Bezahlt wird bald mit blanker Haut

GONZERATH. Üblicherweise stehen bei Erfindungen die Ingenieure im Rampenlicht. Die kaufmännische Kompetenz bleibt häufig im Hintergrund. Nicht so bei dem Gründungsprojekt Dakty, das mit Erkennungssensoren für Fingerabdrücke am Markt Erfolg haben will. Der Wahl-Gonzerather Günter Meyer wurde jetzt von der Unternehmensgruppe Michelin mit dem "Prix Michelin" ausgezeichnet.

Wer momentan mit dem Ge-setz in Konflikt kommt, hat früher oder später Kontakt mit schwarzer Tinte. Tatverdächtige müssen bei der Polizei alle zehn Finger "bearbeiten" lassen, damit ihre Abdrücke gespeichert werden können. Den "bösen Buben" bleibt dies künftig voraussichtlich erspart. Denn nicht nur der Gonzerather Günter Meyer findet bisherige Lösungen verbesserungswürdig. Er ist einer der Mitglieder des Gründungsprojekts Dakty, in dem Erkennungssensoren für Fingerabdrücke weiterentwickelt wurden und werden. Doch die Erfindung, die derzeit zum Patent angemeldet wird, kann in vielen anderen Bereichen genutzt werden. Natürlich spielt sie eine Rolle in der immer bedeutenderen Terrorismus-Bekämpfung. Aber zum Beispiel auch in Hotels, in denen Gäste nicht mehr mit ihrem guten Namen bezahlen, sondern eben mit blanker Haut. Ob in der Sauna, am Pool oder an der Bar, die Geldbörse kann im Safe bleiben. Im Automobilgewerbe: Statt mit einem Schlüssel, der entwendet werden kann, öffnet der Besitzer den eigenen Wagen mit dem Finger. Natürlich ist der Sensor auch für Banken oder in Firmen, in denen der Zutritt von Betriebsangehörigen geregelt werden muss, interessant. Das Tüpfelchen auf dem "I": Ob in der Arktis oder der Sahara, der Sensor arbeitet laut Meyer witterungsunabhängig. Tests in der Wüste Dubai und in den Alpen hätten dies bestätigt. Er sei zudem deutlich kleiner als die der Konkurrenten und in der Anschaffung günstiger als die Entwicklungen der Mitbewerber. Doch wurde der Industriekaufmann, KFZ-Mechanikermeister und Gebäude-Energieberater nicht für die Entwicklung des Prototyps ausgezeichnet. Er ist für den Business-Plan der in Gründung befindlichen Firma zuständig. Was macht ein solches Papier preiswürdig? Bei der Antwort auf diese Frage muss auch Meyer nachdenken. "Er muss so angelegt sein, dass er auch die Oma eines Bankdirektors überzeugen würde", beschreibt er. Das Hauptproblem ist dasselbe wie bei einer Gebrauchsanweisung: Nicht Ingenieure entscheiden darüber, ob es Kapital für eine Geschäftsidee gibt, sondern Banker. Und die müssen einen solchen Plan verstehen. Und der zweite wichtige Aspekt: Ein gutes Papier enthält auch ein detailliertes Konzept für die Entwicklung einer Firma nach der Gründung. Ist der Plan gut, ist er später ein nützliches Planungs- und Kontrollinstrument. Entscheidung über Sitz der Firma noch offen

Natürlich schläft die Konkurrenz nicht. Im Biometrie-Bereich wird derzeit auch an anderen Systemen wie Iris-, Stimm- oder Gesichtserkennung gearbeitet. Doch den Vater zweier erwachsenen Töchter überzeugen die anderen Wege nicht: Sie sind fehleranfällig, die Iris beispielsweise durch Drogen, das Gesicht etwa durch Gewichtsveränderungen. Und: Anders als ein "Augenblick" oder eine Gesichtsaufnahme kann der Druck eines Fingers durchaus als Absichtserklärung gelten, beispielsweise beim Zahlen oder Geld abheben. Wann der Sensor in Serie gehen kann, steht noch nicht fest. Zunächst muss die Firma gegründet werden. Dass der Firmensitz in Gonzerath sein wird, ist weniger wahrscheinlich. Denn Meyer denkt auch weiter strategisch. Da der Kreis Birkenfeld als strukturschwach gelte, erhalte das junge Unternehmen möglicherweise eher Fördermittel mit Sitz am Umweltcampus Birkenfeld. Da in Luxemburg offenbar auch großes Interesse an der Erfindung herrsche, sei aber auch eine Adresse im Ausland denkbar.

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