Der die kranken Hufe heilt

MORBACH. Die Huforthopädie ist Jochen Biernats Berufung. Und die ist so stark, dass er dafür sogar sein geliebtes Hobby, das Reiten, aufgab. In diesem Jahr bezog er in Morbach neue Seminarräume.

Die Arbeit von Jochen Biernat beginnt da, wo andere aufgeben. Seine Patienten gelten als unheilbar krank, sind "austherapiert". Nicht aber bei dem Huforthopäden, der lahme Pferde wieder zum Gehen bewegt. Nach schlechten Erfahrungen mit Eisenbeschlägen hat er sich auf die natürliche Behandlung von Pferdehufen spezialisiert - damit die Tiere keine Schmerzen haben. Biernat verwendet nie Kunststoff oder Eisen, sondern bringt nur das natürlich nachwachsende Horn in seine ursprüngliche Form zurück. Von mehr als 70 Tieren, die in vier Jahren in seiner Rehastation (siehe Info) in Pflege waren, haben nahezu alle das Haus "reitfähig" wieder verlassen. Lediglich eines wurde eingeschläfert - ein Schicksal, das eigentlich 80 bis 90 Prozent seiner Patienten droht. Eine beeindruckende Erfolgsquote, deren Geheimnis laut Biernat darin besteht, den Tieren "einen ordentlichen Huf" heraus wachsen zu lassen. Denn oft seien es Hufe oder Gelenke, die Beschwerden verursachten. Doch anstatt sich diesen zu widmen, würde bei den Tieren "alles behandelt - nur das nicht, um das es geht." Die Bedeutung des Hufs würde einfach nicht erkannt, bedauert der 64-Jährige: "Zu mir kommen Pferde mit den abenteuerlichsten Krankengeschichten." Ein Dilemma, das aber im Wandel begriffen scheint. Denn die Seminare, in denen der Morbacher seit 1998 anerkannte Huforthopäden ausbildet, sind gefragt. Die "Huf-Männer und -Frauen" kommen aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg zu ihm ins "Deutsche Institut für Huforthopädie" (DifHO). Dieses hat seit Ostern seinen Sitz in der früheren Morbacher Landwirtschaftsschule, in der Biernat Schulungs- und Schlafräume eingericht hat. "Ein richtig kleines Internat", wie er sagt. Bis dahin bildete er ausschließlich im Kueser Rehazentrum des Institutes aus, das sich heute auf die Praxis beschränkt. Die Motivation der Seminaristen - derzeit sind 80 Ausgebildete tätig und 38 in Ausbildung - ist so unterschiedlich wie die Berufe, aus denen sie kommen. "Mich interessiert einfach mal die andere Art der Hufbearbeitung" sagt Kerstin Gruhlke, Hobbyreiterin und Bibliothekarin aus der Nähe von Hamburg. Die Schweizer Studentin und angehende Anwältin Judith Wittwer hat der Spaß am Western- und Turnierreiten her geführt. Ein klares Ziel vor Augen hat dagegen Wolfgang Braun. "Ich möchte das hier beruflich weiter machen", gesteht der Metzger und Hobbyreiter aus Emmelshausen. Der Einstieg in die Huforthopädie geht auf einen Sternritt Biernats ins schweizerische Solothurn zurück. Als Botschafter der Partnerstadt Trier hatte er diesen 1981 unter 300 Reitern für sich entschieden, war aber unterwegs in eine Notsituation geraten, die ihn nicht mehr loslassen sollte. "Auf dem Ritt habe ich mir geschworen, mein Pferd wird nicht mehr beschlagen", erinnert sich der frühere Sozialbetreuer, der sich bis dahin schon mal auf sein Pferd setzte und wochenlang verschwand, wie er erzählt.Kurioserweise ließ durch die Beschäftigung mit der Huforthopädie aber Boiernats Interesse am Reiten nach. Eine Entwicklung, für die er nur eine Erklärung hat: "Ich hab das Reiten nur entdeckt, weil ich die Huforthopädie entwickeln sollte."

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