaus Hölzemer ist es keine Frage, dass er am Freitag, 29. August, um 17 Uhr zur Notarzt-Kundgebung geht, zu der der Morbacher Gemeinderats aufgerufen hat. Denn ist mit der aktuellen Situation mehr als unzufrieden.

Sein Vater, der 87-jährige Paul Hölzemer, hatte im Frühjahr einen Schlaganfall erlitten. Seither leidet der Hoxeler an Durchblutungsstörungen und Schwindel. Ende Juni hatte er an einem Samstag einen "erneuten Anfall", schildert sein Sohn. Er wandte sich an die Bereitschaftszentrale in Birkenfeld, "um schnell einen Arzt anzufordern". Der Arzt aus Birkenfeld sei erst nach zweieinhalb Stunden gekommen und habe einen Krankenwagen gerufen. Die Rettungssanitäter stellten laut Hölzemer fest, dass der Patient wegen stark erhöhten Blutdrucks nicht transportfähig sei und forderten einen Notarzt und Hubschrauber an. Der habe die Transportfähigkeit des Patienten wiederhergestellt. Mit dem Rettungswagen ging's dann ins Krankenhaus. Drei Stunden und 15 Minuten seien in der Zwischenzeit verstrichen. Drei Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus brach der Vater erneut zusammen. Wiederum riefen die Angehörigen in Birkenfeld an. "Dort lehnte man die Entsendung eines Arztes ab", sagt Klaus Hölzemer. Mit einem Krankenwagen wurde der Vater erneut in eine Klinik gebracht. Die Diagnose: innere Blutungen mit hohem Blutverlust.

Bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg sieht man die Vorfälle anders. Die Zeitverzögerung sei nicht auf die Organisation des Rettungsdienstes zurückzuführen, heißt es in einer Stellungnahme. Die Familie habe keinen Rettungshubschrauber gewünscht. Beim Einsatz am 21. Juni sei die Integrierte Leitstelle um 13.19 Uhr alarmiert worden. Um 13.36 Uhr sei ein Rettungswagen eingetroffen. Um 13.48 Uhr sei ein Notarzt nachgefordert worden, der um 13.54 Uhr vor Ort war. Im zweiten Fall sei ausdrücklich ein Krankentransport angefordert gewesen. Dr. Bruno Ellrich von der Bereitschaftszentrale betont, dass die Einrichtung die niedergelassenen Ärzte vertrete und kein "Ersatz" für den Notarzt sei.

Meinung

Lebenswichtiger Unterschied

Wenn sich ein Mensch in einer lebensbedrohlichen Situation befindet, werden für ihn und die Angehörigen Minuten schnell zu gefühlten Stunden. Nicht jeder ist auf einen solchen Fall vorbereitet. In solchen Fällen ist der Anruf bei der Bereitschaftszentrale in Birkenfeld, die inzwischen auch für Morbach zuständig ist, wenig sinnvoll. Das hat Klaus Hölzemer nicht gewusst. Und er ist kein Einzelfall. Also: Wenn es um Leben und Tod geht, sollten Angehörige die Integrierte Rettungsleitstelle unter Telefon 112 informieren. Offenbar ist das immer noch nicht bei den Betroffenen angekommen. Der Rettungsdienst-Organisation ist kein Vorwurf zu machen. Als er endlich angefordert wurde, war der Notarzt innerhalb von sechs Minuten da. Bis zu 30 Minuten sind rechtlich zulässig. Dass vielen Morbachern diese Frist deutlich zu lang ist, steht auf einem anderen Blatt. i.rosenschild@volksfreund.de

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