Ein Hunsrücker erinnert sich

MERSCHEID. Kurz nach seinem Tod erschien jetzt die Autobiographie des Merscheiders Adolf Nellinger. Sie enthält Heimaterinnerungen und Kriegserlebnisse.

 Dieses Jahr erschienen: In diesem Buch finden sich die Lebenserinnerungen eines Merscheiders an den Zweiten Weltkrieg. Foto: Peter Ittenbach

Dieses Jahr erschienen: In diesem Buch finden sich die Lebenserinnerungen eines Merscheiders an den Zweiten Weltkrieg. Foto: Peter Ittenbach

Seit einigen Jahren erlebt Deutschland einen Boom von Biographien und Autobiographien. Von vielen mehr oder weniger Prominenten liegen mittlerweile Bücher vor. Mindestens ebenso interessant ist die Autobiographie eines einfachen älteren Manns aus dem Hunsrück. Seine Lebenserinnerungen sind ein Werk, in dem sich viele andere Menschen wiederfinden können. Auch für Jüngere ist ein solcher Bericht aus der Jugend der Großeltern interessant. Darum verbrachte Adolf Nellinger aus Merscheid, der im vergangenen Jahr im Alter von 92 Jahren verstarb, am Ende seines Lebens viel Zeit mit der Aufarbeitung seiner Jugenderinnerungen. "Er wollte seine Gedanken, Dinge die ihm wichtig waren, mitteilen, für die Familie, Bekannte und den Freundeskreis", beschreibt Ludwig Nellinger die Absichten seines Vaters. Das Buch mit dem Titel "Heimat und Krieg. Ein Hunsrücker erinnert sich" wurde mit der Hilfe einer Bonner Agentur erstellt, die sich auf Biographien älterer Menschen spezialisiert hat. Im Falle von Adolf Nellinger allerdings war die Vorarbeit bereits gemacht: Die Gedichte, Texte, Zeichnungen und Fotos, die das Buch enthält, entstanden teilweise schon vor vielen Jahrzehnten. Das Buch hält Erinnerungen Nellingers an seine Heimat fest. Den Großteil aber nehmen Gedichte ein, die er in seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg schrieb. Mit 28 Jahren wird Adolf Nellinger einberufen. Seine Soldatenzeit führt ihn zuerst ins polnische Warschau. Über das dortige Ghetto schreibt er 1941: "Juden ihrem Heim entrissen, freien Menschseins sie beraubt. Wer wird diese Tat einst büßen, welch' ein Geist, der dies erlaubt!" Anschließend nahm Nellinger am Russlandfeldzug teil. Dort schreibt er im Juli 1941: "Trotz Siegel und Nichtangriffspakt wird doch Russland Kriegsschauplatz. So in Hitlers Blitzprogramm, Rassenwahn, Eroberungsdrang". Seine Schilderungen, Fotos und Gedichte von den Kämpfen am Kessel von Bialystok gehören zu den eindrucksvollsten Teilen des Buches. Frankreich lernte er während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls kennen. In den Erinnerungen finden sich Kriegsweihnacht, Lazarettaufenthalte, der Kampf gegen französische Partisanen, Beerdigung von Kameraden, schließlich der Rückzug und die Gefangenschaft. Der Band enthält Auszüge aus dem Kriegstagebuch des jungen Gefreiten Nellinger. Aufgelockert wird der Band durch einige Zeichnungen Nellingers. Insbesondere seine Fotos aus dem Soldatenalltag sind bemerkenswert. Das 180-seitige Buch ist unter dem Titel "Heimat und Krieg. Ein Hunsrücker erinnert sich" bei der Druckerei Warlich in Ahrweiler erschienen und kostet 24,80 Euro.

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