Die Luchse sind wieder da

Immer wieder gab es in jüngster Zeit Hinweise und Gerüchte, dass sich im Kreis Birkenfeld Luchse angesiedelt haben. Nun wurde das Gerücht bestätigt.

Kreis Birkenfeld/Hunsrück. Im Kreis Birkenfeld haben sich offenbar Luchse angesiedelt. "Ja, es gibt welche", bestätigt Dr. Herbert Kraft, Leiter der Hauptstelle Bundesforst in Baumholder (das frühere Bundesforstamt). Der Forstdirektor hat selbst bisher nur Spuren auf dem Truppenübungsplatz gesehen. Jäger haben ihm aber berichtet, dass sie die Raubkatze auch schon leibhaftig gesichtet haben. Emil Wobito kam vor wenigen Wochen einem Luchs sogar extrem nahe. Der Wirt des Schlosshotels am Schlossberg in Oberstein hatte alten Schweinepfeffer aus der Tiefkühltruhe auf seiner Terrasse abgelegt. Als der 79-Jährige frühmorgens ins Freie trat, stand er unvermittelt der Raubkatze gegenüber, die sich an dem Fleisch gütlich tat.Kein Risiko für Mensch und Natur

"Erst dachte ich, so einen riesigen Kater hast Du ja noch nie gesehen." Doch dann entdeckte er die Pinselohren und wusste: "Das ist ein Luchs." Mensch und Tier, beide gleichermaßen überrascht, sahen sich zwei, drei Sekunden an, ehe die Katze mit einem Sprung von der Terrasse das Weite suchte. Angst habe er kein bisschen gehabt, beteuert Emil Wobito: "Schließlich bin ich von klein an Vieh gewöhnt", sagt er lapidar. Am nächsten Morgen tauchte der Luchs wieder auf, danach allerdings nicht mehr - vermutlich, weil nichts mehr zu fressen da war. Zu diesem Augenzeugenbericht passen Hinweise, wonach auf dem Schlossberg, aber auch im Bereich Seitzenbach und Schönlautenbach in Oberstein, Rehe mit abgebissenen Köpfen gefunden wurden. Das ist typisch für den Luchs, der auf Bäumen auf seine bevorzugte Beute lauert und sie von oben anspringt. Den Kopf, für ihn die begehrteste Delikatesse, vertilgt er dann als Erstes. Über den Rest macht er sich später her - es sei denn, er wird gestört. Dann lässt er den Kadaver liegen. Wo aber kommen die Luchse her? Herbert Kraft vermutet, dass sie aus dem Pfälzer Wald eingewandert sind. Nach seiner Einschätzung handelt es sich um Jungtiere, die auf der Suche nach eigenen Revieren den Truppenübungsplatz und den Hunsrück für sich entdeckt haben. Möglicherweise stammen sie auch aus Privatgehegen. Dafür spricht, dass die ansonsten sehr scheuen Raubkatzen sich auch in der Nähe von Menschen aufhalten. "Das lässt darauf schließen, dass es keine echten Wildtiere sind." Forstdirektor Kraft gibt ihnen in unseren Gefilden ohnehin nur eine kleine dauerhafte Überlebenschance. Denn Luchse brauchen riesige Reviere von rund 10 000 Hektar - das entspricht der Größe des Truppenübungsplatzes. Aber selbst der ist kein ideales Terrain, weil es sich nicht um ein geschlossenes Waldgebiet handelt. Insofern wäre auch eine gezielte Ansiedlung, wie sie beispielsweise im Harz erfolgte, hierzulande aus seiner Sicht unsinnig. Kraft sieht aber keinerlei Risiko für Mensch und Natur: "Das ist völlig unproblematisch." Auch Jäger müssten keine Nachteile befürchten - außer, dass die Rehe extrem vorsichtig werden und dadurch schwieriger zu jagen sind. Ansonsten hält der Forstdirektor die Luchse in jeder Beziehung für eine Bereicherung - anders als etwa die ebenfalls auf dem Truppenübungsplatz anzutreffenden Waschbären. Kreisjagdmeisterin Heiderose Hügel, die bisher nur gerüchteweise von den Luchsen im Hunsrück gehört hat ("ich will aber nicht ausschließen, dass es welche gibt"), sieht wegen der zu befürchtenden Auswirkungen eher die Rückkehr einer anderen Tierart mit gemischten Gefühlen: Bei Kirn wurden jüngst mehrere Uhus gesichtet.

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