Bürger widerstehen dem Vergessen

DEUSELBACH. Der privaten Initiative von Bürgern aus der Region ist es zu verdanken, dass ein Soldatengrab am Erbeskopf weiterhin der Öffentlichkeit zur Mahnung dient.

Es war der 17. März 1945, nur noch wenige Wochen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die letzten deutschen Truppen räumten den Hunsrück vor den Alliierten. Auch am Erbeskopf hatte eine kleine Gruppe Soldaten den Rückzug angetreten. Einer von diesen war der 32-jährige Unteroffizier Alfred Brotkorb, vor dem Krieg ein Fleischermeister aus dem Raum Dresden. Wie aus dem Nichts griff plötzlich ein feindlicher Jagdbomber an. Der Angriff kostete Brotkorb das Leben. Der verheiratete Vater einer Tochter wurde an Ort und Stelle begraben. Die Pflege des Grabs, unmittelbar neben der Landesstraße 164 gelegen, übernahm anfangs das Deuselbacher Försterehepaar Ostermann, das seinen eigenen Sohn während des Russlandfeldzugs verloren hatte. Später kümmerte sich die Gemeinde Deuselbach um das Grab. Dennoch hatte die Natur in den vergangenen Jahren begonnen, das Grab zu überwuchern.Grabstelle in desolatem Zustand

Im vorigen Jahr fiel den Thalfangern Werner Schab und Dominik Müller der desolate Zustand des Grabs auf. Sie sprachen Bekannte an, um gemeinsam das Soldatengrab wieder angemessen zu gestalten. "Wir fürchteten, dass ansonsten das Grab bald abgeräumt worden wäre", sagt Müller. Schließlich entschieden sich die Beteiligten in privater Initiative, das Grab komplett zu erneuern. Annähernd 350 Stunden reine Arbeitszeit investierten die Beteiligten in die Renovierung des Grabs. Dabei hatten sie auch mit organisatorischen Problemen zu kämpfen. Wer ist zuständig für das Grab? Gibt es Nachfahren - und sind diese mit der Renovierung einverstanden? Festlich umrahmt durch den Deuselbacher Männergesangverein hat schließlich am Volkstrauertag der Thalfanger Pfarrer Winfried Krause das Grab neu eingesegnet. "Dieses Grab soll uns zum Frieden mahnen. Der Frieden ist stets in Gefahr", sagte Krause. Die Tochter des Gefallenen, Karin Weichbrodt, konnte bei dieser Gelegenheit nicht dabei sein, sprach aber in einem Brief den Beteiligten ihren Dank aus: "Dies dient der Erinnerung an das Leid und das Elend, das Krieg den Menschen bringt." Auch der Thalfanger Verbandsgemeindebürgermeister Hanns-Dieter Dellwo bedankte sich für die Privatinitiative. Am Grab wurde auch eine Informationstafel errichtet, um Neugierige über das Einzelschicksal des Soldaten aufzuklären. Dazu erläutert Müller: "Erinnerung setzt einen Ort und besser noch ein Bild voraus." Dafür, dass es nun auch diese Infotafel gibt, waren vor allen Heinz Amberg und Erich Gasber aus Trier, Marco Fetzer, Werner Schab, Michel und Dominik Müller aus Thalfang, Reiner Koch aus Deuselbach, Hermann Theis aus Lückenburg sowie die Firma Köhl in Trier und der Landesbetrieb Straßen und Verkehr Rheinland-Pfalz verantwortlich.

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