Bolzen statt Pauken

ODERT. Mit der Oderter Schule fühlen sich nicht nur ehemalige Schüler verbunden. Seit sich 1974 der heutige Verein für Jugendfreizeiten dort eingemietet hat, haben Scharen von Jugendlichen ihre Ferien in dem Haus verbracht.

Die Vorteile des Freizeithauses Odert liegen für Torsten Venzke von der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu Köln auf der Hand. Die Lage, das schöne Gelände drum herum und die Tatsache, dass man schnell in den Feldern oder Wäldern ist - das sind für ihn ebenso Pluspunkte wie die gute Ausstattung des Hauses. Das sahen die von ihm betreuten 45 Jugendlichen zwischen sieben bis 16 Jahren nicht anders. "Man kann gut Fußball spielen", sagen Thomas Brüggen, acht Jahre, und Daniel Simon, 13 Jahre. Das Gelände um das Freizeithaus ist außerdem ideal für Abenteuerspiele und Spaziergänge. Und auch das Essen wird von den jugendlichen Teilnehmern stets gelobt. Patric Koch, der sich über sein Zwei-Bett-Zimmer freute, hat besonders das Stockbrot-Grillen gefallen. Außerdem ist am Oderter Freizeithaus Bewegung pur angesagt: Autos gibt es dort keine. Das begrüßt Philipp Bodewick sehr. Einziger Nachteil sei der fehlende Kiosk: "Aber sonst ist alles cool hier." Vor allem die Plätze zum Bolzen oder Volley- und Basketballspielen. Den Gästen des 40-Betten-Hauses stehen außerdem mit 30 zusätzlichen Sommer-Schlafplätzen in Hauszelten ein Backhaus, ein Grillplatz und eine Keller-Bar sowie ein Fußballkicker und eine Kuschelecke zur Verfügung. Dass die ehemalige Schule so optimal auf diesen Bedarf zugeschnitten ist, hat sie ihrem langjährigen Mieter, dem Trierer Verein für Jugendfreizeiten (VfJ), zu verdanken. Der hat seit 1974 kräftig in Um- und Ausbau des Hauses investiert und seit Mitte der 80er Jahre mit der Vermietung an andere Gruppen eine wichtige Einnahmequelle. 1995 vereinbarte der VfJ mit der Gemeinde Morbach eine Vertragsverlängerung bis 2019. Lediglich Anfang der 80er Jahre stand die Zukunft des Anwesens etwas auf der Kippe, weil sich einzelne Vereinsmitglieder als "Internationale Freizeitjugend Konz" (IfJ) abgespaltet hatten. Das ist jedoch längst Geschichte sind. "Einer guten Zusammenarbeit beider steht nichts mehr im Weg", versichert VfJ-Vorsitzender Thorsten Schmitt. Der 34-jährige Diplom-Pädagoge war in seiner Jugend selbst Teilnehmer der Vereinsfreizeiten und hat so die Vorzüge des gruppenpädagogischen Lernens schätzen gelernt. "Es ist ganz viel Engagement von den Jugendlichen selbst verlangt", erklärt er. Bei den Freizeiten gehe es darum, sich kennen zu lernen, Spaß zu haben und mit den Betreuern, die das durchweg ehrenamtlich und mit "viel Herzblut" machen, alles aufzubauen. Sehr beliebt seien etwa die Ardèche-Kanufahrten. Ursprünglich hatte soziales und demokratisches Lernen, das Kennenlernen anderer Kulturen und Musik eine Rolle gespielt. Die Gründer des VfJ waren laut Schmitt Menschen, die etwas Anderes machen wollten als die klassische Jugendarbeit. Grundsätze, die für die Mitglieder nach wie vor Gültigkeit haben: "Wir fühlen uns diesem Engagement verbunden, aber nicht irgendeiner politischen Idee." Der Verein hat sich ausschließlich auf Jugendfreizeiten spezialisiert. Die Nachfrage ist so groß, der Verein könnte problemlos 20 Freizeiten anbieten. Deshalb bedauert er, dass es derzeit schwierig ist, Betreuer zu finden, die dabei bleiben. Längerfristiges freiwilliges Engagement und das auch noch umsonst, liege eben nicht unbedingt im Trend.

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