Der "Onkel" muss büßen

BAD KREUZNACH/IDAR-OBERSTEIN. (rm) Zwei Jahre und neun Monate muss ein 42 Jahre alter Mann aus Idar-Oberstein wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern in 18 Fällen hinter Gitter. So entschied gestern das Bad Kreuznacher Landgericht nach sechs Verhandlungstagen. Bis zum Schluss bestritt der Angeklagte die Vorwürfe.

Dagegen sieht das Gericht in der heute 16-jährigen Schülerin eine glaubhafte Zeugin. "Es gab nicht eine Spur von Belastungseifer", sagte der Vorsitzende Richter Volker Mey in seiner Urteilsbegründung. Auch das konstante Aussageverhalten des Mädchens gegenüber Freundinnen, Eltern, Polizei und schließlich auch vor Gericht spreche für ihre Glaubwürdigkeit. Sich so eine komplexe Geschichte auszudenken und beizubehalten, sei einem Mädchen mit diesem Intellekt nicht möglich, stellte die psychologische Sachverständige in ihrem Glaubwürdigkeitsgutachten fest. Auch Staatsanwältin Christine Moßem, die auf eine Freiheitsstrafe von drei Jahren plädierte, sah keinen Grund dafür, warum das Mädchen hätte lügen sollen. "Ich konnte bei ihr weder Geltungsdrang noch eine Art Schrei nach Aufmerksamkeit feststellen." Wie der Angeklagte vorgegangen sei, bezeichnete die Staatsanwältin als "klassischen Ablauf" eines Missbrauchs. Normal sei das, was er mit ihr mache, hatte der Onkel bei seinen Besuchen in einem Ort bei Magdeburg immer wieder gesagt. Dort wohnte das Mädchen von Frühjahr 2001 bis Februar 2002 bei seinen Großeltern. Das hatte die damals Elfjährige zunächst auch geglaubt, obwohl es ihr unangenehm gewesen war. Es überwog die Freude über die vielen Geschenke und das Geld, das er ihr zusteckte. Erst später habe sie erkannt, dass ihr der Onkel zur Befriedigung seiner eigenen sexuellen Lust zwischen die Beine griff und im Intimbereich streichelte. "Ich kam mir dreckig vor und sah in den Geldgeschenken eine Art Bezahlung", sagte das Mädchen zur Psychologin. "Hab dich nicht so", sei die Antwort der Oma gewesen, als sich das Kind ihr anvertrauen wollte. Dass sie "das ganze furchtbare Zeug" aus dem Kopf bekommen will und bei Berührungen durch ihren Freund immer wieder das Bild ihres Onkels vor sich sieht, zeigt, welch tiefgreifende Spuren die Taten hinterlassen hat.

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