Doppelt stiften hält besser

HEIDENBURG. Heidenburg feierte, und viele kamen. Rund 400 Gäste, darunter zahlreiche Besucher aus dem befreundeten Leiwen und aus Villeblevin, der französischen Partnergemeinde, waren bei der offiziellen Geburtstagsfeier dabei. Der Chronist machte dem Jubilar ein ganz besonderes Geschenk: Er stiftet seine Sammlung.

"Ich bin sicher, dass Heidenburg auch in den nächsten 950 Jahren Dorfgeschichte schreibt", sagte Dietmar Jäger während des Festaktes zur 950-Jahr-Feier mit Überzeugung in der Stimme. Und wer unter den 400 Zuschauern weilte, dem war um Heidenburgs Zukunft ebenso wenig bange wie dem Ortsbürgermeister, so kurzweilig und von Gemeinsinn geprägt war die Veranstaltung. Ein Organisationskomitee hatte sich unter Mitwirkung vieler Dorfbewohner einiges einfallen lassen, um den Abend, durch den Achim Hagen und Corinna Lauxen führten, so lebendig wie möglich zu gestalten.Neue Chronik mit Spannung erwartet

Schon die Begrüßungsrede sorgte für das eine oder andere Schmunzeln. "Bürgermeister Dellwo kam und kommt immer gern nach Heidenburg", sagte Jäger mit einem Augenzwinkern. "Vor einigen Jahren kam er wohl vor allem wegen seiner Frau." Denn die Gattin des VG-Bürgermeisters Elfriede ist Heidenburgerin. Neben Dellwo waren zahlreiche weitere Ehrengäste anwesend, darunter Schirmherr Pierre Rathouin, ehemaliger Bürgermeister von Villeblevin, Landtagsabgeordneter Günter Rösch und Ortsbürgermeister Claus Feller aus Leiwen. Mit dem Satz "Zukunft hat Herkunft", gab der Kreisbeigeordnete Alex Licht das Stichwort für den Festvortrag. Denn Rolf Blasius stellte das Ergebnis von sieben Jahren aufwändiger Recherche vor: die 620-seitige Chronik von Heidenburg. Der Chronist informierte kurzweilig - unterbrochen von szenischen Bilder, die vier Heidenburgerinnen gestalteten, - über die Frauen des Dorfes, die in den 950 Jahren bedeutende Rollen innehatten: von der Gräfin Else von Baumburg über Anna Rassel, die 1492 mutig die Pesttoten beerdigte, bis hin zu Maria Theis, von 1939 bis 1982 Lehrerin an der Heidenburger Volksschule. Doch wie so oft im Leben: Die Frauen werden gelobt, die Auszeichnungen erhält das andere Geschlecht. Vier Männer, die sich um Heidenburg erhebliche Verdienste erworben haben, wurden erstmals mit der großen Ehrung der Gemeinde ausgezeichnet: Neben Blasius waren das Hermann Stein, seit 50 Jahren Chorleiter und Organist, Paul Lauck, der ehemalige Dirigent des Musikvereins Frohsinn, und Pierre Rathouin, der vor zehn Jahren die Initiative für die Gemeinde-Partnerschaft ergriff. Horst Hubert ließ die erste Begegnung Revue passieren: Der französische Bürgermeister habe damals Ausschau nach seinem Amtskollegen gehalten und einen seriösen Herrn gesucht. Stattdessen kam einer "mit langen Haaren und Ring im Ohr": Dietmar Jäger. Blasius hatte für die Erstellung der Chronik, bei der ihm ein Arbeitskreis tatkräftig zur Seite stand, auf Honorar verzichtet. Doch das sollte nicht sein einziges Geschenk bleiben. "Mit einer Stiftung fing alles an, und jetzt schließt sich der Kreis." Blasius spielte damit auf die Tatsache an, dass 1053 ein Adeliger dem Stift St. Simeon zu Trier das Dorf stiftete. Unter spontanem Beifall versicherte Blasius, seine umfangreiche landeskundliche Sammlung nach seinem Tod der Gemeinde Heidenburg zu vermachen. "Jetzt bin ich total nervös", gestand Jäger überrascht und bedankte sich gerührt. Nach einem "Auf Wiedersehen bis zur 1000-Jahr-Feier" von Achim Hagen und einer bunten Einlage der Winzertanzgruppe Leiwen unterhielten die Bigband 20up und musikalische Gäste aus Villeblevin bis in den Morgen hinein.

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